Zu früh, zu viel, zu ehrlich? Debatte über Aufklärungsbuch für Kinder

Die Geschichte von den Bienen und den Blumen können Eltern heute wirklich nicht mehr bringen, und wer will schon, dass sein Kind keine Ahnung hat, wenn andere längst über Sexualität reden? Dass in einem Aufklärungsbuch ein Spermium namens Willy der Held ist, geht aber manchen Eltern schon zu weit.

Barefoot boy sitting on couch reading a story book
Bilderbücher sind nicht nur Unterhaltung da, sondern lassen Kinder auch spielerisch lernen. Doch ist es auch schon an der Zeit für Aufklärung? Darüber scheiden sich in Großbritannien aktuell wieder die Geister (Symbolbild: Getty Images)

Kinder merken früh, dass es bei Jungen und Mädchen körperliche Unterschiede gibt und auch die Frage, woher die Babys kommen, wird ziemlich schnell aktuell. Viele Eltern haben dann mehr oder weniger niedliche Worte für die Geschlechtsorgane parat oder lavieren sich, je nach Alter des Kindes, mit ziemlich blumigen Umschreibungen durch die erste Aufklärung.

Spermium Willy: Großes Ziel und große Konkurrenz

Gerade, wenn Eltern sich unsicher sind, wie explizit man mit Kindern in welchem Alter über das Thema spricht, können Bücher eine gute Unterstützung sein. Der Brite Nicholas Allan ist das Ganze durchaus kindgerecht angegangen und hat ein Buch namens "Where Willy Went" (deutsch: "Wohin Willy sich aufmachte") geschrieben und illustriert. Willy ist in Großbritannien sowohl ein Eigenname als auch ein umgangssprachlicher, vor allem von Kindern verwendeter Begriff für Penis.

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Held der Geschichte ist eben jenes Spermium namens Willy, das mit Taucherbrille auf den Augen kräftig Gas gibt, um die anderen 300 Millionen Spermien auf dem Weg zum ersehnten Ei hinter sich zu lassen.

Ein Bild zeigt, wo genau Willy zuhause ist

Willy lebt übrigens in einem Herren namens Mr. Browne, und wie alle Eltern wissen, liegt Willys Heimat in den Hoden. Auf dem entsprechenden Bild im Buch ist Mr. Browne als Comicfigur gezeichnet, wobei ein Pfeil auf seine (unbehaarten) Hoden zeigt.

Das Buch wird als Aufklärungsbuch für Kinder ab 5 Jahren beworben, doch das scheint manchen Eltern viel zu früh.

"Omg!"

Schon 2004 wurde das Buch veröffentlicht, sorgt nun dank Social Media jedoch wieder für Diskussionen in Großbritannien. In einer Facebook-Gruppe mit Tipps und Ideen für den Lockdown machte eine britische Mutter laut "Mirror" ihrem Ärger Luft. Sie hätte ihrer Tochter ein neues Buch kaufen wollen und "im Kinderbereich" dann "das" gefunden, schrieb sie. Man solle sich aber keine Sorgen machen, ihre Gute-Nacht-Geschichte für ihr Kind sei dann "Paddington" gewesen. Andere Userinnen und User fragten einfach nur "Warum?" und sahen offensichtlich keine Notwendigkeit für ein Aufklärungsbuch Kinder dieses Alters.

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Doch natürlich gab es auch die andere Elternfraktion, die den ganzen Wirbel nicht verstehen konnte. Eine Mutter schrieb: "Meine Kinder lieben dieses Buch". Und eine andere konnte nicht anders, als mit Ironie zu antworten: "Omg, ein Bilderbuch, das auf gesunde Weise über Biologie und Anatomie aufklärt!? Und noch dazu bei den Kinderbüchern?!! Wie weit ist die Welt gekommen!! Der Herr soll über die Seelen dieser armen Kinder wachen, die lernen, wie ihre Körper funktionieren."

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