Better Life: Der Tee-Guide
Als Kind wurde man förmlich dazu gezwungen, Tee zu trinken, wenn man krank war. Heute wird Tee – hoffentlich freiwillig – immer mehr getrunken und sogar zum Lifestyle-Produkt. Aber welcher Tee ist wirklich gesund und was muss man bei der Zubereitung verschiedener Tee-Sorten beachten? Hier kommt der ultimative Tee-Guide.
Laut des Tee-Reports 2023 des Deutschen Teeverbands wurden in Deutschland 2022 69,1 Liter Tee pro Kopf und Jahr konsumiert, davon 41,3 Liter Kräuter-und Früchtetee und 27,8 Liter Schwarz- und Grüntee. "Echter" Tee wird aus der Teepflanze (Camellia sinensi) gewonnen. Die getrockneten beziehungsweise fermentierten Blätter, Blattknospen und zarten Stiele der Pflanze werden aufgegossen: et voilà – Tee.
Dazu gehören zum Beispiel Schwarzer Tee, Grüner Tee, aber auch Weißer Tee und Oolong-Tee. Im Grunde genommen sind Früchte- und Kräutertees laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eigentlich keine Tees, sondern Aufgüsse aus „teeähnlichen Erzeugnissen“. Der Tee, der kein Tee ist, wird aus einem Aufguss aus zum Beispiel Früchten, Rinden oder Wurzeln von anderen Pflanzen gewonnen.
Aromatisierter Tee – So ungesund können Aromen sein
Auch die Nachfrage nach aromatisierten Tees steigt sowohl in Deutschland als auch in anderen europäischen Ländern. Ein aromatisierter Tee ist dabei genau das, wonach er klingt: Eine Teesorte wird mit zusätzlichen Geschmacksaromen versehen. So kann Schwarzer Tee auch nach Nuss-Brownie oder Marzipan-Mandel-Spekulatius-Zauber schmecken.
Aromen werden durch chemische Stoffe oder Stoffgemische hervorgerufen. Natürliche Aromen werden meist aus Gewürzen oder Früchten extrahiert. Synthetische Aromen sind den natürlichen Aromen im Geschmack sehr ähnlich. Bekommt der Tee durch natürliche Aromen den nötigen Kick, muss man grundsätzlich keine schädlichen Nebenwirkungen erwarten.
Künstliche Alternativen: Wie ungesund sind Süßstoffe?
Anders sieht es bei Tees mit synthetischen Aromen aus: Hier kann es unter Umständen zu allergischen Reaktionen oder allgemeinen Unverträglichkeiten kommen. Der Grund dafür: Für die Herstellung diverser Aromastoffe können Chemikalien wie Rauchsalz, Äthylvanillin oder sogenannte Rauch- und Reaktionsaromen verwendet werden. Zudem stehen aromatisierte Tees im Verdacht, die Geschmacksnerven zu beeinträchtigen.
Irgendwie logisch: Wenn der aromatisierte Tee lecker nach Brownie schmeckt und der fade Grüne Tee nur nach grün, dann kann das Verlangen nach industriell hergestellten Lebensmitteln irgendwann gesteigert werden.
Darauf ist zu achten: Gütesiegel auf der Verpackung geben Auskunft über die Reinheit des Tees und verifizieren einen kontrollierten Anbau. Zudem schließen sie die Verwendung weiterer Zutaten aus. Ein Biosiegel auf dem Tee schadet beim Kauf also nicht!
Welcher Tee hilft bei gesundheitlichen Beschwerden? Fünf Teesorten im Überblick
Dem entgegen können viele Teesorten aber auch einen gesundheitsfördernden Effekt haben und für eine Linderung bei körperlichen Beschwerden sorgen.
Grüner Tee
Unterschiedliche Grüntee-Sorten haben auch verschiedene Wirkungsformen. Eine Kombination aus verschiedenen Sorten kann ein großes Spektrum an leichten Krankheiten abdecken.
Gyokuro hat seine Wirkungsschwerpunkte unter anderem im Bereich der Nieren und des Herz-Kleislaufsystems, Sencha wirkt sich auf den Stoffwechsel und das Immunsystem aus, Bancha kann gegen Übersäuerung helfen und die Darmflora unterstützen, und Matcha wirkt entgiftend und enthält Antioxidantien, die das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen reduzieren.
Sencha-Tee: Deshalb ist der japanische Tee so besonders
Antioxidantien sind wichtige Schutzstoffe, die sogenannte freie Radikale abfangen und unschädlich machen können. Werden freie Radikale im Körper nicht oder nur ungenügend bekämpft, können Schäden entstehen.
Die Polyphenole des grünen Tees haben zudem eine besondere Eigenschaft: Sie schützen vor sonnenbedingten Hautschäden. Polyphenole sind chemische Verbindungen aus der Stoffgruppe der Phenole und kommen in allen Obst- und Gemüse-Sorten vor.
Die antioxidantischen Eigenschaften der Tee-Polyphenole können Schäden, die Sonnenstrahlung auf der Haut verursacht, deutlich vermindern. Das kann der Entstehung von Hautkrebs vorbeugen.
Darauf ist zu achten: Da Grüner Tee die Entgiftung und Entschlackung des Körpers anregt, ist es wichtig, zum täglichen Konsum auch eine ausreichende Menge Wasser zu trinken. Bei einem Verzehr von 0,3 Liter reinem Grüntee wird empfohlen mindestens jeweils 0,3 Liter stilles Wasser zusätzlich zum normalen Wasserkonsum zu trinken.
Schwangere, Kleinkinder und Stillende sollten keinen Grüntee mit normalem Koffeingehalt zu sich nehmen. Falls Erkrankungen vorliegen, sollte der Konsum des Tees zusätzlich vorab mit den behandelnden Ärzt*innen abgestimmt werden.
Pfefferminztee
Minze kann anregend auf den Körper wirken: Das Blut wird schneller und kraftvoller durch die Adern transportiert, während der Magen beim Konsum weitestgehend entspannt.
Bei Völlegefühl, Reizdarm oder Magenkrämpfen kann Pfefferminztee daher schmerzlindernd wirken, da die Pflanze die Magennerven beruhigt. Daher soll die Heilpflanze krampflösend sein und durch die belebende Wirkung des Menthols zudem Spannungskopfschmerzen und Migräne lindern.
Darauf ist zu achten: Tee aus reiner Pfefferminze kann aufgrund des hohen Menthol-Gehalts die Magenschleimhaut schädigen. Deshalb ist es wichtig, Pfefferminztee nicht in größeren Mengen täglich zu trinken; eine Tagesdosis von drei bis sechs Gramm Pfefferminzblätter sollte nicht überschritten werden.
Für Kleinkinder ist frischer Pfefferminztee daher nicht geeignet. Und an alle, die an chronischen Gallensteinen, Gallenblasenentzündungen oder Lebererkrankungen leiden: Hier sollte Pfefferminze innerlich nicht angewendet werden, oder nur nach Rücksprache mit Ärzt*innen.
Kamillentee
Völlig zurecht ist Kamillentee auf der Liste der gesunden Tees – auch wenn der Geschmack bei einigen sicherlich Flashbacks zurück in die Kindheit auslöst, in der man den Tee literweise trinken musste, wenn man krank war. Aber verkehrt ist das nicht, denn Kamille wirkt entzündungshemmend, krampflösend, wundheilungsfördernd und antibakteriell.
Daher eignet sich der Tee auch in konzentrierter Form gut zum Gurgeln im Rachenraum, bei beispielsweise bei Mandelentzündungen oder allgemeinen Reizungen der Mund-Rachen-Schleimhaut.
Aber auch bei Sodbrennen, Gastritis oder Durchfall kann Kamillentee zum Einsatz kommen. Zudem hat Kamille besänftigende Eigenschaften: So kann das Heilkraut bei Nervosität, Unruhe oder Schlafstörungen helfen. Kamillenextrakte enthalten unter anderem den Neurotransmitter GABA, der für Beruhigung und einen besseren Schlaf sorgen kann.
Darauf ist zu achten: Auch Kamillentee kann mit giftigen Stoffen belastet sein, daher raten die Expert*innen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Kamillentee nicht in allzu großen Mengen über einen längeren Zeitraum zu trinken. Wer auf Nummer sicher gehen will, wechselt regelmäßig die Teesorten.
Brennnesseltee
Brennnessel wird eventuell von vielen als störend empfunden, vor allem, wenn man frontal in das Kraut läuft und tagelang mit Ausschlag zu kämpfen hat. Aber: Eigentlich handelt es sich dabei um ein wahres Wunderkraut.
Durch die enthaltenen Flavonoide (Antioxidantien) sollen Brennnesseln Schmerzen lindern und entzündliche Vorgänge hemmen. So kann der Tee bei Rheuma oder Gelenkerkrankungen zum Einsatz kommen.
Außerdem ist der Brennnesseltee ein bekanntes Hausmittel bei Blasenentzündungen, da die Inhaltsstoffe der Pflanze eine harntreibende Wirkung haben. Als Gesichtswasser kann Brennsesseltee gegen Hautirritationen wirken.
Darauf ist zu achten: Da Brennnesseltee ein Heilmittel ist, sollte er auch nur bei Beschwerden getrunken werden. Mehr als einen Viertelliter Tee pro Tag über einen Zeitraum von maximal sechs bis acht Wochen sollte man nicht konsumieren. Meiden sollte man den Tee generell, wenn eine Herz- oder Niereninsuffizienz oder eine Diabetes-Erkrankung vorliegt. Kinder unter zehn Jahren und schwangere Personen sollten aufgrund einer unzureichenden Studienlage auf Brennsesseltee verzichten.
Schwarzer Tee
Zu den positiven Effekten des schwarzen Tees gehören unter anderem die Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit, sowie die Anregung des Stoffwechsels und des Kreislaufs. Zudem ist der Koffeingehalt in Teeblättern höher als der Anteil in Kaffeebohnen.
Das Koffein des Tees wird als Tein bezeichnet. Trinkt man eine Tasse Kaffee, sollte die Wirkung – natürlich abhängig davon wie exzessiv man Kaffee trinkt – unmittelbar einsetzen. In beispielsweise Schwarztee ist das Tein noch natürlich gebunden und wirkt erst verzögert. Die Wirkung hält damit länger an.
Im Gegensatz zum Kaffee (etwa 80 bis 95 Milligramm Koffein pro Tasse) kommt eine fertig zubereitete Tasse Schwarzer Tee auf 30 bis 60 Milligramm Koffein pro Tasse. Darüber hinaus enthält der Tee auch noch Fluorid, das gegen Karies vorbeugen kann, da es für einen gesunden Zahnschmelz sorgt.
Darauf ist zu achten: Aufgrund des Koffeingehalts ist natürlich sorgsam zu wählen, wann man den Tee trinkt. Der Tee kann zu Herzklopfen, Nervosität und Einschlafproblemen führen – dementsprechend eignet sich Schwarzer Tee nicht als Nachttrunk. Ein übermäßiger Konsum kann zudem zu einem Eisen-, Calcium-, Vitamin C- und B6-Mangel führen.
Dementsprechend sollte man den Tee nur in Maßen genießen und auch hier zu jeder Tasse auch ein Glas Wasser trinken. Das kann Zahnverfärbungen durch den Tee und trockener Haut vorbeugen.
Wie viel Tee darf man am Tag trinken?
Generell gilt bei Arzneitees – also allen Tees, die eine medizinische Wirkung haben sollen – auf die Empfehlungen und Anweisungen zur Dosierung zu achten. Schließlich will man beispielsweise bei einer versprochenen entwässernden oder abführenden Wirkung auch nur das erreichen und nicht mehr.
In Maßen trinken sollte man auch, wie bereits erwähnt, koffeinhaltige Tees, die als Kaffee-Alternative eingesetzt werden. Hierzu zählt auch der allseits beliebte Matcha, der sich zu einem wahren Trend-Getränk gemausert hat. Aber auch hier gilt: Ein übermäßiger Konsum kann Herzrasen, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlafstörungen auslösen.
Von Kräutertees, die kein Arzneitee sind, kann man bis zu zwei Liter am Tag trinken. Um die Leber zu schützen, sollte man aber auch bei einem häufigen Konsum von Kräutertees öfter die Sorten wechseln. Schwangeren wird empfohlen, die Höchstgrenze von etwa drei Tassen Grüntee oder Schwarztee pro Tag nicht zu überschreiten.
So sollte man Tee zubereiten und lagern
Und apropos "überschreiten": Hände hoch, wer auch ab und zu … ja, oder immer, vergisst, die Ziehzeit des Tees zu beachten? Dabei wird die Wirkung und der Geschmack des Tees abhängig von der Ziehzeit vor allem durch Koffein und Polyphenole beeinflusst.
Eine kurze Ziehzeit (zwei bis drei Minuten) begünstigt vorwiegend die Koffeinfreisetzung und eine anregende Wirkung. Eine längere Ziehzeit (vier bis fünf Minuten) sorgt für eine vermehrte Freisetzung der Gerbstoffe und hat damit eine beruhigende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt. Beuteltee sollte kürzer ziehen als loser Tee.
Das Wasser für den Teegenuss sollte zum Kochen gebracht werden. Bei Schwarztee wird das kochende Wasser direkt über die Teeblätter oder den Aufgussbeutel gegossen.
Grüner Tee benötigt eine kleine Extra-Tee-Wurst: Dort sollte das Wasser erst auf 70 bis 80 Grad Celsius abkühlen, ehe man den Tee mit dem Wasser beglückt, damit der Tee nicht bitter wird. Zubereiten sollte man den Tee am Besten mit "weichem", kalkarmen Wasser – der Härtegrad des Wassers hat einen entscheidenden Einfluss auf die Teequalität.
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Da das weiche Wasser vielerorts nicht gegeben ist, kann ein Wasserfilter Abhilfe schaffen – dieser bindet den Kalk zum größten Teil. Oder man verwendet stilles Mineralwasser für die Tee-Zubereitung. Auch bei der Zubereitung gilt: Tee ist nicht gleich Tee.
Kräftige Tees wie Assam- oder Ceylon-Tee können hartes Wasser besser ab, als feine Tees. Schwarzer Tee geht sogar so weit, dass er bei Anwendung mit zu hartem Wasser mit hohem Kalziumgehalt zu sogenanntem "tea scum" wird – der Fluch der Teetrinker*innen. Dieser ölige Schaum stellt jetzt kein Gesundheitsrisiko dar, ist aber lästig.
Tee sollte kühl und trocken gelagert werden und nicht neben stark duftenden Lebensmitteln stehen. Für die Aufbewahrung eignen sich verschließbare Blechdosen oder lichtgeschützte Gläser. Schwarzer Tee und Grüner Tee halten bei optimaler Lagerung mindestens 18 Monate. Aromatisierte Tees sind je nach den Inhaltsstoffen unterschiedlich lange haltbar.
Augen auf beim Tee-Kauf
Die Kennzeichnungen und Aufmachungen von Teeverpackungen können laut einer Einschätzung der Verbraucherzentrale zum Teil missverständlich sein. Vor allem betroffen davon sind aromatisierte Früchtetees, wenn die auf der Packung abgebildeten Früchte womöglich gar nicht im Tee vorhanden sind, oder Kräutertees, die mit wertvollen Substanzen werben, die aber nur in geringer Menge enthalten sind.
Kritisch zu sehen sind auch Verpackungen, die Wirkungen des Tees vermitteln, wie zum Beispiel "Schlaf gut" oder "Magenfreund". Denn oftmals ist nicht ersichtlich, welcher Bestandteil des Tees denn jetzt so magenfreundlich oder gut für den Schlaf sein soll. Hier fehlen meist Verzehr-Empfehlungen der Hersteller*innen.
Bei gekauften Tees sollte man auf Bio-Qualität achten, so kann man vermeiden, dass der Tee stark durch Pestizide belastet ist – was gerade bei Schwarztee oftmals der Fall ist. Auch aus diesem Grund sollte das Augenmerk beim Kauf darauf liegen, Tee aus fairem Handel zu erwerben.
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