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Darum halten wir Händchen

Die einen schlendern Hand in Hand mit ihren Kindern durch die Gegend, die anderen mit ihrem Partner oder auch platonischen Freunden. Händchen halten ist ein Zeichen für Verbundenheit und ruft im Normalfall einfach ein schönes Gefühl hervor. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es gleich mehrere Gründe, warum wir diese Art von Nähe suchen.

Händchenhalten kann eine ganze Reihe von guten Empfindungen auslösen. (Bild: Getty Images)
Händchenhalten kann eine ganze Reihe von guten Empfindungen auslösen. (Bild: Getty Images)

Halten sich zwei Menschen, die sich mindestens mögen, an den Händen, kann das je nach Situation eine ganze Reihe von Empfindungen auslösen: Wärme und Geborgenheit, ein tiefes Gefühl der gegenseitigen Verbundenheit oder auch Trost zählt zum Beispiel die Psychotherapeutin Belynder Walia gegenüber der britischen Onlineausgabe der ”Cosmopolitan“ auf. Sogar Schmerzempfinden kann durch die liebevolle Berührung gelindert werden.

Durch den Körperkontakt wird ein Hormon ausgeschüttet

Über das schöne Gefühl hinaus haben neurologische Studien gezeigt, dass Händchen halten die Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin ankurbelt, das sich positiv auf Körper und Geist auswirkt. Es bewirkt, dass soziale Beziehungen ebenso gestärkt werden wie die Fähigkeit, anderen zu vertrauen und sich auf sie einzustellen, dazu reduziert es nachweislich Stress, Ängste und auch körperlichen Schmerz.

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Händchen halten synchronisiert uns mit unserem Partner

Studien belegen, dass Menschen, die Händchen halten, auch ihre Atmung synchronisieren. Zudem tauschen wir über unsere Hände auch unsere Emotionen aus und spiegeln sozusagen die Gefühle des Partners. Das passiert instinktiv über die Atmung und die Art, wie der andere die Hand hält oder wie hoch sein Puls ist.

Das Halten der Hände kann auch ein Statement sein

Gerade in der LGBTQ-Szene kann das Händchen halten in der Öffentlichkeit ein bewusst gesetztes Zeichen sein. Mancherorts werden Homosexuelle oder Transmenschen noch immer angefeindet oder angegriffen und trauen sich an manchen Orten vielleicht gar nicht, ihre Beziehung öffentlich zu zeigen. Wissenschaftler sprechen hier vom sogenannten Minderheiten-Stress, der durch das Umfeld entsteht. Halten Menschen aber Händchen, zeigen sie nicht nur, dass sie sich offensichtlich sicher fühlen, sondern auch, dass sie nicht anders als heterosexuelle Pärchen sind, die sich über mögliche Reaktionen ihrer Mitmenschen im Normalfall keine Gedanken machen müssen.

gay couple take a walk through autumn forest
Für LGBT-Menschen kann Händchen halten ein Statement sein und ein Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft, die sie vielleicht ausschließen will (Symbolbild: Getty Images)

Händchen halten ist ein angelerntes Verhalten

Händchen halten ist bei den meisten Menschen so tief verwurzelt, dass sie instinktiv nach der Hand einer ihnen nahestehenden Person greifen. Nicht zufällig gibt es schon bei Babys den Greifreflex, mit dem sie jeden Finger umfassen, der sich ihrer Hand nähert. Wie bei Eltern, die ihre Kinder an der Hand nehmen, bleibt das Greifen nach der Hand auch im Erwachsenenalter und zwischen Liebespaaren ein Zeichen der Zuwendung und Fürsorge.

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Paare, die oft Händchen halten, sind zufriedener

Indem wir unseren Partner an der Hand halten, signalisieren wir damit ihm und auch unserer Umwelt, dass wir ihn lieben. Studien zeigen, dass Pärchen, die oft diese Form der körperlichen Nähe suchen, glücklicher und zufriedener in ihren Beziehungen sind. Das Händchen halten ist aber auch ein symbolisches Zeichen für die besondere Beziehung zwischen zwei Menschen - und die kann es natürlich nicht nur zwischen Liebenden, sondern auch zwischen platonischen Freunden geben. In Regionen wie Indien oder dem Mittleren Osten ist es noch üblicher als bei uns, dass sich heterosexuelle Menschen desselben Geschlechts, vor allem Männer, gegenseitig an den Händen halten.

In Krisensituationen stellen sich die positiven Effekte auch unter Fremden ein

Da Händchen halten Stress und Schmerz reduzieren kann, kann es auch zwischen Fremden oder lediglich miteinander Bekannten positive Wirkung zeigen. Zum Beispiel zwischen Passagieren, deren Flugzeug in Turbulenzen gerät und die gemeinsam um ihr Leben bangen und sich Trost spenden, aber auch zwischen Hebammen und Gebärenden oder Krankenschwestern und ihren Patienten. Kulturübergreifend gilt das Halten der Hand als ein Zeichen der Unterstützung und des Mitgefühls, das man instinktiv auch Menschen vermittelt, die offensichtlich Schmerzen haben.

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Händchen halten kann auch ein Zeichen von Unterdrückung und Kontrolle sein

In manchen Partnerschaften ist das Halten der Hand des Partners allerdings kein Zeichen von Liebe, sondern von Unterdrückung und eine Demonstration von Macht. Der Partner, der den anderen unterdrückt, zeigt das, indem er dessen Hand so festhält, dass er die Kontrolle hat und der andere sich zumindest anstrengen müsste, um ihm die Hand zu entziehen. Auch Kinder, die an der Hand genommen werden, können dies ganz unterschiedlich empfinden. Sind die Eltern genervt oder haben das Gefühl, ihr Kind für sein Verhalten bestrafen zu müssen, werden sie dessen Hand in der Regel fester und weniger liebevoll umgreifen, als wenn sie einfach nur aus Freude an der Verbundenheit nach der Hand fassen.

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