Influencerin mit 2 Millionen Fans schafft es nicht, 252 Shirts zu verkaufen

Die junge Influencerin Arii versucht sich an einer eigenen Modelinie – und scheitert kläglich. Was andere Instagram-Stars von ihrer Erfahrung lernen können und warum es ein großer Fehler ist, Follower mit Kunden gleichzusetzen.

Der Schritt von locker-flockigen Posts zu Verkäufen ist auch für erfolgreiche Influencer kein leichter. (Symbolbild: Getty Images)
Der Schritt von locker-flockigen Posts zu Verkäufen ist auch für erfolgreiche Influencer kein leichter. (Symbolbild: Getty Images)

Die Zahlen sprachen eigentlich für sie: Warum sollte Arii, 18-jähriger Internet-Star mit mehr als 2 Millionen Fans auf Instagram und bekannt für simple, aber sehr erfolgreiche Fashion-Posts, mit einer eigenen Modekollektion denn keinen Erfolg haben?

Andere Frage: Warum sollte sie Erfolg haben – und kommt es bei einer Fashion-Kollektion nicht vorrangig auf kreative Entwürfe für eine coole Zielgruppe an? An letzteren scheint es den Teilen, die Arii unter dem Namen „Era“ auf den Markt bringen wollte, gemangelt zu haben – oder vielleicht auch an der Einsicht, dass ein Follower nicht kritiklos alle Merchandising-Teile seines Vorbilds kaufen will.

Influencerin: Ihr Instagram-Post ging mächtig schief

Denn von den mehr oder weniger schlichten Shirts, die die 18-jährige entworfen hatte, wurde nicht einmal die doch sehr leicht erreichbare Menge von 36 Exemplaren pro Modell verkauft - die Mindestmenge, so offenbar der Deal, um mit den Prototypen in Serie gehen zu können. 36 verkaufte Teile bei sieben entworfenen Modellen, das macht 252 Einzelverkäufe – war das wirklich unmöglich?

Follower sind nicht gleich Kunden

Die 18-Jährige wurde auf Twitter und Instagram mit schadenfrohen Kommentaren und bissigen Beleidigungen nur so überschüttet: „Über zwei Millionen Fans und du konntest nicht mal 300 Teile verkaufen? Ganz schön zwielichtig“, deutete ein Kritiker auf Instagram die Möglichkeit an, dass es sich bei Ariis Fans um gekaufte Fake Follower handeln könnte.

Miss India: Twitter kritisiert Kandidatinnen-Liste

„Geh lieber zur Loser-Schule mit deinen 36 Shirts“, pöbelte ein anderer. Andere – und hierbei wird es sich wohl um „echte“ Fans handeln – reagierten versöhnlicher: „Es ist besser zu scheitern als es gar nicht erst zu probieren. Gib deine Träume nicht auf, egal was die anderen sagen. Wenigstens hast du es versucht!“ Auch vergleichsweise konstruktive Kritik wurde ausgesprochen: „Schaut euch mal ihren Feed im Vergleich zu ihren Produkten an. Die beiden haben nicht mal annähernd dieselbe Ästhetik. Wenn man sich selbst nicht vorstellen kann, diese Sachen zu tragen – warum sollten es ihre Follower tun?“

Arii, die unter der Masse der Influencer vor allem dadurch heraussticht, dass sie ihre Instagram-Posts weniger Filtern unterzieht, hat der Marketingbranche vielleicht den Bärendienst erwiesen, den sie brauchte, um zu erkennen, dass Follower nicht gleich kaufkräftige Kunden sind. Und dass es bei einem erfolgreichen Merchandising-Konzept eben nicht nur um die Anzahl der Follower geht, sondern vor allem um eine passende Zielgruppe - und um kreative Entwürfe, die echten Kaufanreiz bieten.

Arii selbst gab sich auf Twitter kurz nach Bekanntwerden ihres Scheiterns kämpferisch: „Erwachsene Leute lachen mich buchstäblich aus, weil das mit meiner Marke passiert ist. ICH BIN 18 und lerne noch. NOCH MAL: Marken heben nicht gleich beim ersten Versuch ab und das wusste ich. Ich hätte nie gedacht, dass ich ausverkauft sein würde, weil ich Follower habe. Ich habe meine Lektion gelernt und werde jetzt nicht aufgeben.“

VIDEO: So viel Geld können Influencer für einen Post verlangen