Was bringen Wasserfilter wirklich?

Das Trinkwasser aus der Leitung ist nicht jedermanns Geschmack - auch im wörtlichen Sinne. Der Einsatz eines Wasserfilters ist jedoch nicht unbedingt die beste Lösung. (Bild: PhotoAlto/ Antoine Arraou/ Getty Images)
Das Trinkwasser aus der Leitung ist nicht jedermanns Geschmack - auch im wörtlichen Sinne. Der Einsatz eines Wasserfilters ist jedoch nicht unbedingt die beste Lösung. (Bild: PhotoAlto/ Antoine Arraou/ Getty Images)

Köstlich oder keimbelastet? Die Beschaffenheit von Leitungswasser kann jeder zuhause durch Wasserfilter verändern, indem unerwünschte Stoffe entfernt oder deren Konzentration verringert wird. Allerdings sind die Filter umstritten, da sie der Gesundheit in manchen Fällen eher schaden als nutzen.

Sauberer, gesünder, geschmackvoller, weicher: Käufer von Wasserfiltern wollen das Wasser aus der Leitung verbessern. Sie fürchten eine Belastung durch Bakterien, Blei, Medikamentenrückstände, Nitrat aus Gülle oder mögen schlichtweg den Kalk nicht.

Die Wasserfilter-Systeme

Es gibt Aktivkohlefilter, die große, organische Partikel herausfiltern, Ionentauscher, die durch ihr Ionenersatzprinzip das Wasser enthärten, oder Membranfilter, die mit elektrischen Pumpen arbeiten und größere Stoffe wie Schwermetalle filtern.

Allerdings ist der Einsatz von Wasserfiltern eigentlich unnötig und kann sogar eher schädlich sein. Das sind die Gründe:

1. Wasserfilter begünstigen Keime

Wasser, das gefiltert wurde und länger steht, verdirbt schnell – das heißt, es bilden sich Keime. Wird das Filtersystem nicht regelmäßig gemäß Bedienungsanleitung gereinigt beziehungsweise ausgetauscht und der Behälter nicht regelmäßig gespült, entstehen noch mehr Keime. Um die Krankheitserreger abzutöten, ist es ratsam und am sichersten, gefiltertes Wasser vor dem Verzehr zusätzlich abzukochen.

2. Membranfilter halten auch wichtige Mineralstoffe zurück

Wer mit sogenannten Umkehrosmosefiltern oder Membransystemen Stoffe wie Nitrat, Phosphat oder Schwermetalle aus dem Leitungswasser filtern möchte, hält gleichzeitig auch Mineralstoffe wie Kalzium und Magnesium zurück. Diese Nährstoffe sind allerdings wichtig für den Körper – sie müssen ihm zugeführt werden, da er sie nicht selbst herstellen kann. Membranfilter erhöhen somit die Gefahr eines Mineralstoffmangels.

3. Leitungswasser wird in Deutschland überwacht

Wer in Deutschland Wasser aus der Leitung trinkt, braucht sich wegen Nitratbelastung, Medikamentrückständen oder Bakterienbelastung keine Sorgen zu machen. Es gibt eine Trinkwasserverordnung mit Grenzwerten, die nicht überschritten werden dürfen, und das Leitungswasser wird regelmäßig kontrolliert. Leitungswasser muss also nicht zusätzlich zuhause gefiltert werden – es ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel hierzulande.

Wasserfilter wie "Style" von Brita sollen geschmacksstörende Stoffe reduzieren. (Bild: amazon.de)
Wasserfilter wie "Style" von Brita sollen geschmacksstörende Stoffe reduzieren. (Bild: amazon.de)

4. Kalk ist nicht ungesund

Was viele mit einem Wasserfilter liebäugeln lässt oder zum Kauf eines solchen veranlasst, ist der Kalk im Leitungswasser und der Wunsch nach einem weicheren Geschmack. Für den Härtegrad im Wasser sind das Kalzium und Magnesium verantwortlich. Filter, die dem Wasser diese Mineralstoffe entziehen und das Wasser dadurch weicher machen, haben mehrere Nachteile: Laut Stiftung Waren Test erfüllen einige Modelle ihre Aufgabe nur kurzzeitig. Außerdem bestehen die oben erwähnten Risiken der erhöhten Keimbelastung und des Mineralstoffmangels. Kurzum: Kalk mag den ein oder anderen stören, aber ungesund ist er nicht – das Herausfiltern dafür potenziell schon.

5. Blei steckt in alten Rohren – und es gibt Grenzwerte zum Schutz der Gesundheit

Häuser, die vor 1973 erbaut wurden, können Bleirohre haben. Das heißt, Leitungswasser, das durch solche Rohre fließt, kann Blei enthalten – in höherer Konzentration, wenn es über Nacht oder längere Zeit in der Leitung stand. Was tun?

Als Bewohner heißt es im Zweifelsfall: Wasser erst abfließen lassen und nicht morgens gleich den ersten Schwung aus der Leitung trinken. Schwangere, Säuglinge und Kinder bis zum sechsten Lebensjahr dürfen (möglicherweise) bleibelastetes Leitungswasser gar nicht trinken.

Man hat als Verbraucher außerdem die Möglichkeit, das Wasser untersuchen zu lassen (Kostenpunkt: circa 15-100 Euro – das örtliche Gesundheitsamt kann hier weiterhelfen). Der Hausbesitzer und die Wasserwerke sind laut Umwelt Bundesamt verpflichtet, Bleileitungen austauschen zu lassen, wenn der Bleigrenzwert des Trinkwassers nicht eingehalten wird. Der Eigentümer ist auch verantwortlich dafür, dass die Rohre hygienisch sind. Er muss regelmäßig Wartungen beziehungsweise Untersuchungen durch eine Fachfirma durchführen lassen, etwa auf Bakterien und Legionellen.

Fazit

Gemäß Verbraucherzentrale ist die zusätzliche Aufbereitung von Leitungswasser im Haushalt "zumeist überflüssig" (siehe Kalk-Abneigung versus Thema Blei). Bei falschem Gebrauch von Filtern könne sie die Wasserqualität sogar verschlechtern.