The Social Pulse: Video zeigt schlimme Folgen von Kinderbild-Postings
Jeden Tag posten Eltern Bilder ihrer Kinder im Netz. Was das für die Kleinen in Zukunft bedeuten könnte, zeigt ein eindrückliches Aufklärungsvideo.
Der folgende Inhalt kann auf manche Zuschauer*innen verstörend wirken. Diese Warnung steht vor einem Aufklärungsvideo, das auf Youtube über eine Million Menschen erreicht hat. Es zeigt die "ungeahnten Folgen", die es haben kann, unzensierte Kinderbilder ins Netz zu stellen.
Warum der ganze Wirbel?
Ella ist neun Jahre alt. Was sie an ihrem letzten Geburtstag erlebt hat oder was sie so für Blödsinn im Kopf hat, teilen ihre Eltern gern online. Sie stellen regelmäßig Bilder und Videos ihrer minderjährigen Tochter ins Netz. Doch mit jedem Upload geben sie die Hoheit über die Daten aus den Händen. Leicht können sie dann in falsche Hände gelangen und manipuliert werden.
Auf welche Art, das führt ein Aufklärungsvideo auf Youtube vor Augen. Es zeigt ein erdachtes Szenario. Darin sitzen die Eltern Ellas im Kino. Aber statt des erwarteten Films, spricht plötzlich ihre Tochter von der Leinwand zu ihnen. Mit einer Künstlichen Intelligenz digital gealtert. Als Vorlage diente dafür nur ein Foto der Kinder-Ella. Ihr erwachsenes Ich zählt nun mögliche Folgen auf, die es in Zukunft haben könnte, dass ihre Eltern Daten in ihrer Kindheit preisgaben.
Sie sagt: "Ich weiß, für euch sind diese Bilder Erinnerungen. Aber für andere sind sie Daten. Und für mich vielleicht der Anfang einer schrecklichen Zukunft." Einer Zukunft, in der ihre Identität gestohlen werden könnte. Weshalb sie für eine Tat, die sie nicht begangen habe, im Gefängnis lande oder ihre Kreditwürdigkeit zerstört oder ihre Stimme für einen Enkel*innen-Trick kopiert werde. Und, besonders drastisch: "Am wenigsten möchte ich…" Dann bricht ihre Stimme weg. Aber suggeriert wird, dass ein Bild von ihr für Kinderpornografie missbraucht wurde.
Ella schließt mit folgender Aussage: "Was ihr im Netz teilt, ist wie ein digitaler Fußabdruck, der mich für immer verfolgen wird. Ich sage euch das, weil ich weiß, dass ihr mich liebt. Und nie etwas tun würdet, was mir schaden könnte."
Das sind die Hintergründe
Das Video soll die Medienkompetenz steigern. Eltern sollen das "eigene Vorgehen in Sachen Datenschutz und Datensicherheit überprüfen und von vornherein ungewollten Schaden abwenden". Kinderbilder, die unzensiert im Netz landen, können schlimme Folgen haben. In vielen Fällen passiert das nicht durch Missbrauch, Datenlecks oder Hacks. Sondern weil Eltern freiwillig Fotos und Videos ihrer Kinder online stellen.
Die Warnung der Telekom, die für das Video verantwortlich ist, lautet deshalb: Beim Umgang mit sensiblen Daten gilt "besondere Umsicht und Sorgfalt."
So reagiert die Netzgemeinde
Unter den hunderten Kommentaren zu dem Video findet sich sehr viel Zustimmung. So schreibt beispielsweise jemand: "Ihr müsst das auf Social Media Kanälen pushen! Ihr habt eine große Reichweite und hier eine großartige Aktion gestartet." Eine zweite Person pflichtet bei: "Vielen Dank für diese geniale Kampagne. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich Freunden, Eltern und Familienmitgliedern erklärt habe, warum ich nicht möchte, dass die Daten meiner Kinder in sozialen Medien veröffentlicht werden." Eine dritte Person schreibt: "Das muss einfach viral gehen. Jeder und jede muss das sehen."
Welche Positionen gibt es?
Das Thema ist wichtig. Das betont auch das Bundeskriminalamt auf einer eigens eingerichteten Themenseite. Dort heißt es: "Viele Menschen posten sorglos Bilder von ihren Kindern." Das BKA rät deshalb, dass generell keine Kinderbilder ins Netz gehören. Denn: Landen sie erstmal dort, "kann nicht mehr kontrolliert werden, wer diese Bilder besitzt und was mit den Bildern geschieht".
📸Kinderbilder in den sozialen Medien📸
6 Tipps für den Umgang mit Kinderfotos in sozialen Netzwerken lesen Sie im Artikel der Polizeilichen Kriminalprävention. Außerdem finden Sie dort FAQs zur Meldung von Kinderpornografie im Netz: https://t.co/XRmnFpFKr5 pic.twitter.com/quVuar1Je0— Bundeskriminalamt (@bka) March 30, 2020
Welche Missbrauchsmöglichkeiten es gibt, zählt das BKA folgend auf: Pädokriminelle Täter*innen würden auch "harmlose" Bilder sammeln und im Darknet verbreiten. Weiterhin dienten frei verfügbare Kinderbilder dazu, "computeranimierter Kinderpornografie" zu schaffen, indem Aufnahmen bekleideter Kinder umgestaltet werden. Sie zeigen dann leicht bekleidete oder gar nackte Kinder. So könne jedes Bild in einen sexualisierten Kontext gestellt werden. Andere Folgen können auch Mobbing an der Schule oder danach sein aufgrund von Bildern, die auch später noch Scham bei den Abgebildeten auslösen.
Laut Telekom teilen 75 Prozent aller Eltern Daten ihrer Kinder in sozialen Medien. Und acht von zehn Eltern haben Follower*innen, die sie nicht kennen. Deshalb raten die Zivilen Helden, das ist eine polizeiliche Kriminalprävention: "Übernehmen Sie online Verantwortung und schützen Sie ihre Kinder." Zuletzt auch deshalb, weil Kinder Persönlichkeitsrechte besitzen würden, wie das Recht auf Privatsphäre und das Recht am eigenen Bild.
75% aller Eltern teilen Bilder ihrer Kinder im Netz, ohne zu wissen, welche Auswirkungen das für ihre Zukunft haben könnte. Mit #ShareWithCare zeigen wir, wie wichtig es ist, die Daten unserer Kinder zu schützen.❗
Hier geht´s zur Langversion des Videos: https://t.co/IpGjWX2Lay pic.twitter.com/DlNuzVRDqy— Deutsche Telekom AG (@deutschetelekom) September 4, 2023
Tipps zum Umgang
Die Zivilen Helden geben zudem sechs Tipps zum Umgang mit Kinderfotos mit auf den Weg:
Beziehen Sie Ihre Kinder mit ein
Vermeiden Sie personenbezogene Daten des Kindes preiszugeben
Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Sicherheits- bzw. Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Online-Netzwerken und Messengern
Posten Sie keine Fotos von Kindern in peinlichen, unangenehmen oder unangemessenen Situationen
Überlegen Sie, ob es für die Bildaussage des Fotos zwingend notwendig ist, das Gesicht des Kindes zu zeigen
Nehmen Sie Ihre Vorbildfunktion wahr
Weitere Informationen finden Sie hier, hier und hier.
Mehr Tipps für Sicherheit im Netz findest du hier:
Im Video: EU-Gesetz für digitale Dienste - Verschärfte Regeln für Google, Facebook und Co.