Welche Rolle spielt die politische Einstellung beim Dating?
Politische Differenzen können menschliche Beziehungen extrem belasten. Eben erst haben wir es wieder beim Weihnachtsessen festgestellt, als die Verwandtschaft mit ihren nicht ganz so weltoffenen Ansichten die Stimmung am Tisch ruiniert hat. Wer politisch anders tickt, kommt häufig nicht miteinander klar – oder zumindest nicht, ohne ständig diskutieren zu müssen. Daran sind schon langjährige Freundschaften zerbrochen, Beziehungen sowieso. Auch beim Dating sind die politischen Einstellungen nicht egal, wie eine neue Studie der Dating-App Parship herausgefunden hat. Wir verraten Ihnen, wem was wichtig ist – und was gar nicht geht.
Politische Einstellungen werden beim Dating immer wichtiger
Parship hat jetzt gemeinsam mit Marktforschungsinstitut Innofact eine repräsentative Befragung mit über 1.000 Personen in Deutschland durchgeführt, um zu erfahren, wie sich Politik und Liebe gegenseitig beeinflussen. Beim Dating werden die politischen Einstellungen immer wichtiger, wobei vor allem die Gen Z (48 Prozent) und Frauen (45 Prozent) auf die Ansichten der anderen Person achten (im Vergleich: bei Männern sind es nur 38 Prozent). Um direkt abzuchecken, ob der Vibe passt, kann man bei vielen Dating-Apps mittlerweile die politische Orientierung im Profil angeben – 4 von 10 Personen finden dieses Feature gut. So können sie direkt von Anfang an abchecken, ob das potenzielle Date eine Zukunft hat, bevor man sich erst Hoffnungen macht und dann später beim persönlichen Treffen enttäuscht wird.
Männer sind toleranter was politische Einstellungen angeht als Frauen
Ein Date mit Personen, die unterschiedliche politische Meinungen haben? Prinzipiell erst mal kein Hindernis. 65 Prozent aller Befragten können über politische Differenzen beim Dating hinweg sehen, wenn alle anderen Punkte sonst passen. Allerdings sind Männer dabei toleranter: 71 Prozent sagen, sie würden politische Differenzen in Kauf nehmen. Nur 59 Prozent der Frauen wären dazu bereit. Wenn die Ansichten stark voneinander abweichen, würde mehr als die Hälfte der Frauen (58 Prozent) ein Date abzubrechen. Bei den Männern sind es nur 47 Prozent. Man kann also schlussfolgern, dass Männer die politischen Einstellungen weniger stark priorisieren oder, was das angeht, zumindest toleranter sind. Dabei kommt es allerdings auch auf das Alter an. Millenials zwischen 30 und 39 Jahren sind da deutlich strenger – 60 Prozent würden ein Date abbrechen –, als Menschen zwischen 60 und 69 (48 Prozent). Womit jüngere Generationen ebenfalls nicht klarkommen: Menschen, die nicht wählen. 35 Prozent der Gen Z und 34 Prozent der Millenials schließen eine Beziehung mit Nichtwähler*innen aus. Bei den 60-69-Jährigen sind das nur 21 Prozent. Je jünger die Menschen also sind, desto wichtiger ist Ihnen, dass potenzielle Partner*innen ebenfalls wählen gehen.
Die AfD ist eine Red Flag – zumindest für Frauen
Beim Dating kommt es nicht nur darauf an, ob die politischen Einstellungen voneinander abweichen, sondern auch, für welche Partei die andere Person einsteht. 44 Prozent der Befragten lehnen eine Beziehung mit AfD-Anhänger*innen deutlich ab, unter den Frauen ist es sogar knapp die Hälfte. Jede*r Fünfte schließt zudem eine Partnerschaft mit menschen aus, die das Bündnis Sahra Wagenknecht (21 Prozent) oder das Bündnis 90/Die Grünen wählen (19 Prozent). CDU und CSU sind für 12 Prozent eine Red Flag, die FDP für jede*n Zehnte*n. Auch hier lassen sich geschlechterabhängige Unterschiede erkennen. Frauen, die linksgerichtete Parteien wählen, haben es beim Dating mit Männern schwerer. Woran das wohl liegen mag?
Warum sich politische Differenzen und Dating nicht gut vereinbaren lassen
Stellt sich die Frage, warum politische Differenzen und Beziehungen häufig nicht vereinbar sind. Immerhin heißt es ja immer wieder, Gegensätze würden sich anziehen. Laut Stella Schultner, Love-Coach und Expertin bei Parship, kommt es darauf an, wie weit die Ansichten wirklich voneinander entfernt sind: "Zu stark abweichende politische Haltungen innerhalb einer Beziehung können eine Partnerschaft belasten. Deshalb kann es sinnvoll sein, schon beim Dating auf die Ansichten des Gegenübers zu achten." Dass wir so empfindlich auf politische Differenzen reagieren, hängt ihrer Meinung nach mit der engen Verbindung zwischen den eigenen politischen Einstellungen und dem persönlichen Wertekodex zusammen: "Politik ist immer eine Frage von Werten – und sehr unterschiedliche Werte können zu Konflikten führen. Gerade im aktuellen politischen und wirtschaftlichen Trubel kann es für Singles sowie Liierte besonders wichtig sein, sich in ihrem engsten Kreis mit Menschen zu umgeben, die die gleiche Einstellung vertreten."
Der Wunsch nach einer Beziehung ist in Krisenzeiten hoch
Durch Krisen geht man am besten nicht alleine, sondern zu zweit. Diesem Motto scheinen vor allem viele Männer die Treue zu halten. 44 Prozent wünschen sich in krisenbehafteten Zeiten eine Beziehung, bei den Frauen sind es mit 28 Prozent deutlich weniger. Das passt zu den Ergebnissen einer anderen Studie, die wir Ihnen erst vor Kurzem vorgestellt haben. Darin kam heraus, dass Männer viel abhängiger von romantischen Beziehungen sind als Frauen. Alte Geschlechterstereotypen, von wegen Frauen wollten unbedingt Beziehungen führen, während Männer ihre Freiheit lieben, können wir also endlich mal über Bord werfen. Ist eh schon lang genug überfällig.