Wir verbringen unseren Ruhestand damit, um die Welt zu reisen - darum werden unsere 6 Kinder auch nichts erben
Wenn mir in meinen Vierzigern jemand gesagt hätte, dass ich diesen Text von Mauritius aus schreibe, nachdem ich Monate durch Europa gereist bin – ich hätte wahrscheinlich gelacht.
Damals hatte ich eine eher traditionelle Vorstellung von Ruhestand: bis 65 arbeiten, meinen Kindern ein finanzielles Polster hinterlassen und dann ein ruhigeres Leben führen.
Doch mit 53 Jahren haben mein Mann Nigel und ich unsere Jobs in der Öl- und Gasindustrie gekündigt, den Komfort gegen Abenteuer eingetauscht und uns auf den Weg gemacht.
Um früh in Rente zu gehen und zu reisen, haben wir unsere Finanzen neu geordnet und einen Plan erstellt, jeden Cent auszugeben.
Wir haben in die ersten 25 Jahre unserer Kinder investiert
Der Entschluss, unseren sechs Kindern nichts zu vererben, war ein zentraler Bestandteil dieses Plans. Wir haben in ihre ersten 25 Lebensjahre investiert und ihnen eine solide Basis gegeben, um ihre eigenen Wege zu gehen.
Um zu reisen, wollten wir nicht auf unsere Rentenkonten zugreifen. Wir fürchteten die Strafgebühren für vorzeitige Auszahlungen und haben daher unseren Lebensstil vereinfacht.
Wir haben unsere Schulden beglichen und beschlossen, jeden Monat alle Rechnungen vollständig zu zahlen. Diese Entscheidungen haben einen Unterschied gemacht.
Wir engagierten einen Finanzberater
Unterstützung brauchten wir dennoch: Um unseren Traum zu verwirklichen, haben wir einen Finanzberater engagiert, der uns half, einen verlässlichen Plan zu entwickeln.
Gemeinsam haben wir unsere Einkommensressourcen optimiert und eine Strategie entworfen, um unser Erspartes während unserer Lebenszeit vollständig auszugeben. Unsere Finanzen haben wir an einen Berater mit gebührenbasierter Vermögensverwaltung übergeben. So konnten wir aufhören, uns Sorgen darüber zu machen, dass uns das Geld ausgehen könnte.
So sieht unser Budget aus
Unser Ziel ist es, 20 Prozent weniger auszugeben, als wir in den letzten fünf Arbeitsjahren getan haben. Die Ausgaben wollen wir schrittweise reduzieren, während wir älter werden und uns langsamer bewegen. Sorgfältige Budgetierung und clevere Reisetricks helfen uns dabei.
Vor unserer Abreise im August lebten wir in Houston, Texas, wo wir noch immer ein Haus besitzen. Die Entscheidung zwischen Vermieten und Verkaufen war zu schwer, also haben wir sie aufgeschoben. Im Januar kehren wir zurück, um alles zu packen und endgültige Entscheidungen zu treffen.
Wir begannen unser Abenteuer mit einem Besuch bei unserer Familie in England. Seitdem haben wir unsere Reisegewohnheiten sorgfältig ausgewählt, um günstig zu reisen, ohne unsere Standards zu opfern. Das betrifft sowohl die Unterkunft als auch die Reiseplanung.
Für Unterkünfte nutze ich Airbnb und lokale Immobilienagenturen, die bei einem Mindestaufenthalt von 30 Tagen Rabatte anbieten. So können wir Kosten sparen, uns einleben und einen Ort wirklich kennenlernen.
Reisen sorgfältig planen
Durch das Reisen während der Nebensaison sparen wir Geld und gleichen teurere Ziele mit günstigeren aus. Nach England haben wir eine Routine entwickelt, die wir „Home Bases“ nennen – Orte, an denen wir wie Einheimische leben und die Umgebung erkunden.
Bislang lebten wir:
Einen Monat in Dubrovnik (Kroatien): atemberaubende Küste
In Lecce (Italien): umgeben von Weinbergen und Olivenhainen
In Sevilla (Spanien): Wir lieben die entspannte andalusische Atmosphäre
Jetzt in Mauritius, einer kleinen Insel östlich von Madagaskar, wo wir die Feiertage genießen.
In den letzten fünf Monaten haben wir durchschnittlich 6000 Dollar pro Monat ausgegeben – das sind umgerechnet etwa 5.520 Euro. Ohne die Kosten für unser Haus in Texas. Beim „langsamen Reisen“ kaufen wir auf lokalen Märkten ein, kochen zuhause und genießen ein entspanntes Tempo.
Das wollen wir von der Zukunft
Bei dieser Reise geht es uns geht darum, Raum zum Atmen zu finden. Der endlose Nachrichtenzyklus in den USA hat mich ausgelaugt. Persönlich brauchte ich Abstand, um zu entschleunigen. Ich verfolge internationale Nachrichten, aber die Politik zuhause fühlt sich weit weg an.
Wir wissen nicht genau, wohin uns diese Reise führen wird. Das ist das Schöne daran. Mit einer langen Liste von Orten, die wir noch erkunden wollen, und regelmäßigen Besuchen bei der Familie könnten wir eines Tages wieder dort landen, wo wir angefangen haben.
Unsere sechs Kinder, die zwischen 23 und 37 Jahre alt sind und in Kalifornien, Utah, Texas und England leben, freuen sich mit uns. Aber ein bisschen wehmütig waren sie auch, als wir aufbrachen. Einige von ihnen sagten, es fühle sich an, als würden wir für immer gehen. Sie fühlten eine Veränderung, die permanenter wirkt – obwohl wir sie genauso oft sehen werden wie vorher in Houston.
Bei unserem Plan, „alles auszugeben“, geht es nicht darum, pleite zu gehen. Es geht darum, mit Absicht das zu nutzen, was wir haben. Dadurch wollen wir erkunden, lernen und Erinnerungen schaffen, die wir für immer bewahren können.
Für unsere Kinder hoffe ich, dass wir ihnen zeigen, dass es keinen einzigen richtigen Weg zu leben gibt. Manchmal muss man einfach springen und darauf vertrauen, dass sich ein Netz spannt – eine Erinnerung, das Leben in all seinen Facetten zu genießen.
Lest den Originalartikel in Englisch hier.