Warum Erdnussbutter für Babies gesund sein kann

Besserer Schutz vor Allergien

Kann man einer Erdnussallergie im Säuglingsalter vorbeugen? Lange Zeit rieten Expert*innen, Kinder im ersten Lebensjahr unbedingt von Nüssen aller Art fernzuhalten. Neueste Erkenntnisse zeigen jedoch, dass die Wissenschaft hier inzwischen eine Kehrtwende vollzogen hat. Der Konsens lautet: Der Verzicht schadet deutlich mehr als er schützt.

Weltweit wird deshalb in Leitlinien zur Säuglingsernährung empfohlen, potenziell allergieauslösende Lebensmittel wie Nüsse, Kuhmilch oder Eier frühzeitig in die Beikost einzuführen. Studien belegen, dass dadurch im kindlichen Organismus ein Schutz vor Allergien aufgebaut werden kann. Im Falle der verbreiteten Erdnussallergie lautet die Empfehlung sogar: Je höher das Allergierisiko eines Kleinkindes, desto eher sollte es erdnusshaltige Nahrung essen.

In den industrialisierten Ländern leiden rund ein bis zwei Prozent aller Kinder an einer Erdnussallergie. In Europa sind etwa 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung betroffen. Aufgrund der weiten Verbreitung von Erdnüssen in heutigen Lebensmitteln müssen Betroffene auf eine Vielzahl von Produkten achten, in denen sich Erdnüsse verbergen – selbst in solchen, wo man sie nicht vermuten würde. Erdnüsse sind der häufigste Auslöser für allergische Reaktionen auf Lebensmittel. Bereits kleinste Spuren können bei sensiblen Personen einen lebensbedrohlichen Schock mit Atemnot sowie Herz- und Kreislaufproblemen auslösen. Dies und widersprüchliche Empfehlungen haben dazu geführt, dass Eltern und Betreuer*innen bislang häufig davor zurückschrecken, Erdnüsse in ihre Ernährung einzuführen.

Ein britisches Forscherteam hat nun im Rahmen der LEAP-Trio-Studie ((LEAP = Learning Early about Peanut Allergy) herausgefunden, dass durch die frühe Einführung von Erdnüssen in die Ernährung von Babys eine Erdnussallergie langfristig verhindert werden kann.

Erdnusmus
Forschende des King's College empfehlen, Babys nach dem Abstillen Erdnüsse zu geben, etwa in Form von feinem Erdnusmus. (Bild: Getty Images)

Die neuen Forschungsergebnisse bauen auf den Ergebnissen der klinischen Studie "Learning Early About Peanut Allergy" (LEAP) aus dem Jahr 2015 auf. In der ersten Studie wurde die Hälfte der Teilnehmer gebeten, vom Säuglingsalter bis zum Alter von 5 Jahren regelmäßig Erdnüsse zu verzehren, während die andere Hälfte aufgefordert wurde, während dieser Zeit Erdnüsse zu vermeiden. Die Forscher fanden heraus, dass die frühe Einführung von Erdnüssen das Risiko einer Erdnussallergie im Alter von 5 Jahren um 81 Prozent reduzierte.

Die Forscher begleiteten beide Gruppen vom 6. bis zum 12. Lebensjahr oder länger. In diesem Zeitraum konnten die Kinder Erdnüsse in beliebiger Menge und Häufigkeit essen. Sie fanden heraus, dass 15,4 Prozent der Teilnehmer aus der Gruppe, die Erdnüsse in der frühen Kindheit vermied, und 4,4 Prozent aus der Gruppe, die Erdnüsse in der frühen Kindheit konsumierte, im Alter von 12 Jahren oder älter eine Erdnussallergie hatten. Diese Ergebnisse zeigen, dass regelmäßiger, früher Erdnusskonsum das Risiko einer Erdnussallergie in der Pubertät um 71 Prozent senkte, verglichen mit einer frühen Erdnussvermeidung.

Der leitende Forscher Professor Gideon Lack vom King's College sagte in einer Pressemitteilung: "Jahrzehntelange Ratschläge, Erdnüsse zu vermeiden, haben Eltern davor zurückschrecken lassen, Erdnüsse in jungen Jahren einzuführen. Die Beweise sind eindeutig, dass die frühe Einführung von Erdnüssen im Säuglingsalter eine langfristige Toleranz hervorruft und Kinder bis in die Pubertät vor Allergien schützt."

Professor George Du Toit, Co-Leitender Forscher am King's College London, sagte:

"Dies ist eine sichere und hochwirksame Intervention, die bereits im Alter von 4 Monaten durchgeführt werden kann. Das Kind muss entwicklungsmäßig bereit sein, mit dem Abstillen zu beginnen, und Erdnüsse sollten als weiche pürierte Paste oder als Erdnussbällchen eingeführt werden."Professor George Du Toit

Das Forscherteam stellte außerdem fest, dass die Teilnehmenden der LEAP-Gruppe, die Erdnüsse konsumierten, zwar während ihrer Kindheit insgesamt mehr Erdnüsse aßen als die anderen Teilnehmenden, die Häufigkeit und Menge der konsumierten Erdnüsse jedoch in beiden Gruppen stark variierten und auch Zeiträume umfasste, in denen keine Erdnüsse gegessen wurden. Dies zeigt, dass die schützende Wirkung des frühen Erdnusskonsums anhält, ohne dass während der gesamten Kindheit und frühen Jugend durchgehend Erdnussprodukte gegessen werden müssen.

Professor Lack, Leiter des Children's Allergy Service beim Guy's and St Thomas' NHS Foundation Trust, fügte hinzu: "Der frühzeitige Verzehr von Erdnüssen kann jedes Jahr weltweit über 100.000 neue Fälle von Erdnussallergien verhindern."