US-Studie: Mehr als die Hälfte aller Kosmetika enthält giftige Chemikalien
Kosmetikartikel wie Foundations, Mascara und Lippenstift sollen der Schönheit dienen, können in Wahrheit aber vor allem der Gesundheit schaden. Nachdem US-Forscher in 50 Prozent aller Proben bedenkliche Mengen an giftigen PFAS gefunden haben, will die US-Regierung nun handeln.
Sogenannte PFAS sind per- und polyfluorierte Chemikalien, die wasser-, fett- und schutzabweisend sind sowie thermisch und chemisch stabil. Genau diese Eigenschaften machen sie so attraktiv für Hersteller von Textilien, Kochgeschirr und vor allem aus der Beauty-Branche. Dabei gelten die Chemikalien als potenziell toxisch, was sie für Verbraucher und die Umwelt gefährlich macht.
Wimperntusche ist am häufigsten belastet
Umso bedenklicher, dass in einer aktuellen US-Studie in 52 % von insgesamt 231 untersuchten Kosmetikprodukten hohe Mengen eben dieser PFAS nachgewiesen wurden. Die untersuchten Produkte werden in den USA und Kanada verkauft. Am häufigsten fanden die Wissenschaftler die Stoffe in wasserfester Mascara (82%), in Foundations (63 %) und in laut Werbung langhaltendem Lippenstift (62%).
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Erschienen sind die nicht nur für Verbraucherschützer Besorgnis erregenden Ergebnisse im Magazin "Environmental Science & Technology Letters". Die Forscher bemängelten nicht nur den massiven Einsatz der potenziell giftigen Chemikalien, sondern auch die Tatsache, dass entsprechende Inhaltsstoffe auf den Produkten gar nicht oder nicht in ausreichender Klarheit aufgeführt werden. Laut der "US Food and Drug Administration" müssten sie das aber unbedingt sein.
Ein US-Gesetz soll den Einsatz jetzt verbieten
Laut "CNN" sagte David Andrews von der Verbraucherorganisation Environmental Working Group: "Das ist schockierend und hoffentlich ein Weckruf für die Kosmetikindustrie, was die Kontamination von PFAS in so vielen Makeup-Produkten betrifft." Der am häufigsten verwendete Kunststoff sei Polytetrafluorethylen, besser bekannt als Teflon, der vor allem bei der Beschichtung von Pfannen eine Rolle spielt. Seine Organisation hätte aber 13 verschiedene Chemikalien in mehr als 600 Produkten von 80 unterschiedlichen Herstellern gefunden.
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Als direkte Folge der Studie haben nun Senatoren beider US-Parteien ein Gesetz in den US-Senat sowie das Repräsentantenhaus eingebracht, nachdem die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel den Zusatz von PFAS in Kosmetikprodukten verbieten würde. Schließlich steckten die Chemikalien in Produkten, die viele Menschen jeden Tag benutzen, ohne sich der Gefahren bewusst zu sein.
Das ist die Lage in Deutschland
Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gibt es mehrere Hürden, alle PFAS grundsätzlich zu verbieten. Zum einen fallen unter diesen Begriff mehr als 4.700 Stoffe, von denen teilweise nicht klar ist, wo und wie genau sie verwendet werden. Manche davon könnten außerdem nicht durch andere, weniger bedenkliche Stoffe ersetzt werden, was zum Beispiel bei technischer Schutzkleidung und bestimmten medizinischen Produkten der Fall sei.
Schwierig sei die Beurteilung außerdem bei komplexen Produkten, die ganz oder teilweise außerhalb der EU produziert werden. Wörtlich heißt es auf der Webseite: "In den vergangenen Jahren haben sich die Hinweise verdichtet, dass die gesamte Gruppe der PFAS aus Umweltsicht problematisch ist. Deshalb haben die Behörden nun damit begonnen, ein umfassendes Verbot aller PFAS zu prüfen." Die große Herausforderung bestünde darin herauszufinden, für welche unabdingbaren Verwendungen Ausnahmen benötigt würden. Kosmetika dürften ziemlich sicher nicht darunter sein.
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