Better Life: Mistelzweig – das steckt hinter dem Weihnachtsbrauch

Zu Weihnachten muss man sich unter einem Mistelzweig küssen – das weiß jedes Kind. Doch was steckt hinter diesem heute fragwürdig anmutenden Brauch? Und was sollte man sonst noch über die schmarotzende Pflanze wissen?

Eine beliebte Dekoration in der Weihnachtszeit: Mistelzweige. (Bild: Getty Images)
Eine beliebte Dekoration in der Weihnachtszeit: Mistelzweige. (Bild: Getty Images)

Wenn um die Weihnachtszeit eine Frau unter einem Mistelzweig steht, darf ein Mann sie küssen. Und zwar so oft, wie Beeren an dem Zweig hängen. Abwehren darf die Frau die Küsse nicht, ansonsten droht ihr Unglück. Dieser heute mehr als zweifelhafte Brauch ist weltweit bekannt – auch wenn er heute, glücklicherweise, wohl kaum wirklich praktiziert werden dürfte.

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Es gibt aber auch romantische, konsensuelle Varianten dieser Tradition: Wenn Paare sich – im gegenseitigen Einverständnis natürlich – unter einem Mistelzweig küssen, ist ihnen, so der Glaube, ewige Liebe sicher.

Misteln: Lange Tradition als Fruchtbarkeitssymbol

Viele alte Kulturen sahen die Mistel als Glücksbringer und Fruchtbarkeitssymbol an. Die klebrigen, oft weißen Beeren erinnern an Samen. So sollen die Kelten ihn als Sperma des Donnergottes Taranis interpretiert haben.

Ebenfalls bei den Kelten gab es laut der "Naturalis historia" des römischen Autors Plinius ein heiliges Ritual, bei dem weißgekleidete Druiden mit einer goldenen Sichel Mistelzweige von heiligen Eichen schnitten. Daneben wurden zwei weiße Stiere geopfert. Aus den Misteln wurde ein Elixier gewonnen, das Unfruchtbarkeit heilen sollte.

Eine Spur davon findet sich heute in den "Asterix"-Comics: Darin verwendet der gallische Druide Miraculix Misteln für den Zaubertrank, der das kleine gallische Dorf unbesiegbar macht. Miraculix trägt an seinem Gürtel eine goldene Sichel, die auf das heilige Ritual verweist.

Seit dem 18. Jahrhundert mit Weihnachten verbunden

Bei den Römern galten Mistelzweige dann abstrakter als Symbol für Frieden und Liebe. Über das Mittelalter hielt sich die Bedeutung der Misteln bis in die Neuzeit. Im 18. Jahrhundert verband sich der Kult um die immergrüne Pflanze dann mit Weihnachten – und nahm die Form an, in der wir sie bis heute kennen.

Vor allem Dienstboten im viktorianischen England sollen sich dabei hervorgetan haben. Im Englischen werden die Früchte der Mistel als "Kusskugeln" bezeichnet.

Zu Weihnachten werden Mistelzweige gerne mit Tannen- und Stechpalmenzweigen kombiniert. (Bild: Getty Images)
Zu Weihnachten werden Mistelzweige gerne mit Tannen- und Stechpalmenzweigen kombiniert. (Bild: Getty Images)

Teils giftige Halbschmarotzer: Die Mistel botanisch gesehen

Bei Misteln handelt es sich botanisch gesehen um eine Gattung innerhalb der Familie der Sandelholzgewächse. Sie wachsen parasitär auf Bäumen und Sträuchern, gelten aber nur als Halbschmarotzer, da sie sich zwar von ihren Wirten ernähren, aber selbstständig Photosynthese betreiben. Sie holen sich von ihren Wirtsbäumen außerdem nur so viele Nährstoffe und Wasser, dass diese noch überleben können.

Die immergrünen Misteln sind vor allem im Herbst und Winter zu sehen, da die Kronen der Bäume, in denen sie wachsen, dann kahl sind. Diese Tatsache dürfte eine Rolle bei ihrer Verbindung mit Weihnachten in der Volkskultur gespielt haben.

Übrigens ist nicht nur der Brauch des Kusszwangs für Frauen toxisch, auch die Misteln selbst sind es. Allerdings nur in Teilen: Im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung sind die Beeren nicht giftig, dafür sind es Blätter und Stängel in geringem Maße.

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