Charles III. ist nun König, doch wer waren eigentlich Charles I. und Charles II.?
Vor König Charles III. gab es bereits zwei Könige in Großbritannien, die den Namen Charles trugen. Beide saßen im 17. Jahrhundert auf dem Thron und hatten äußerst unruhige Amtszeiten. Einem wurde sogar eine tragische und bis heute einzigartige "Ehre" zuteil.
Viele Jahre musste sich Prinz Charles gedulden, doch nun hat er, nach dem Tod von Queen Elizabeth II. und der Proklamation durch den Kronrat, den britischen Thron bestiegen und unter dem Namen Charles III. seine Regentschaft begonnen.
Damit trägt zum ersten Mal seit 70 Jahren wieder ein Mann die königliche Krone, und erstmals seit dem 17. Jahrhundert sitzt wieder ein Charles auf dem Thron.
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Der Name Charles III. ist allerdings keine Anlehnung an die beiden früheren Könige gleichen Namens. Bei der Geburt von Charles III. im Jahr 1948 fanden die Eltern des heutigen Königs, die damalige Kronprinzessin Elizabeth und ihr Mann Philip, den Namen Charles einfach schön, wie sie einmal erzählten. Wie einst seine Mutter Elizabeth entschied sich Charles nun, seinen Namen auch als Monarch beizubehalten, anders als beispielsweise deren Vater Albert, der zu König George wurde.
Doch wer sind die beiden Namensvetter von Charles, die vor fast vierhundert Jahren auf dem britischen Thron ihren Platz einnahmen?
Wer war Charles I.?
Charles I. (deutsch: Karl I., 1600 - 1649) stammte aus dem Hause Stuart und gilt noch heute als einer der bemerkenswertesten britischen Monarchen, denn er ist der einzige König, der wegen Hochverrats öffentlich verurteilt und geköpft wurde.
Die weltberühmten Komiker von "Monty Python" scherzten einmal etwas pietätlos: Das Interessanteste an Charles I. sei, dass er zu Beginn seiner Herrschaft rund 1,68 Meter groß war, am Ende aber nur noch etwa 1,42 Meter.
Charles I. regierte von 1625 bis 1649 in England, Schottland und Irland, war beim Volk allerdings alles andere als populär.
Geboren im November 1600, zog Charles I. von Schottland nach England, als sein Vater, König Jakob VI. von Schottland, 1603 den englischen Thron erbte. Als sein Bruder, Henry Frederick Prince of Wales, 1612 im Alter von 18 Jahren starb, wurde Charles I. im Alter von 12 Jahren Thronfolger.
13 Jahre später, im Jahr 1625, bestieg er dann den Thron. Im selben Jahr heiratete Charles I. Henrietta Maria von Frankreich, womit er die protestantischen religiösen Gruppen ziemlich verärgerte.
Auch sonst stand ihm sehr häufig Ärger ins Haus. Er stritt sich mit dem Parlament, welches seine Befugnisse einschränken wollte und viele seiner Untertanen waren mit seiner Politik alles andere als zufrieden, zu der auch die Erhebung von Steuern ohne Zustimmung des Parlaments gehörte.
Er versuchte, die schottische Kirche zur Übernahme anglikanischer Praktiken zu zwingen, was zu weiteren religiösen Konflikten führten. Diese wiederum stärkten die englischen und schottischen Parlamente und ebneten den Weg zu seinem Sturz.
Charles I.: Einziger König, der hingerichtet wurde
Charles I. kämpfte gegen die Armeen der englischen und schottischen Parlamente, wurde aber 1645 besiegt und gefangen genommen. Nach einer kurzen Flucht wurde er wieder gefasst und 1649 in Whitehall wegen Hochverrats als Tyrann, Verräter, Staatsfeind und Mörder im Alter von 48 Jahren hingerichtet.
Sein Tod führte zum vorübergehenden Untergang der Monarchie und zur Errichtung einer englischen Republik unter Oliver Cromwell, die erst elf Jahre später unter seinem Sohn Charles II. (Karl II., 1630 – 1685) wieder hergestellt wurde.
Ein Lächeln zum Abschied: Das letzte offizielle Foto von Queen Elizabeth II.
Während des Interregnums (d. h. "zwischen den Regierungszeiten") von 1649 bis 1660 war England für elf Jahre eine Republik. Nach Cromwells Tod im Jahr 1658 und dem Rücktritt seines Sohnes Richard als Lordprotektor 1659 rief das englische Parlament Charles II. zum König aus und lud ihn ein, 1660 nach England zurückzukehren.
Späte Rache: Charles II. ließ Cromwell exhumieren und köpfen
Nach der Hinrichtung seines Vaters 1649 wurde Charles II. zum König von Schottland ausgerufen und versuchte, England zurückzuerobern. 1651 wurde in der Schlacht von Worcester von Oliver Cromwell besiegt, woraufhin er auf das europäische Festland flüchtete und dort, bis zu seiner Rückkehr nach England im Jahr 1660, neun Jahre im Exil verbrachte.
Nach seiner Ernennung zum König und Rückkehr auf die Insel, ließ Charles II. die sterblichen Überresten von Oliver Cromwell exhumieren und köpfen.
Die Regentschaft von Charles II. war geprägt von der Pest und dem Großen Brand von London. Als im Jahr 1665 die Pest London heimsuchte und Tausende Menschen tötete, floh Charles II. aus der Hauptstadt nach Salisbury.
Als im September 1666 der Große Brand von London 80 Prozent der City of London vernichtete und 100.000 Einwohner obdachlos wurden, beteiligten sich Charles II. und sein jüngerer Bruder James an den Löscharbeiten.
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Unter Charles II. eroberte die englische Flotte unter anderem Nieuw Amsterdam (das spätere: New York) von den Niederländern. Durch die Heirat mit der portugiesischen Prinzessin Katharina von Braganza kamen die wichtigen Hafenstädte Tanger (Marokko) und Bombay (das heutige indische Mumbai) in den Besitz der englischen Krone.
Mit seiner Frau, Katharina von Braganza, hatte Charles II. keine ehelichen Kinder, allerdings soll er mit zahlreichen (die Rede ist von sieben) Mätressen mindestens 14 Nachkommen gezeugt haben, die er fast alle offiziell anerkannte und adelte. Sein frivoles Liebesleben brachte ihm nicht nur den Namen "The Merry Monarch" (deutsch: "Der vergnügte Monarch"), sondern auch den Spitznamen "Old Rowley", den Namen seines Lieblingsrennpferdehengstes, ein.
Komplott schlug fehl: Charles II. sollte ermordet werden
1683 wurde aufgedeckt, dass ein Mordkomplott ("Rye House Plot") geplant war, dem Charles II. und der Duke of York zum Opfer fallen sollten. Die beiden sollten beim Besuch der Pferderennen in Newmarket getötet werden. Ein großes Feuer in Newmarket verhinderte den Besuch des Königs und vereitelte die Mordpläne. Die protestantischen Politiker Algernon Sidney und Lord William Russell wurden als treibende Kräfte hinter dem Komplott verurteilt und hingerichtet.
1685 starb Charles II. an einer Harnvergiftung. Kurz vor seinem Tod trat er noch zum katholischen Glauben über. Seine Leiche wurde in der Westminster Abbey beigesetzt. Sein Bruder wurde als Jakob II. von England und Jakob VII. von Schottland sein Nachfolger auf dem Thron.
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Die heute noch bekanntesten Nachkommen von Charles II. sind die 1997 verstorbene Diana, Princess of Wales, und Camilla, Ehefrau von Charles III. und frischernannte Queen Consort.
Mit Thronfolger William, dem Prince of Wales und ältestem Sohn von Charles II., könnte eines Tages, nach über 300 Jahren, ein direkter Nachkomme von Charles II. Platz auf dem britischen Königsthron nehmen.
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