In diesem Haus lebten Gabriele Münter und Wassily Kandinsky gemeinsam – heute zeigt es ihre Kunst
„Interieur“ von Gabriele Münter, 1910
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2019,Am 21. August 1909 kaufte die Malerin Gabriele Münter ein Haus in der Kottmüllerallee in Murnau, mit hellblauen Fensterläden, einem großen Garten davor, einer Kirche in Sichtweite, und auch ein paar Bergen in der Ferne. Hier zog mit ihr Wassily Kandinsky ein, bekannterweise ebenfalls Maler, und der Lebensgefährte von Gabriele Münter zu dieser Zeit.
Das Münter-Haus in Murnau: ein Treffpunkt für den „Blauen Reiter“
Hier, in Murnau, entstand später auch ein wichtiger Treffpunkt für die Künstlergruppe des „Blauen Reiters“: im Münter-Haus trafen sie Franz Marc, der nicht weit von ihnen wohnte, in Sindelsdorf. Es kamen Alexej von Jawlensky vorbei, Marianne von Werefkin, im Oktober 1911 begannen hier die ersten Arbeitssitzungen, um den Almanach des „Blauen Reiter“ zu verfassen – 1912 wurde er dann von Kandinsky und Marc veröffentlicht, und sollte die Entwicklung der modernen Kunst in ganz Europa entscheidend beeinflussen.
Das Haus soll aber auch deshalb eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der modernen Kunst gespielt haben, da das Innere des Hauses, der Garten, die Landschaft rundherum für Gabriele Münter und Wassily Kandinsky zu einer wichtigen Inspirationsquelle wurden: Wassily Kandinsky soll gerade hier, durch seine Landschaftsmalereien, zur Abstraktion gefunden haben.
Nun ist dieses Haus, in dem die beiden gemeinsam lebten, eine lebendige Ausstellung ihrer Kunst: Im Keller des Hauses hatte Gabriele Münter eine Menge an Werken aufbewahrt, viel von Wassily Kandinsky, von ihr selbst, und auch von anderen Mitgliedern des „Blauen Reiter“. Als Gabriele Münter 80 Jahre alt wurde, hat sie vor allem der Sammlung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München diese Werke vermacht. Und nun feiert das Münter-Haus in Murnau, in diesem Jahr, schon sein 25-jähriges Jubiläum als Museum.
Das Schlafzimmer von Kandinsky im Münter-Haus in Murnau, mit einer von Gabriele Münter bemalten Kommode
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München,So sieht es heute aus: das Münter-Haus in Murnau
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München,Als der Erste Weltkrieg ausbrach, mussten Gabriele Münter und Wassily Kandinsky fliehen, da er als Russe nun als Feind galt. Sie gingen zunächst in die Schweiz, von dort zog Wassily Kandinsky im November 1914 nach Moskau, seine Heimatstadt, zurück; Gabriele Münter hingegen lebte zwei Jahre lang in Schweden, bis sie dann nach Kopenhagen zog. Erst nach dem Krieg, in den Zwanzigerjahren, kehrte sie wieder nach Deutschland zurück.
Ein Ort der Erinnerung an das Künstlerpaar
Dort lernte sie dann, im Jahr 1927, Johannes Eichner kennen, einen Kunsthistoriker, der ihr Talent sofort erkannt haben soll, der begann über ihre Kunst zu forschen und auch über die von Kandinsky, ihres ehemaligen Lebensgefährten. Gemeinsam gründeten die beiden eine Stiftung, die sich den Werken von Münter und Kandinsky widmen sollte. Seit dem Tod der Künstlerin im Jahr 1962 kümmerte sich also die Stiftung um den Erhalt der Bilder, die sie vor den Nationalsozialisten bewahrt hatte, um die Forschung über das Malerpaar, und um das Haus in Murnau.
Hier gräbt Kandinsky gerade den Garten des gemeinsamen Hauses um
Gabriele Münter Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2019,„Im Garten“ von Gabriele Münter, um 1907
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2019,Es soll der Wunsch von Gabriele Münter gewesen sein, das Haus als Ort der Erinnerung einzurichten, an ihre Kunst und die von Wassily Kandinsky, und diese Erinnerungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nun sieht es dort so aus, wie es ausgesehen haben soll, als sie hier gemeinsam lebten, sowohl Leinwände als auch Möbel bemalten, oder auch einfach mal im Garten arbeiteten.
Das Münter-Haus in Murnau ist für Besucher*innen – außer an Montagen – täglich geöffnet, von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr.