Küssen wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit aus

Da der Valentinstag vor der Tür steht, liegt für viele Liebe in der Luft. Der Anblick knutschender Pärchen kann einem das Herz erwärmen oder den Magen umdrehen. Speichel auszutauschen erscheint eine seltsame Art und Weise, seine Zuneigung für den Partner zu zeigen – besonders da ein Kuss 80 Millionen Bakterien übertragen kann. Also: Warum küssen wir uns überhaupt?

Das Küssen ist nicht „universell“. Untersuchungen haben ergeben, dass es weniger als die Hälfte der Kulturen tun. (Getty Images)
Das Küssen ist nicht „universell“. Untersuchungen haben ergeben, dass es weniger als die Hälfte der Kulturen tun. (Getty Images)

In Deutschland ist Küssen gesellschaftlich in Ordnung - in anderen Kulturen nicht

In Deutschland ist ein Kuss etwas ganz normales, um seinem Partner seine Zuneigung zu zeigen. Viele wissen jedoch nicht, dass mehr als die Hälfte der Kulturen weltweit keinen „Lippenkontakt“ haben. Wissenschaftler der University of Nevada in Las Vegas untersuchten 168 Kulturen und fanden heraus, dass nur 46% den „romantisch-sexuellen Kuss“ ausüben. Das widerlegte die Theorie, er sei “menschlich universell”. Das Team fand heraus, je „sozial komplexer die Kultur“, desto „höher die Frequenz romantisch-sexueller Küsse“. Sie merkten an, dass sich die Gesellschaften in Subsahara-Afrika und Neu Guinea sowie die Stämme im Amazonasgebiet allem Anschein nach nicht küssen. Noch 2014 soll das indigene Volk der Mehinaku in Brasilien Küssen als „eklig“ empfunden haben.

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Küssen könnte sich bei uns parallel zur Mundhygiene oder zum Aufstieg der „sozialen Eliteschichten“ entwickelt haben, die damit ihre „Gefühle zeigen“ wollten. Die Wissenschaftler aus Nevada nehmen an, dass es eine relativ neue Art ist, Zuneigung zu zeigen. Allerdings erwähnen schon die in Sanskrit verfassten hinduistischen Veden, die vor über 3.500 Jahren geschrieben wurden, den Vorgang des Küssens. Das deutet darauf hin, dass es in manchen Gesellschaften schon lange „akzeptabel“ ist.

Ein Blick auf die Tierwelt soll Klarheit verschaffen

Um herauszufinden, weshalb wir uns küssen, haben sich Wissenschaftler Tiere genauer angeschaut. Die BBC berichtete von Schimpansen, die sich nach einem Streit küssen – eine Art Versöhnungsritual, was nicht als romantisch angesehen wird. Bonobos sind öfter zärtlich und setzen sogar ihre Zungen ein. Menschenaffen haben offenbar auch Sex als ihre Version eines Händedrucks. Das deutet darauf hin, dass auch Küsse nicht besonders herzlich sind. Es wird angenommen, dass keine weiteren Tiere Speichel austauschen.

Das soll auf ihren akuten Geruchssinn zurückzuführen sein. Alles, vom Wildschwein bis zur Spinne, „erschnüffelt“ Pheromone als Zeichen der Fruchtbarkeit. Der menschliche Geruchssinn dagegen ist weniger ausgeprägt. Wissenschaftler der University of Oxford fanden heraus, dass viele deshalb Küssen als Methode einsetzen, um einen potenziellen „Partner“ zu beurteilen. Küssen könnte einfach eine sozial akzeptierte Art und Weise sein, um dem Gegenüber nahe genug zu kommen, um dessen Pheromone in die Nase zu bekommen. Außerdem könnte es die Bindung zwischen einem romantischen Paar „stärken“ – und sei es auch nur durch die „Einhaltung des imaginären sexuellen Skriptes“. Eine andere Theorie besagt, dass Küssen ein Zeichen der Bindung ist. Menschen zeigen ihren Partnern, dass sie bereit sind, sich ansteckende Krankheiten wie eine Grippe zu holen, um ihnen nahe zu sein.

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Wegen des schlechten Geruchsinns könnten sich Menschen küssen, um die Pheromone des anderen wahrnehmen zu können. (Getty Images)
Wegen des schlechten Geruchsinns könnten sich Menschen küssen, um die Pheromone des anderen wahrnehmen zu können. (Getty Images)

Bringt Küssen gesundheitliche Vorteile?

Ja, auch wenn natürlich viele infektiöse Krankheitserreger im Speichel lauern, ist es somit zweifellos gefährlich ist, einen kränklichen Liebhaber zu küssen. Eine gesunde Person zu knutschen, könnte jedoch richtig gut tun. Wissenschaftler der niederländischen Organisation for Applied Scientific Research untersuchten 21 Paare, von denen jeweils ein Partner einen probiotischen Joghurt-Drink trank. Dann gab sich das Paar einen „intimen Kuss“ und vorher und nachher wurde die Anzahl der Bakterien auf seinen Zungen ermittelt. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass „die probiotischen Lactobacillus- und Bifidobakterium-Bakterien zu den meisten Kussempfängern“ übergingen.

Bei einem zehn Sekunden dauernden Kuss betrug die „gesamte Bakterien-Übertragung“ durchschnittlich 80 Millionen Bakterien. Es hat sich gezeigt, dass eine hohe Menge an „guten Bakterien“ unser Immunsystem stärkt und zur Bekämpfung von Krankheiten beiträgt. Und das ist noch nicht alles.

Zuneigung: Darum halten wir Händchen

Der japanische Arzt Dr. Hajime Kimata erhielt den Nobelpreis für seine Forschung dazu, wie Knutschen allergische Reaktionen verhindern kann. Er untersuchte 30 Personen mit Ekzemen, 30 mit allergischer Rhinitis – eine durch Allergene verursachte laufende Nase – und 30 gesunde Probanden. Die Teilnehmer wurden ihren jeweiligen „Triggern“ ausgesetzt – Hausstaubmilben oder japanischen Zedernpollen. Sowohl vor dem Kontakt als auch danach sollten sie sich „mit ihrem Liebhaber oder Ehepartner 30 Minuten lang frei allein in einem Raum“ küssen.

Es stellte sich heraus, dass dies die Entwicklung von allergischen Quaddeln, roten geschwollenen Flecken auf der Haut, signifikant reduzierte. Es senkte auch die Anzahl der entzündlichen Proteinmarker, die typischerweise während einer allergischen Reaktion freigesetzt werden. Es ist auch bekannt, dass küssen Menschen hilft, sich vor dem Sex zu „entspannen“, wodurch es für eine Frau angenehmer und für beide Teilnehmer leichter ist, zum Höhepunkt zu kommen. Als wäre das noch nicht genug, wurde das Küssen mit verringerter Angst, niedrigerem Blutdruck und verzögerten Alterserscheinungen in Verbindung gebracht – man kann es also als Training fürs Gesicht ansehen.

Alexandra Thompson