Betty Mahmoody: "Deutschland war immer gut zu uns"

Zwei Schriftstellerinnen, ein Thema: Betty (re.) und Mathob Mahmoody in der Talkshow von Markus Lanz

Als Betty Mahmoodys Ehemann Sayyed Bozorg Mahmoody 1984 seiner Frau im Urlaub im Iran plötzlich mitteilte, dass sie und die damals vierjährige Tochter Mahtob nie wieder ins heimatliche Michigan zurückkehren würden, war sie geschockt. "Ihr seid jetzt in meinem Land, und dieses Land werdet ihr nie wieder verlassen", sagte der Vater, der als Arzt in den USA gearbeitet hatte, damals zu seiner Frau und zu seiner Tochter.

Die unfassbare Kidnapping-Geschichte von Betty und Mahtob Mahmoody fand bekanntlich ein Happy End. Nach 18 Monaten Gefangenschaft gelang den entführten Frauen schließlich über die Türkei die Flucht aus dem Iran und machte spätestens dann weltweit Schlagzeilen, als Betty Mahmoody mit ihrem Buch "Nicht ohne meine Tochter" 1987 auf dem Markt kam. Der Bestseller wurde 1991 in Hollywood mit Sally Field in der Hauptrolle verfilmt und bewegte Millionen von Menschen.

Heute, 31 Jahre später, erinnert sich Betty Mahmoody beim Gespräch mit spot on news in ihrer Heimatstadt Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan noch einmal an die dunklen Tage im Iran:

"Ich hätte im Iran bleiben können. Aber ich wollte nicht, dass meine Tochter ein Leben als Gefangene verbringt. Von daher war die Entscheidung einfacher als man es vielleicht glauben mag. Ich wollte, dass meine Tochter frei ist", so Mahmoody, die sich noch gut daran erinnern kann, wie sie die damalige Flucht mit der Tochter über die Türkei geplant hatte.

"Ich musste das Vertrauen meines Mannes gewinnen, damit er mich alleine losziehen ließ zum Einkaufen. Es war nicht leicht, aber ich tat so, als würde ich mich fügen, als hätte ich mich seinem Willen gebeugt", so Mahmoody. "Auf dem Markt habe ich dann mit Leuten gesprochen und unsere Flucht geplant."

Noch heute bekommt Betty Mahmoody Briefe

Noch heute, so Betty Mahmoody, bekomme sie Briefe aus der ganzen Welt von Frauen, die unter der Tyrannei ihrer Ehemänner leiden. "Es ist ein Problem, über das noch immer zu wenig gesprochen wird", sagt die 69-Jährige. Und fügt hinzu: "Besonders aus Deutschland haben wir über die Jahre sehr viel positive Unterstützung erhalten. Deshalb besuche ich dieses Land noch heute sehr gerne."

Weiterhin leiden viele Frauen und Kinder weltweit unter der Gewalt von Männern. Auf die Frage, ob Mahmoody eine Art Generalstabsplan in der Tasche habe, wie Frauen sich gegen solche Gewaltsituationen wehren können, sagt sie: "Leiden ist nicht die richtige Antwort. Ich habe viele Frauen im Iran getroffen, die auch weg wollten, aber keinen Plan in der Tasche hatten. Ein konkreter Fluchtplan ist wichtig, nur so geht es."

Eine Familiengeschichte

Auch wenn die Flucht von Betty und Mahtob Mahmoody bis heute politisiert wird, so sieht die Autorin von "Nicht ohne meine Tochter" ihre Geschichte nicht als eine politische: "Unsere Geschichte ist eine Familiengeschichte und keine politische Story. Aber ich weiß sehr wohl, dass viele Menschen noch heute denken, dass ich gegen den Iran bin. Das ist aber nicht der Fall", so Mahmoody.

Viele Länder haben ihre Gesetzgebung in Bezug auf "domestic violence" dank Mahmoodys Geschichte verändert und verschärft. "Kidnapping und Missbrauch in Familien wird heute viel strenger bestraft, das macht mich sehr stolz", so Mahmoody, die noch immer mit ihrer Tochter in Michigan lebt und plant, Deutschland schon sehr bald wieder einen Besuch abzustatten.