Wer ist Banksy: Was wir über den Streetart-Künstler wissen

Banksy ist ein echtes Phänomen. Seit über 25 Jahren hält er die Kunstwelt in Atem und ist der berühmteste Outlaw der Streetart-Szene. Doch was ist es, das ihn so populär macht? Vielleicht die Tatsache, dass man für einen echten Banksy nicht ins Museum muss. Oder dass man bis heute rätselt, wer hinter dem Pseudonym steckt. Hinweise auf seine Identität gibt es aber.

Banksys gesellschaftskritische Werke wie die
Banksys gesellschaftskritische Werke wie die "Kissing Coppers", zwei sich küssende Polizisten, sorgen immer wieder für Aufregung (Bild: Stefano Guidi/Getty Images)
  • Was über Banksy bekannt ist

  • Verliert Banksy seine Urheberrechte?

  • Banksy und seine Werke

  • Banksy lässt sein Millionenwerk schreddern

  • Auktionsrekord für Banksys "Love Is In The Bin"

Wer einen Banksy haben will, muss dafür tief in die Tasche greifen. Eigentlich ist es ja genau andersherum: Normalerweise dürfen Streetart-Künstler ordentlich blechen, wenn sie dabei erwischt werden, wie sie Hauswände beschmieren. Bei Banksy ist das anders. Bei seinen Schablonen-Graffiti handelt es sich eben auch nicht einfach um Schmierereien. Seine Werke haben etwas zu sagen, sie sind gesellschaftskritisch und sorgen für weltweit für Kontroverse. Banksy will den Schwachen eine Stimme verleihen und hasst die Konsumgesellschaft. Er zeigt Krieg – ohne ihn zu beschönigen. Vielleicht beschert ihm gerade das einen Kultstatus. Oder auch die Tatsache, dass die ganze Welt auch heute noch über die Identität des Künstlers rätselt. Niemand weiß, wie Banksy aussieht, doch jeder kennt seinen Namen.

Was über Banksy bekannt ist

Das einzige, das man über Banksy weiß, ist, dass er im britischen Bristol geboren sein soll. Man geht davon aus, dass der Star der Urban-Art-Szene im Jahr 1973 oder 1974 auf die Welt kam. 2017 verplapperte sich der britische DJ Goldie, der früher selbst Graffiti-Sprayer war, in seinem Podcast und gab an, dass es sich bei Banksy um einen Mann namens Rob handeln würde. Sofort ging man bei seinem Versprecher davon aus, es könne sich um folgende zwei Männer aus Bristol handeln: Robert Del Naja oder Robin Gunningham.

Robert del Naja, aka 3D, von Massive Attack bei einem DJ-Set 2019 in London (Photo by WIktor Szymanowicz/NurPhoto via Getty Images/Yahoo))
Ist Robert Del Naja Banksy? (Getty/Canva/Hendrik Kranz)

Robert Del Naja ist der Sänger der britischen Band Massive Attack. Der schottische Musikjournalist Craig Williams lieferte auf seinem Blog immer wieder angebliche Beweise, die die These stützten, bei Banksy würde es sich um Del Naja handeln. So seien etwa am 1. Mai 2010 sechs Kunstwerke von Banksy in San Francisco aufgetaucht, wo Massive Attack nur ein paar Tage zuvor spielten. Auch in Toronto soll es Hinweise gegeben haben: Der Musiker gab mit seiner Band am 9. Mai 2010 ein Konzert, am gleichen Tag tauchten dort drei neue Motive Banksy-Motive auf. Der Sänger selbst dementierte Banksy zu sein, gab in einem Interview aber an, den echten Künstler zu kennen.

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Der zweite Mann, der Banksy sein könnte, Robin Gunningham, ist selbst Straßenkünstler.

Durch eine Studie wollten die Wissenschaftler der Queen-Mary-Universität in London beweisen, dass er hinter dem Pseudonym steckt. Auch sie verglichen Gunninghams Aufenthaltsorte mit denen des Street-Artists und stellten Überschneidungen fest: Der Street-Art-Experte Carlo McCormick schätzte, dass es sich zu 75 Prozent um Banksy handeln könnte, auch wenn das Gunningham selbst immer wieder abstritt.

Dass tatsächlich ein Rob dahinterstecken könnte, ist gut möglich. Schließlich gibt sich Banksy selbst in seinem Buch "The Art of Banksy" als Robin Banksy aus. Eine weitere Spekulation bringt den Schweizer Künstler Maître de Casson ins Spiel. Doch auch dieser dementiert, Banksy zu sein. Es gibt auch einige Theorien, die dafür sprechen, dass Banksy gar kein einzelner Mann, sondern eine Frau sein könnte, die ein Kollektiv leitet – ähnlich wie bei Anonymous.

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Das geht zumindest aus der Doku "Banksy Does New York" aus dem Jahr 2014 hervor.

Indizien dafür seien beispielsweise, dass sich Banksy in seiner Kunst mit sozialer Gerechtigkeit auseinandersetzt. Man munkelt auch, dass eine Frau dahinterstecken könnte, weil häufig Kinder in Banksys Motiven zu sehen sind.

Verliert Banksy seine Urheberrechte?

Die Tatsache, dass Banksy immer noch seine Identität verheimlicht, bringt ihm allerdings auch Schwierigkeiten ein. Banksys Anonymität spielte in einem Rechtsstreit eine entscheidende Rolle, als eine Grußkartenfirma die Rechte an Banksys Werk Laugh now, das einen Schimpansen mit einem Schild um den Hals zeigt, nutzen wollte.

Die Behörde für geistiges Eigentum der Europäischen Union sollte klären, ob Banksy die Markenrechte an seinen Kunstwerken überhaupt geltend machen kann. Die Antwort lautete Nein. Die Behörde gab der Grußkartenfirma Recht und begründete ihr Urteil damit, dass die Tatsache, dass Banksy anonym ist, ihn daran hindere, seine Kunst mit Urheberrechtsgesetzen zu schützen.

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Weder er noch seine zur Authentifizierung der Werke eingesetzte Firma Pest Control hätten überhaupt vorgehabt, die registrierte Marke zu verwenden. Das EU-Markenrecht aber sieht vor, dass etwa ein stationäres Geschäft zum Verkauf der Objekte existiert. Weiter heißt es, Banksy habe nur zum Schein einen Pop-up-Store in London inszeniert, um das Gesetz zu umgehen.

Banksys Motiv Flower Thrower (Bild: Rebecca Sapp/WireImage)
Banksys Motiv Flower Thrower (Bild: Rebecca Sapp/WireImage)

Doch das ist nicht der einzige Fall, in dem es Streit um die Urheberrechte gab: Im September 2020 verlor Banksy seine Markenrechte auf sein Werk Flower Thrower. Den Schritt begründete die entscheidende EU-Behörde ebenfalls mit der Tatsache, dass sich Banksy nicht zu erkennen gibt, aber auch damit, dass er sich gegen Urheberrechte ausspricht. 2006 sagte Banksy: "Copyright is for losers" ("Urheberrechte sind für Loser").

"Copyright is for losers"Banksy 2006

Und auch die Markenrechte für Girl with an Umbrella (in London) und Radar Rat (in New Orleans) hat Banksy inzwischen verloren. Sollte er auch weiterhin seine Identität nicht preisgeben wollen, könnte das irgendwann bei all seinen Werken passieren.

Banksy und seine Werke

Krieg oder Kapitalismus – seit Banksy Ende der 1990er-Jahre nach London kam, hat er an vielen Orten in der Hauptstadt seine gesellschaftskritischen Kunstwerke hinterlassen. Viele seiner Motive sind inzwischen aber übermalt oder entfernt worden. Sein Werk "Shop till you Drop" ist eine der wenigen Ausnahmen. Das Kunstwerk, das eine fallende Frau mit Einkaufswagen zeigt, ist immer noch dort, wo es Banksy einst hinterlassen hatte – an einer Hauswand in der Nähe des Hyde Parks in London. Dazu schrieb er in einem seiner Bücher: "Wir können die Welt nicht verändern, bis der Kapitalismus zerbröckelt. In der Zwischenzeit sollten wir alle einkaufen gehen, um uns selbst zu trösten."

"Shop till you drop" – ein echter Banksy in London (Bild: Jim Dyson/Getty Images)
"Shop till you drop" – ein echter Banksy in London (Bild: Jim Dyson/Getty Images)

Schablonen-Graffiti sind Banksys Markenzeichen: Knutschende Polizisten in Soho, ein Mädchen mit einer Gasmaske in Barcelona oder eine Schere mit gestrichelter Linie zum "Ausschneiden" auf der Grenzmauer von Israel und Palästina – was anfangs nur in den Straßen von Bristol zu sehen war, taucht mittlerweile überall auf der Welt auf. Doch Banksy bemalt nicht nur Häuserwände, er hinterlässt seine Handschrift oft auf ganz besondere Weise. 2005 wurde im British Museum beispielsweise eine "Höhlenmalerei" entdeckt, bei der ein jagender Mensch mit Einkaufswagen zu sehen ist. Es dauerte ganze acht Tage, bis man bemerkte, dass das Kunstwerk da eigentlich nicht hingehört. Das "Fake rock painting" ging später aber in den Bestand des Museums über.

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"Besuche den glücklichsten Ort der Welt", heißt es in einem Werbevideo für Dismaland, ein "Vergnügungspark", der 2015 von Banksy und 50 anderen Künstlern im Südwesten Englands initiiert wurde. Der Park, der als Parodie auf den Disneypark geschaffen wurde, ist jedoch alles andere als kindertauglich. Dort sind beispielsweise überladene Flüchtlingsboote zu sehen, jede Menge weißer Ratten, Cinderella, die tot über einer Kutsche hängt, und andere Installationen, die einem mit Sicherheit kein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ganz fünf Wochen lang war die Ausstellung mit den deprimierenden Werken geöffnet und mit lediglich 4.000 Tickets pro Tag permanent ausverkauft.

Auch in der Corona-Pandemie fiel Banksy immer wieder mit seinen Werken auf. Mit einem Kunstwerk, das einen kleinen Jungen zeigt, der mit einer Krankenschwester im Helden-Cape spielt, zollte er den Pflegekräften Respekt, die in der Coronazeit eine wichtige Arbeit leisten. Das Gemälde stiftete Banksy zunächst einem Londoner Hospital.

“Danke für all das, was ihr tut.”, stand in einer Notiz geschrieben. “Ich hoffe, das Bild wird den Ort etwas erhellen, auch wenn es nur schwarz-weiß ist.” Anschließend wurde das Werk versteigert. Der Erlös von umgerechnet knapp 20 Millionen Euro kam dem Personal des britischen Gesundheitsdienstes zugute.

"Girl with Balloon" war eines von Bankys berühmtesten Werken (Bild: REUTERS/Tom Nicholson)
"Girl with Balloon" war eines von Bankys berühmtesten Werken (Bild: REUTERS/Tom Nicholson)

Banksy lässt sein Millionenwerk schreddern

Banksy beweist mit seinen Werken immer wieder, dass er sich nichts aus Geld macht. Bei einer Auktion im Sotheby's in London im Jahre 2018 sorgte der Streetart-Künstler für einen Schreckmoment, als sich eines seiner bekanntesten Werke "Girl With Balloon" nach dem letzten Gebot von knapp 1,2 Millionen Euro selbst zerstörte.

Ein im Rahmen versteckter Schredder zerschnitt das Motiv zur Hälfte – übrig blieben bloß Schnipsel. Nur ein Konstruktionsfehler im Schredder verhinderte die komplette Zerstörung des Werkes, die Banksy ursprünglich geplant hatte. Die Botschaft von Banksy lautete klar: Niemand kann seine Werke für Geld besitzen.

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Statistik: Umsatzentwicklung der Unternehmen im Kunstmarkt in Deutschland von 2003 bis 2021 (in Millionen Euro) | Statista
Statistik: Umsatzentwicklung der Unternehmen im Kunstmarkt in Deutschland von 2003 bis 2021 (in Millionen Euro) | Statista

Auktionsrekord für Banksys "Love Is In The Bin"

Mit der Aktion ist Banksy nicht nur einer der medienwirksamsten PR-Stunts der Auktionsgeschichte gelungen, sondern auch ein weiterer Auktionsrekord. Gut drei Jahre nach seiner teilweisen Zerstörung ist das halb geschredderte Werk "Girl With Balloon", das nun "Love is in the Bin" ("Die Liebe ist im Eimer" heißt, erneut versteigert worden.

Banksys
Banksys "Love is in the Bin" sorgte für einen Auktionsrekord (Bild: REUTERS/Tom Nicholson)

Im Oktober 2021 brachte das Werk bei einer Auktion im Sotheby's sage und schreibe 16 Millionen Pfund (knapp 18,9 Millionen Euro) ein. Den Gesamtpreis inklusive Gebühren gab Sotheby's mit 18,5 Millionen Pfund an - damit habe das Werk so viel bei einer Auktion eingebracht wie noch kein anderes Werk des Künstlers.

VIDEO: Geschredderte Kunst: Banksy-Werk "Love is in the Bin" für 16 Millionen Pfund versteigert