Better Life: Mythen aufgeklärt - das sollte man über Lippenbalsam wissen

Kaugummi verklebt den Magen und Lippenbalsam macht süchtig. Was man als Teenager so alles zu hören bekommt, prägt einige sicherlich auch noch im Erwachsenenalter. Aber ist die Nummer mit der süchtig machenden Lippenpflege ein urbaner Mythos oder steckt mehr dahinter? Und ist Lippenbalsam gesundheitsschädlich? Das sollte man über Lippenbalsam wissen.

Um Lippenpflege ranken sich einige Mythen: So sollen Labello und Co. süchtig machen, die Lippen erst recht austrocknen und einige sogar gesundheitsschädlich sein.
Um Lippenpflege ranken sich einige Mythen: So sollen Labello und Co. süchtig machen, die Lippen erst recht austrocknen und einige sogar gesundheitsschädlich sein. (Symbolbild: Getty Images)

Mit der kalten Jahreszeit kommen nicht nur glatte Straßen und kalte Nasen, sondern gelegentlich auch trockene Lippen.

Aber nicht nur äußere Einflüsse haben Auswirkungen auf die Lippen: Weitere Gründe für spröde Lippen können ein zu geringer Flüssigkeitshaushalt, ein Mangel an Vitamin B2 und/oder Eisen, starker Stress oder eine Herpes-Infektion sein. Abhilfe schaffen können Produkte zur Lippenpflege.

Wenn man diese gerade zur Hand hat: denn so ein bisschen ist es beim "Labello" wie mit "Tampons" – man denkt sie sind überall und in jeder Tasche vorhanden, aber wenn man sie braucht sind sie nicht auffindbar. Aber gut, das ist eine andere Geschichte.

Lippenherpes: Auf diese Lebensmittel sollte man besser verzichten

Pflegestifte legen eine Fettschicht auf die Haut der Lippen und verhindern so, dass Feuchtigkeit an die Umwelt abgegeben wird. Denn Lippen verfügen über keine Talg- und Schweißdrüsen, die für die natürliche Feuchtigkeitsversorgung der Haut verantwortlich sind.

Deshalb sind Lippenbalsame eigentlich eine gute Sache. Je nachdem welche Inhaltsstoffe die Hersteller*innen verwenden, können die Lippenpflege-Produkte aber auch problematisch sein.

Lippenbalsam macht nicht süchtig

Aber erst einmal zu den guten Nachrichten und dem ersten Mythos, der sich aufklären lässt: Lippenbalsam macht nicht süchtig. Aber natürlich kann die Nutzung zu einer Hardcore-Gewohnheit werden, die sich vielleicht anfühlt wie eine Sucht.

Infografik: Wie häufig verwenden Sie persönlich Lippenpflegeprodukte I Statista
Infografik: Wie häufig verwenden Sie persönlich Lippenpflegeprodukte I Statista

Es handelt sich dabei aber nicht um eine Sucht im physiologischen Sinne. Da das Auftragen von Lippenbalsam die Lippen beruhigen kann und sich gut anfühlt, kann diese Aktion auch zu einer unterbewussten Angewohnheit werden – die bei Stress oder Angst hilft, so wie Nägelkauen. Macht ja auch nicht süchtig und trotzdem knabbern viele Menschen ihre Nägel kurz, kürzer am kürzesten.

Zu viel Balsam trocknet die Lippen nicht per se aus

An dieser Stelle kann direkt ein weiterer Mythos zum Teil entkräftet werden: Lippenbalsam trocknet die Lippen nicht noch mehr aus. Allerdings kommt es hier auf die Inhaltsstoffe der Produkte an.

Denn Lippenpflege mit Inhaltsstoffen wie Phenol, Menthol und Salicylsäure machen die Lippen laut der Dermatologin Dr. Piliang tatsächlich trockener. Einige Produkte können auch Irritationen auf der zarten Haut der Lippen auslösen oder die äußere Schicht entfernen, wie ein Peeling.

Die Folge: Die Lippen sind noch anfälliger für Umwelteinflüsse und die Schutzbarriere wird weniger. Um dem entgegen zu wirken, wird meist wieder das Lippenbalsam eingesetzt und damit beginnt ein Teufelskreis. Deshalb sollte man auf Pflegeprodukte für die Lippen mit diesen Inhaltsstoffen verzichten.

Aber auch einige Chemikalien in Duft- oder Aromastoffen können die Haut reizen oder auch Allergien auslösen. "Diese Inhaltsstoffe trocknen die Haut aus und können dazu führen, dass sie sich rissiger anfühlt, daher ist weniger davon besser", so die Expertin.

Peelings für die Lippen sollten eigentlich vermieden werden, da sie der natürlichen Schutzbarriere der Lippen schaden. Dadurch kann es erst recht zum Austrocknen der Lippen kommen.
Peelings für die Lippen sollten eigentlich vermieden werden, da sie der natürlichen Schutzbarriere der Lippen schaden. Dadurch kann es erst recht zum Austrocknen der Lippen kommen. (Symbolbild: Getty Images)

Was die Lippen auch zusätzlich austrocknen kann, ist eine Angewohnheit, die sicherlich jede*r schon zu genüge getan hat: Lippen ablecken. Der Speichel verdunstet, wodurch den Lippen zusätzlich Feuchtigkeit entzogen wird.

Gesundheitliche Risiken durch Mineralöl in Lippenpflege

Zwar können die Lippenbalsame die Nutzer*innen nicht süchtig machen, eine gewisse Vorsicht bei der Nutzung der Produkte ist allerdings trotzdem geboten. Stiftung Warentest hat Labello und Co. genauer betrachtet: Insgesamt 30 Lippenpflege-Produkte wurden dazu im Labor geprüft, darunter auch zertifizierte Naturkosmetik-Marken.

Die Kosmetika wurde darauf hin untersucht, ob sie Mineralöl-Bestandteile oder Titandioxid enthält. Das Ergebnis: 10 von 30 Produkten enthielten Mineralöl-Bestandteile, 20 der 30 getesteten Lippenbalsame waren frei von Mineralöl. Titandioxid konnte in keinem der Produkte nachgewiesen werden.

Hier eine kleine Auswahl der Produkte, die die Warentester*innen empfehlen, da sie frei von kritischen Mineralöl-Bestandteilen sind: Blistex Agave Rescue, Alverde Lippenpflege Bio Calendula, Labello Original oder das Lavera Basis Sensitiv Lippenbalsam.

Insgesamt kommen übrigens alle sieben Naturkosmetik-Produkte im Test ohne Mineralöle aus. Man macht also nichts falsch, wenn man auf diese Produkte zurückgreift.

Haltbarkeit von Naturkosmetik: Darauf solltest du achten

Vor Lippenpflege-Produkten, die sogenannte "gesättigte Kohlenwasserstoffe aus Mineralölen" (mineral oil saturated hydrocarbons, MOSH) enthalten, raten Verbraucherschützer*innen auch ab. Denn: Beim ständigen Abschlecken der Lippen können schädliche Stoffe in den Organismus gelangen. So muss bei Lippenpflege neben einer Aufnahme über die Haut auch die orale Aufnahme betrachtet werden.

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden deshalb für den Einsatz von Lippenpflege-Produkten "mittel- und hochviskose Mineralöle sowie mikrokristalline Wachse empfohlen". Für diese Mineralöle und Wachse wurden vom FAO/WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) und von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine tägliche Aufnahmemenge (ADI-Werte) abgeleitet.

Der Europäische Verband der Kosmetikhersteller Cosmetics Europe hat den Hersteller*innen von Lippenpflege-Produkten empfohlen, nur Mineralöl-Fraktionen einzusetzen, für die diese ADI-Werte gelten. Für die orale Einnahme der MOSH über Lippenbalsame besteht dann kein Risiko, wenn die Empfehlungen von Cosmetics Europe eingehalten werden.

Viel trinken und Honig: Diese Alternativen helfen bei trockenen Lippen

Falls sich jemand an dieser Stelle denkt "Nie wieder Lippenbalsam!" gibt es auch Alternativen, die dafür sorgen, dass die Lippen ausreichend versorgt sind und nicht spröde werden. So ist es wichtig innerlich und äußerlich ausreichend hydratisiert zu bleiben.

Natürliche Produkte wie Kokos-Öl, Sheabutter, Jojoba-Öl, Kakaobutter oder Honig können ebenfalls spröde Lippen pflegen.
Natürliche Produkte wie Kokos-Öl, Sheabutter, Jojoba-Öl, Kakao-Butter oder Honig können ebenfalls spröde Lippen pflegen.

Auf die lange Liste, warum viel trinken gesund ist, kann jetzt auch der Grund kommen, keine spröden Lippen haben zu wollen. Zudem könnte der Gebrauch eines Luftbefeuchters Abhilfe schaffen. Und zu guter Letzt: Nicht zuppeln! Klar, der Drang ist da die abstehenden Hautschüppchen abzuziehen, aber es ist ratsam zu warten, bis sich die Haut von selbst ablöst.

Alternativen zu kosmetischen Produkten können Kakao-Butter, Sheabutter, Kokos-Öl oder Jojoba-Öl sein. Dabei handelt es sich um natürliche Fette, die die Lippen ebenfalls schützen können und vor dem Austrocknen bewahren.

Wer zuhause Honig hat, kann auch diesen für die Lippen nutzen. Der hat zwar nicht den sexy juicy Effekt wie einige Lipglosse, aber immerhin: Kann man mal wieder nicht widerstehen und schleckt die Lippen ab, schmeckt es wenigstens. Gibt also sicherlich schlimmeres.

Und nur der Vollständigkeit halber, sollte zum Ende auch noch ein letzter Mythos geklärt werden: Kaugummis verkleben den Magen nicht. Durch die Feuchtigkeit im Körper, die sich über Kaugummis legt, kleben diese nicht mehr. Ergo kann auch kein Magen oder gar die Speiseröhre verkleben. Da wollten uns unsere Eltern einen Bären aufbinden - aber jetzt nicht mehr!

Im Video: Alles für die Tonne? Australien will weniger Kosmetik-Müll