Deshalb hat die Generation X mit so vielen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen
Eine neue Studie belegt: Menschen, die zwischen 1965 und 1979 geboren wurden, leben besonders ungesund. Das hat auch Gründe, die bis in die Kindheit zurückgehen.
Unabhängig, individualistisch, pragmatisch, sinnsuchend: Mit diesen Schlagworten wird die Generation X - also jene Menschen, die zwischen 1965 und 1979 geboren wurden - gerne umschrieben. Sie wurde in ihrer Kindheit stark durch die Wirtschaftskrise geprägt und wird in Deutschland meist als "Generation Golf" bezeichnet. Der deutsche Autor Florian Illies beschreibt sie in seinem gleichnamigen Roman als komforterprobt, tendenziell sorgenlos, schnell gelangweilt, markenfixiert, sowie ambitioniert und aufstiegsorientiert. Hedonismus ist ein weiterer Begriff, der in Zusammenhang mit der Generation X immer wieder fällt.
Ein Drittel der Studienteilnehmer hat mehrere chronische Krankheiten
Jetzt, da viele Mitglieder dieser Generation um die 50 Jahre alt sind, bietet es sich an, eine Zwischenbilanz zu ziehen – und diese sieht aus gesundheitlicher Sicht nicht gut aus: Eine aktuelle Studie des University College London über die gesamte Lebenszeit von fast 8.000 Menschen, die 1970 geboren wurden, ergab, dass ein Drittel der Untersuchten mit Multimorbidität lebt - also mit zwei oder mehr chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Noch beunruhigender waren die Ergebnisse in der Xer-Arbeiterklasse, dort leben mehr als die Hälfte der Untersuchten mit Komorbiditäten.
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Für Professor George Ploubidis, einem der Autoren der Studie und Leiter des Centre for Longitudinal Studies, war dieses Ergebnis ein Schock. Fettleibigkeit, Herzprobleme, Alkoholprobleme, Rückenschmerzen: Viele aus der Generation X leben deutlich ungesünder als deren Eltern- und Großeltern-Generation.
"Wir trinken viel und halten das für völlig normal"
Rosemary Ferguson ist eine der Vertreterinnen der Generation X. Die Britin war in den 1990er Jahren ein erfolgreiches Model und ist mittlerweile als Medizinerin tätig. In ihrer Tätigkeit als Ernährungsberaterin und Ärztin für funktionelle Medizin hat sie die gesundheitliche Situation ihrer Generation genau unter die Lupe genommen. Auch sie kommt zu deutlichen Ergebnissen. "Wir trinken viel und halten das für völlig normal. Ich glaube auch, dass der übermäßige Einsatz von Antibiotika und die vollständige Zerstörung des Mikrobioms die Gesundheit im späteren Leben stark beeinträchtigen", sagte sie der englischen Tageszeitung "The Telegraph".
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Der Begriff Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit der Mikroben, die den Menschen besiedeln, ihre Gene und ihre Stoffwechselprodukte. Und dann sei da noch der Zucker. "Wir sind mit Zucker in allem aufgewachsen, und der Ausgleich des Blutzuckerspiegels ist eines der Hauptprobleme, mit denen ich mich beschäftige."
Die psychische Gesundheit in der Kindheit hat große Auswirkungen
Ferguson hofft, dass die Generation X die letzte Generation war, "die in einer Welt aufgewachsen ist, in der körperliche Gewalt, Rauchen während des Stillens und seelische Grausamkeiten gegenüber Kindern nicht wirklich von der Justiz, den Medien oder der Wissenschaft hinterfragt wurden." Ploubidis' Forschungsergebnisse zeigen nämlich auch, dass eine schlechte psychische Gesundheit in der Kindheit keine guten Vorzeichen für einen Menschen in der Lebensmitte sind.
Kate Spicer, die Journalistin des "Telegraph", die sich mit dem Thema detailliert auseinandersetzte und selbst Teil der Generation X ist, will sich trotz alldem nicht alles schlecht reden lassen. "Wenigstens können wir, keuchend und stotternd, noch lachen", schreibt sie. "Oder etwa nicht?"
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