Experten( )Wissen: Wie gefährlich ist eigentlich Salz?
Lebensmittelexpertin im exklusiven Interview
Die meisten Deutschen nehmen viel mehr Salz zu sich, als die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt. Worin besonders viel Salz steckt, was die Risiken sind und ob man wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach weitgehend darauf verzichten sollte, erzählt Theresia Weimar-Ehl von der Verbraucherzentrale Saarland im Gespräch mit Yahoo Life.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind 6 Gramm Salz die Höchstmenge, die ein Erwachsener pro Tag zu sich nehmen sollte. Die WHO nennt sogar nur 5 Gramm als Tageshöchstsatz und damit deutlich weniger, als tatsächlich konsumiert wird. "Männer essen durchschnittlich 10 Gramm Salz pro Tag und Frauen 8,4 Gramm", sagt Theresia Weimar-Ehl von der Verbraucherzentrale des Saarlandes e.V.
Cut back on salt 🧂.
Most people eat too much salt, around 10 grams per day on an average. This is double the WHO-recommended limit of 5 grams (a teaspoon) a day.
Beat non-communicable diseases, Live a healthier life 👉https://t.co/hiocdiXUiy pic.twitter.com/Jc4ygyvJVY— World Health Organization (WHO) (@WHO) March 9, 2023
(deutsch: Reduzieren Sie den Salzkonsum. Die meisten Menschen essen zu viel Salz, durchschnittlich etwa 10 Gramm pro Tag. Dies ist das Doppelte des von der WHO empfohlenen Grenzwerts von 5 Gramm (ein Teelöffel) pro Tag.)
Und sie nennt auch gleich das Lebensmittel, über das die meisten Menschen am meisten Salz aufnehmen: Brot und Brötchen. "Das würden viele wahrscheinlich gar nicht vermuten", meint die Diplom-Biologin. Dahinter rangieren übrigens Fleisch- und Wurstwaren, Milchprodukte und Käse sowie Fertiggerichte wie Pizza und Instantsuppen.
Beim Kochen kann man ganz ohne Salz auskommen
Der Rat der Expertin lautet deshalb: "Fertiggerichte sollte man am besten vermeiden." Und Menschen, die auf ihr Brot nicht verzichten wollen, könnten stattdessen an anderer Stelle Salz einsparen. "Gerade bei den Hauptmahlzeiten kann man gut auf Salz verzichten", so die Expertin. Stattdessen könne man andere Gewürze und vor allem Kräuter benutzen, wobei dann beispielsweise auch der Geschmack von Gemüse besser herauskommen würde. Der Rest sei dann eine reine Gewohnheitssache.
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Für alle, die beim Kochen nicht ohne Salz können oder wollen, hat Weimar-Ehl noch einen anderen Tipp: "Beim Kochen auf Salz verzichten und bei Bedarf am Tisch leicht nachsalzen, und zwar mit groben Salzkörnern." Laut Untersuchungen gäbe das grobe Salz auf der Zunge ein stärkeres Gefühl von salzig, als wenn man die gleiche Menge an feinkörnigem Salz auf das komplette Essen verteilen würde. Leicht und punktuell ist also die Devise beim Nachwürzen.
Was sind die gesundheitlichen Risiken von zu viel Salz?
Das größte Risiko bei einem dauerhaft zu hohen Salzkonsum ist Bluthochdruck, von dem nach Schätzungen rund ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland betroffen sind. Bluthochdruck wird oft erst spät erkannt und gilt wiederum als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Allerdings reagieren nicht alle Menschen gleich. Nur bei den sogenannten "salzsensitiven“ Menschen steigt der Blutdruck. Auch ältere Menschen, Übergewichtige und Menschen mit einer eingeschränkten Nierenfunktion reagieren empfindlich auf Salz . Nicht-salzsensitive Menschen haben nur ganz geringe Blutdruckänderungen durch einen hohen Salzkonsum.
Sollte man am besten ganz auf Salz verzichten?
"Natrium ist absolut lebensnotwendig", stellt Weimar-Ehl klar. "Wenn ich nur destilliertes Wasser trinken und zu wenig Salz zu mir nehmen würde, wäre das tödlich." Zusammen mit anderen Mineralstoffen sei Natriumchlorid an der Regulierung des Wasserhaushalts und des Blutdrucks beteiligt und spiele auch für die Funktion der Muskeln eine Rolle. Die geschätzte Mindestmenge für die tägliche Salzaufnahme liegt bei 1,4 Gramm.
Und trotzdem gilt laut der Expertin: "Jeder kann seinen Salzbedarf über natürliche Lebensmittel decken." Das gelte sogar dann, wenn jemand kein Brot essen würde. Natrium und Chlorid als Bestandteile von Kochsalz befinden sich in ausreichender Menge im Trinkwasser sowie in Gemüse, Obst und tierischen Produkten. Auf diese Art hätten ja auch unsere Vorfahren überlebt, sagt Weimar-Ehl. Und genauso hält es auch unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der bekanntermaßen auf jegliches zugesetzte Salz verzichtet.
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Welches Salz ist empfehlenswert?
"Salz ist Salz", sagt die Biologin nüchtern. Verbraucher*innen empfiehlt sie darum einfaches Siedesalz, das auch Tafelsalz genannt wird. Wegen des Jodmangels in Deutschland empfiehlt sie jodiertes Salz, weil Jod wichtig für die Funktion der Schilddrüsenhormone ist. Mit Fluor angereichertes Salz mineralisiert die Zähne und auch zugesetzte Folsäure könne von Vorteil sein. Die Nachteile von Meersalz sieht Weimar-Ehrl darin, das nach dem Verdunsten des Wasser auch Schadstoffe übrig bleiben, die dann ebenfalls im Salz steckten. Ganz deutlich rät sie dagegen von Spezialsalzen wie Himalayasalz ab. Warum? "Das ist sehr teuer und die Mineralstoffe, mit denen es beworben wird, sind in so kleinen Spuren enthalten, dass es überhaupt nicht relevant ist."
Unsere Expertin: Theresia Weimar-Ehl
Die Diplom-Biologin leitet seit 2017 den Bereich Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale des Saarlandes e.V. Daneben arbeitet sie seit Langem als Dozentin für Gesundheits- und Krankenpflegeberufe.
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