The Social Pulse: Dieser Schuh ist derzeit angesagt - wegen eines optischen Details
Worüber im Netz diskutiert wird und warum
Schuh-Trends und Trend-Schuhe kommen und gehen. Nur gelegentlich kommt einer daher, der die Modewelt - und auch Social Media - vorübergehend zum Stillstand bringt, während alle Menschen entweder voller Bewunderung oder voller Abscheu auf die Kreation blicken. Die neueste Modeerscheinung, die von den Laufstegen aus sowohl die Promiwelt als auch Social Media erobert hat, ist der Tabi Schuh von Maison Margiela.
Die Meinungen über den Tabi von Maison Margiela sind so geteilt wie die Zehenpartie des Schuhs: Diese optische Besonderheit ist es, die den Schuh immer wieder aufleben lassen und ihn jetzt sogar zum Social-Media-Star machen.
Dabei gibt es den Tabi schon seit 1988, als Maison Margiela erstmals Models mit den Zehentrenner-Schuhen über den Laufsteg schickte. In Anlehnung an japanische Arbeitsschuhe teilte Chef-Designer Martin Margiela die Spitze der Schuhe entzwei und tauchte sie noch dazu in rote Farbe, was Huf-ähnliche Abdrücke auf dem Boden hinterließ.
Seitdem hat das Label den Tabi in verschiedensten Varianten neu erfunden, sei es als Stiefel, als Ballerinas, als Mary Janes oder - in Kooperation mit Reebock - sogar als Sneaker. Alle Jahre wieder sieht man die Schuhe an Streetstyles rund um die Fashion Weeks der Welt, auf den Laufstegen selbst oder auch an Promi-Füßen.
Waren es einst eher die von mode-mutigen Stars wie Chloë Sevigny oder Björk, die den Tabi trugen, sind es heute allerlei It-Girls wie Kylie Jenner, Zendaya, Cardi B, Dua Lipa oder Joe Jonas.
My brains are burning from waking up early ,community service then studio….but I did the crime “I only have myself to blame” pic.twitter.com/YFbMbwm1xd
— Cardi B (@iamcardib) February 24, 2023
Tabi trenden auf Social Media
Martin Margiela verließ das von ihm gegründete Modehaus 2008, doch die Tabis blieben und wurden zum Markenzeichen des Labels. Modehistoriker Alexandre Samson sagte im Gespräch mit Business of Fashion sogar einmal: "Tabis für Margiela sind wie Tweed für Chanel."
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Dass sie jetzt gerade mal wieder in aller Munde sind und - wie immer - für polarisierende Meinungen sorgen, liegt aber weniger an Promis als - wie könnte es anders sein - an Social Media. Auf TikTok trenden vor allem Videos, in denen Nutzer ihre teils umfangreiche Sammlung an Tabis zur Schau stellen - kein kleines Unterfangen, wenn man bedenkt, dass Tabis nicht gerade günstig sind. So gibt es Tabi-Pumps im aktuellen Handel für um die 700 Euro und Stiefel für knapp 1000 Euro.
Neben Liebe für Mode steckt hinter Clips wie dem von Influencerin Madeleine also auch ein klein wenig Angeberei. In den Kommentaren bleibt vielen die Spucke weg. "Oh, du hast also Geld", heißt es dort. Andere überschlagen den Wert der Sammlung und kommen auf fünfstellige Summen. In den restlichen Kommentaren findet sich die übrige Mischung aus Bewunderung und Abscheu für die Zehentrenner-Schuhe - von "Ich würde jedes Paar davon kaufen" über "Ich verstehe diese Schuhe einfach nicht" bis hin zu "Ich nenne das Lama-Schuhe".
Auf Instagram hat sich ein weiterer Trend eingeschlichen, bei dem die Zehentrennung als Greifwerkzeug genutzt wird - sei es für Kreditkarten, Weingläser oder andere Rich-Girl-Accessoires.
Eine virale Diebesgeschichte
Mittlerweile scheinen die Schuhe so berühmt-berüchtigt, dass sie sogar zum begehrten Diebesgut werden. Eine TikTokerin namens Alexis Dougé teilte ihre Geschichte in einem Video, das prompt viral ging und durch diverse Medien geisterte.
Ein Mann, den sie auf Tinder kennengelernt hatte, habe ihr nach dem ersten Date ihre Tabi Mary Janes im Wert von 700 Pfund (rund 820 Euro) gestohlen. Die Sprache sei auf Tabis gekommen, worauf sie ihm ihre gezeigt hätte. Nachdem sie die Nacht zusammen verbracht hätten, habe der Mann sich am Morgen flugs aus dem Staub gemacht - mitsamt ihren teuren Schuhen. In ihrem Video warnte sie vor dem Mann, der seitdem jeglichen Kontakt abgebrochen habe, und bat zugleich um Hinweise: "Ich will meine Schuhe wiederhaben!"
Ein wiederkehrender Trend, aber nie Mainstream
Offenbar haben selbst Diebe, ähnlich wie bei wertvollen Designer-Taschen, die Tabis und deren Wiederverkaufswert für sich entdeckt. Dass die Tabis aktuell derart im Fokus stehen, gefällt allerdings auch nicht allen. "Es ist ein wenig wie die Menschen, die ein Nirvana-T-Shirt tragen, ohne die Band jemals gehört zu haben", zitiert das Schweizer Magazin Bellevue den Mode-Journalisten Eugene Rabkin.
Wer den Zehentrennern nichts abgewinnen kann und einen dauerhaften Trend fürchtet, muss laut Tiffany Hsu von der Mode-Plattform Mytheresa nach 35 Jahren Tabi keine Sorge mehr haben: "Ich glaube nicht, dass der Tabi zum Schuh für die breite Masse wird", meint sie. "Wenn er Mainstream werden würde, wäre er es schon längst."
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