Entlüftung von Abwasserrohren: Das ist zu beachten

Zusätzlich zu den Abwasserinstallationen ist Ihr Haus mit einem Entlüftungssystem ausgestattet, um üble Gerüche zu vermeiden.
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Jedes Haus hat Abwasserleitungen für die sanitären Einrichtungen. Was oft unbekannt ist: Jedes Haus hat auch ein Entlüftungssystem zur Entlüftung der Abwasserrohre. Warum das so ist und wie es funktioniert, lesen Sie hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Abwasserinstallationen in einem Haus müssen immer durch zusätzliche Entlüftungsrohre belüftet und entlüftet werden.

  • Ansonsten können üble Gerüche auftreten und das Rohrsystem durch fehlenden Druckausgleich langfristig geschädigt werden.

  • Die korrekte Abwasserentlüftung ist gesetzlich vorgeschrieben.

  • Da das sogenannte Hauptentlüftungsrohr meist zum Dach führt und im Belüftungsventil mündet, spricht man auch von der Dachentlüftung.

Warum ist die Entlüftung der Abwasserrohre so wichtig?

Alle Entwässerungssysteme, mit denen Abwasser aus sanitären Anlagen wie Duschen, Waschbecken und Toiletten in die Kanalisation transportiert werden, müssen ein System zur Belüftung und zur Entlüftung aufweisen. Durch dieses Rohrsystem wird über das Belüftungsventil frische Luft von außen in die Abwasserleitungen sowie Kanalgase nach draußen geleitet und ein Druckausgleich hergestellt.

Die fachgerechte Belüftung und Entlüftung von Abwasserleitungen schreibt in Deutschland unter anderem die DIN 1986-100 so vor. Denn ohne Entlüftung (und auch Belüftung) kann in den Rohrleitungen ein Unterdruck entstehen und die Funktion des Abwassersystems stark beeinträchtigt werden. Abwasser fließt dann womöglich nicht mehr vollständig ab und durch das Haus wabern unangenehme Gerüche und schädliche Faulgase.

Dies beeinträchtigt nicht nur den Wohnkomfort massiv, sondern hat auch langfristige Folgen. Denn auf die Dauer greifen Kanalgase das Rohrsystem an. Das gilt sowohl für die Rohre im Haus als auch in der Kanalisation. Dadurch kann es zu strukturellen Schäden und Leckagen kommen. Um dies zu vermeiden, ist also eine nach DIN-Norm eingerichtete Entlüftung der Abwasserrohre unerlässlich – denn wer hat schon gerne einen intensiven Kanalgeruch im Haus?

Wie funktioniert die Belüftung und Entlüftung von Abwasserleitungen?

Die Entlüftung und Belüftung der Leitungen erfolgt über ein System von Entlüftungsrohren, die zusätzlich zu den Abwasserrohren installiert werden. Damit kein Wasser in die Lüftungsrohre dringen kann, werden die Rohre vertikal oder schräg nach oben an die Abwasserleitungen bzw. an die sogenannte Fallleitung angeschlossen.

In der Regel führt das sogenannte Hauptentlüftungsrohr immer zum Dach und mündet im Belüftungsventil. Man spricht hier deswegen auch gerne von der Dachentlüftung. Das Ende des Entlüftungsrohrs wird als Belüftungsventil, Lüftungsventil oder Rohrbelüfter bezeichnet.

Gut zu wissen

Der Rohrbelüfter muss das Dach um einen vorgeschriebenen Mindestabstand überragen. Wie hoch dieser Abstand bei der Dachentlüftung sein soll, wird durch die DIN-Norm sowie durch lokale Bauvorschriften geregelt.

Beispiel: Entlüftung eines Siphons

Um die Entlüftung von Abwasserleitungen besser verstehen zu können, kann man die Funktionsweise eines Siphons betrachten. Dieser befindet sich unter einer Dusche oder unterhalb eines Waschbeckens und sorgt durch die sogenannte Wassersperre dafür, dass keine Gerüche durch die sanitären Anlagen ins Bad dringen.

Ein Siphon hat dabei immer auch einen Anschluss an ein Entlüftungsrohr bzw. Belüftungssohr. Ohne Entlüftung und Belüftung würde es ansonsten zu einem Unterdruck in Form eines Vakuums kommen. Der Abfluss würde verstopfen, da das Wasser nicht mehr abfließt, sobald man den Wasserhahn aufdreht. Zudem wäre die Wassersperre nicht möglich.

Diese Entlüftungssysteme gibt es

Während das Prinzip der Belüftung und Entlüftung von Abwasserleitungen gleich ist, gibt es doch verschiedene Entlüftungssysteme. Bei kleineren Gebäuden wie etwa Ein- oder Zweifamilienhäuser spricht man von einer Primärbelüftung. Das bedeutet, dass es nur ein Hauptlüftungsrohr zum Dach gibt, das sämtliche Abwasserrohre eines Hauses be- und entlüftet. Gibt es mehrere Hauptlüftungen, können diese in einer sogenannten Sammelanschlussleitung gebündelt werden, damit nur eine Entlüftungsleitung zum Dach verlegt werden muss.

Ist ein Gebäude größer, zum Beispiel Mehrfamilienhäuser oder Büros, gibt es noch die Sekundärbelüftung. Hier sind zusätzliche Rohre zur Entlüftung installiert, um auch komplexere Abwassersysteme ausreichend entlüften zu können. Man spricht hier dann auch von indirekter und direkter Nebenlüftung sowie von einer Umlüftung.

Planung und Montage der Entlüftung: Die wichtigsten Punkte

Wie die Entlüftung und Belüftung von Abwasserleitungen korrekt geplant und installiert werden muss, wird in den Bauvorschriften der einzelnen Bundesländer geregelt. Eine der wichtigsten Orientierungspunkte ist dabei die DIN-Norm DIN 1986-100 „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke“.

Wichtige Vorgaben darin sind unter anderem, dass ein Entlüftungsrohr möglichst geradlinig und senkrecht installiert wird. Weiterhin müssen die Belüftungsventile ein Dach um mindestens einen Meter überragen. Mündet die Lüftungsleitung neben einem Fenster, so muss die Öffnung des Ventils mindestens zwei Meter davon entfernt installiert werden. Diese Vorgaben können sich jedoch von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.

Die DIN-Norm regelt sogar die notwendige Größe der Entlüftungssysteme. So muss ein Lüftungsrohr denselben Durchmesser aufweisen wie die Fallleitung. Denn: Je mehr Abwasser durch die Rohre geleitet wird, desto mehr Luft fällt an. Werden mehrere Fallleitungen mit einem Lüftungsrohr entlüftet, muss der Mindestdurchmesser des Rohrs so breit sein wie die Hälfte der Summe der Durchmesser der Fallleitungen. Fallrohre haben üblicherweise einen Durchmesser von 80 bis 100 Zentimetern (DN 80 – 100).

Hinweis

Aufgrund der zahlreichen gesetzlichen Vorgaben sollten die Lüftungsplanung sowie der Einbau an sich stets von einem Fachbetrieb ausgeführt werden.