Vergessen Sie Anti-Falten-Cremes: Dermatologin verrät, was wirklich den Alterungsprozess verlangsamt

Im Internet wird heiß spekuliert, ob eine bestimmte Generation schneller altert. Eine Star-Dermatologin verrät, was an den Gerüchten dran ist & welche Anti-Aging-Maßnahmen wirklich effektiv sind.

Das Video des TikTok-Stars Jordan Stallon, in dem er darüber spricht, dass ihm niemand glaubt, dass er erst 26 Jahre alt ist, wurde viral. "Wenn ich auf der Straße unterwegs bin, denken alle, dass meine Mutter meine jüngere Schwester ist", beklagte er sich und zoomte auf seine Stirnfalten. "Schaut euch das an, die Gen-Z sieht alt aus!" Stallon erklärte, dass der ganze Stress, dem die junge Generation ausgesetzt ist, die Ursache dafür sei.

Stallon erhielt auf den sozialen Medien viel Zuspruch von Menschen seiner Generation, die ebenfalls beobachten, dass sie schneller altern. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter dieser Vermutung?

Star-Dermatologin: Viele Faktoren beeinflussen Alterung

"Um diese Behauptung zu verifizieren, müsste man erst wissenschaftliche Untersuchungen anstellen", sagt die Berliner Dermatologin Yael Adler auf Anfrage. Dazu müsste man zuerst folgende Parameter betrachten:

  • die Telomer-Länge (Telomere sind Schutzkappen an den Enden der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung sprich mit zunehmenden Alter kürzer werden)

  • Veränderungen des Erbguts

  • Zellstress

  • Funktion der Zellkraftwerke (Mitochondrien)

  • Eiweißbalance

  • Stammzellreserve

  • Entzündungswerte im Blut

  • die Elastizität der Haut

  • Herzfunktion

  • Gehirnleistung

  • Organ-Funktion

  • Stoffwechsel

  • Hormonspiegel

  • Immunsystemfunktion

  • Beweglichkeit

  • Muskelmasse

  • Knochendichte

  • Gewicht

Erst dann könne man bestimmen oder abschätzen, ob die Generation Z tatsächlich schneller altert, sagt die Medizinerin.

Ungesunder Lebensstil fördert Alterungsprozess

Die These lässt sich jedoch nicht vollständig widerlegen: "Man müsste dies statistisch überprüfen, aber tendenziell würde man sagen, die jungen Leute gehen weniger raus, sie essen mehr und ungesünder, sitzen am Computer, haben Stress, sie rauchen wieder mehr, trinken Alkohol", sagt Adler.

Übergewicht ist unter jungen Menschen verbreiteter und auch Erkrankungen wie Darmkrebs und Diabetes treten nun auch früher auf. Aber letztendlich können nur Untersuchungen zeigen, ob die Generation Z tatsächlich früher altert: "Dazu könnte man sich neben den oben genannten anderen Parametern auch die Darmflora anschauen und vergleichen", sagt Adler. Erst dann könne man sagen, ob die Generation ungesünder ist und damit auch schneller altert. "Wer an chronischen Erkrankungen leidet bzw. stille Entzündungen im Körper hat, altert auch schneller", sagt Adler.

Nummer 1 Anti-Aging-Mittel: Sonnenschutz

Was kann man tun, um zu verhindern, dass die Haut frühzeitig altert und man Falten bekommt? "Sonnenschutz ist notwendig und sinnvoll, denn Sonnen- bzw. UV-Strahlung sind die Altersbeschleuniger Nummer eins", betont Adler.

Es ist effektiver, Sonnenbäder und Sonnenbrände zu vermeiden als jede Anti-Falten-Creme. Die Dermatologin hält nicht viel von der Verwendung von Anti-Falten-Cremes: "Das Meiste ist unnötig und Quatsch", sagt Adler. "Das braucht man ja nicht mal als älterer Mensch, denn die haben kaum einen Effekt und können die Hautbarriere allenfalls von Außen schützen und mit enthaltender Hyaluronsäure die obere Hornschicht nur ein bisschen aufplustern und vielleicht die oberen Zelllagen mit Vitaminen ein bisschen antioxidativ versorgen".

Viel wichtiger für gesunde Haut ist jedoch die Ernährung: Durch die Ernährung nimmt man alle Anti-Aging-Substanzen auf, wie zum Beispiel:

  • Pflanzenfarbstoffe

  • Ballaststoffe (insbesondere lösliche)

  • fermentierte Lebensmittel (nicht erhitzt)

  • Vitamine

  • Spurenelemente

  • Omega-3-Fettsäuren

  • Aminosäuren

Diese Substanzen können die Haut und den gesamten Körper schützen und reparieren und somit vor Entzündungen schützen. Auch Sport und ausreichender Schlaf, kein Nikotin und wenig Alkohol gehören dazu.

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Beauty-Routine-Hype: Weniger ist mehr

Um eine vorzeitige Alterung zu vermeiden, insbesondere im Hinblick auf die Haut, sind Antifalten-Cremes nicht erforderlich - insbesondere nicht bei jungen Menschen, warnt die Expertin. In Bezug auf die Hautpflege empfiehlt Adler daher lediglich, Sonnenschutz zu verwenden, die großen Hautflächen nur mit Wasser zu reinigen, Waschsubstanzen sparsam und nur an Stellen zu verwenden, an denen man schwitzt und den Händen, und die Haut nur an Stellen zu pflegen, an denen sie trocken ist und spannt.

Wer zu viel und falsch wäscht, eincremt und pflegt, erreicht oft das Gegenteil, warnt sie: "20 bis 50 Prozent der Patienten haben deswegen selbstverursachte Hauterkrankungen".

Finger weg von Botox & Hyaluron

Adler empfiehlt auch der GenZ-Generation keine Botox-Behandlungen oder Hyaluronsäure-Unterspritzungen. Ihrer Meinung nach ist Botox ein Medikament, das Muskeln lähmt und in der Medizin gut eingesetzt werden kann, zum Beispiel bei Kindern mit spastischer Lähmung oder übermäßigem Schwitzen. Allerdings sei es ungeeignet, um bereits in jungen Jahren Falten oder Mimik zu reduzieren.

Sie warnt davor, dass Botox die Muskeln dünner macht, was bei jungen Menschen einen gegenteiligen Effekt haben kann, da der schrumpfende Muskel dazu führen kann, dass man älter aussieht. Dadurch fehlt plötzlich die "schöne, runde, kugelige Unterlage", die die Haut strafft.

Adler ist daher nicht dafür, dass 20-Jährige präventiv Botox verwenden, um Faltenbildung zu vermeiden. Es reiche aus, damit zu beginnen, wenn mimische Falten sichtbar werden, wenn überhaupt. Botox könne zwar zu einer Glättung führen, nehme aber auch die Mimik, wodurch man nicht unbedingt jünger aussehe. Wer Botox spritzen lasse, solle es daher sehr dezent machen. Eine starre Mimik lasse einen alt aussehen und könne schnell unsympathisch, unempathisch oder grotesk wirken.

Auch Hyaluronunterspritzungen empfiehlt Adler jungen Menschen nicht. Sie würde erst ab 30 oder 35 Jahren mit regenerativen Hyaluronsäuren arbeiten. Im jungen Alter sei eine gesunde Lebensweise entscheidend dafür, ob man schneller alt aussiehe oder länger jünger wirke.


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