Lebensmittel: Endlich weniger wegwerfen – so geht’s

Das Problem der Lebensmittelverschwendung ist 91 Prozent der Deutschen bekannt. Trotzdem landet immer noch viel zu viel Essbares in den Mülltonnen der Privathaushalte – 6,2 Millionen Tonnen pro Jahr, um genau zu sein. Mit diesen Tipps kann jeder einzelne dazu beitragen, dass weniger Lebensmittelmüll anfällt – es muss ja nicht gleich "Zero Waste" sein.

Mahlzeiten planen, Reste einfrieren: Mit diesen Tipps kannst du Lebensmittelmüll vermeiden. (Bild: Getty Images)
Mahlzeiten planen, Reste einfrieren: Mit diesen Tipps kannst du Lebensmittelmüll vermeiden. (Bild: Getty Images)

Jeder Verbraucher könnte jährlich rund 37 Kilo an Lebensmittelmüll einsparen. 37 Kilo Lebensmittel, die vermieden werden könnten, indem der Einzelne weniger und vorausschauender einkauft, klüger lagert und auch mit Resten und vermeintlichem Abfall umzugehen weiß. Die gute Nachricht: Dazu muss man kein Experte sein, sondern nur interessiert und aufmerksam – und die folgenden neun Tipps befolgen.

Tipp Nr. 1: Reste verwerten (geht auch lecker!)

Bereits zubereitete Speisen haben den größten ökologischen Impact, schließlich wird beim Kochen bereits Energie aufgewendet, die sich beim Verarbeiten des Abfalls dann noch potenziert. Resteverwertung spart also nicht nur Geld, sondern auch Energie. Natürlich muss im Privathaushalt nicht gleich drei Tage lang dasselbe auf den Tisch kommen. Ein Anfang ist es bereits, die Reste der Riesenpizza im Restaurant einpacken zu lassen und mit nach Hause zu nehmen. Auch in Sachen Selbstgekochtem haben sich bereits kreative Bewegungen gebildet, die die Resteverwertung bis zur Perfektion in ihre Mahlzeitenplanung mit aufgenommen haben. Anhänger der "Zero Waste Kitchen" ("Null-Abfall-Küche") verarbeiten sogar vermeintlichen Abfall wie Orangenschalen, hartes Brot oder welke Karotten in neue Mahlzeiten, Haushaltsreiniger oder DIY-Kosmetikprodukte ein. Der Buchtipp dazu: "Clever kochen ohne Abfall: 100 Rezepte für eine Küche ohne Verschwendung" von Giovanna Torrico und Amelia Wasiliev, AT Verlag, 20 Euro.

Tipp Nr. 2: Mahlzeiten planen

Die "Meal Prepper" machen es uns vor und kochen an einem Tag für die ganze Woche vor – verschiedene Basisgerichte, deren Reste am nächsten Tag in einem neuen Gericht verwertet und praktisch in einer Pausenbox mit zur Arbeit genommen werden können. Wem das zu viel Arbeitsaufwand an einem Tag ist, kann zumindest die Mahlzeiten für jeden Tag planen und dabei auch Reste des Vortags mit ins Menü nehmen.

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Umsichtiges Einkaufen ist dabei wichtig: Gekauft wird nur, was definitiv nicht im Haus ist, und in einer Menge, die in absehbarer Zeit aufgebraucht werden muss. Die oberste Regel beim Einkauf ist, sich nicht von Angeboten verführen zu lassen oder hungrig vor den Regalen zu stehen – dann wird zu viel und das Falsche gekauft, das später im Regal vergammelt. Der Buchtipp dazu: "Meal Prep – 1 x Kochen, 4 x Mittagspause to go" von Lena Merz, GU, 14,99 Euro.

Tipp Nr. 3: Auf die inneren Werte kommt es an

Apropos Einkaufen: Nicht nur wie viel, sondern auch was wir einkaufen (und was nicht!), bestimmt die Menge des Mülls, die wir erzeugen. Wer saisonal kauft, kauft dabei nicht nur energiesparender, sondern auch haltbarer: Denn Gemüse aus der Region ist weniger anfällig dafür, beim Transport beschädigt und deshalb aussortiert zu werden. Und wenn wir schon beim Aussortieren sind: Auch krumme Karotten schmecken gut – und Gurken auch! Deshalb bieten sogar Discounter nicht perfektes Obst und Gemüse an, z.B. "Krumme Dinger" bei Aldi oder "Naturgut Bio-Helden" bei Penny. Wer sich lieber regelmäßig vom Hof beliefern lässt, kann über Etepetete, so genannte Retterboxen mit krummen Karotten, verformten Äpfeln und fantasievoll gewachsenem Fenchel bestellen - alles frisch und superlecker.

Ein guter Überblick über die Lebensmittel hilft im Kampf gegen die Verschwendung. (Bild: Getty Images)
Ein guter Überblick über die Lebensmittel hilft im Kampf gegen die Verschwendung. (Bild: Getty Images)

Tipp Nr. 5: Die Sache mit der Haltbarkeit

Bei der "Mindesthaltbarkeit" ist der Name Programm: Denn das Produkt ist bis zum angegebenen Zeitpunkt mindestens haltbar, oft jedoch auch länger. Das Unternehmen "Too Good To Go", das sich der Lebensmittelrettung verschrieben hat, hat Anfang November das Label "Oft länger gut" initiiert: Bislang immerhin 25 Lebensmittelproduzenten wollen diesen Hinweis in der Nähe des Mindesthaltbarkeitsdatums auf ihren Produkten verwenden. Doch auch,wer ratlos vor einer verschrumpelten Kartoffel oder einem Ei mit unleserlicher Kennzeichnung sitzt, muss seine Produkte nicht wahllos wegwerfen.

Auf Websites wie “Zu gut für die Tonne” gibt’s Experteninfos zur Haltbarkeit von einzelnen Lebensmitteln – und manchmal hilft auch ein alter Haushaltstrick. Den Eiertest kennt doch hoffentlich jeder: Wenn ein Ei in einem Glas Wasser zu Boden sinkt, ist es noch frisch. Wenn es zu Boden sinkt, sich aber aufstellt, ist es noch gut, sollte aber bald gegessen werden. Wenn es zur Oberfläche aufsteigt, ist es verdorben.

Tipp Nr. 6: Es muss nicht alles frisch sein

Bäckereien, die auch abends um 18 Uhr noch frische Brötchen anbieten, sind ja ein tolles Angebot für den Verbraucher – doch als Erzeuger von Überproduktion stehen sie ziemlich weit oben auf der Liste für betrieblich erzeugten Lebensmittelmüll. Vereinzelt sind Bäckereien zu finden, die nur so lange geöffnet haben, wie Ware vorhanden ist – wer dort kauft, unterstützt den Kampf gegen die Überproduktion ebenso wie der Käufer von Backshops, die Ware bekannter Ketten von gestern zum halben Preis verkaufen. Übrigens: Vollkornbrot vom Vortag ist weitaus bekömmlicher als frisches.

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Tipp Nr. 7: Vorräte anlegen – durch Einkochen und Einlegen

Selbstgekochtes ist wieder in – und selbst Eingekochtes auch. Wer sich schon im Einkochen von Marmelade und Apfelmus probiert hat, dem wird auch das Einkochen und Einlegen von Kürbis, Karotte und Kohl gelingen. Das ist besonders in üppigen Erntezeiten praktisch, wenn man alle Rezepte schon durchprobiert hat – und eine tolle Überraschung, wenn einen außerhalb der Saison Gelüste nach diesem leckeren Kürbis-Chutney plagen und man dann noch ein gut verschlossenes Glas im Küchenschrank entdeckt.

Fast alle Obst- und Gemüsesorten können problemlos eingefroren werden. (Bild: Getty Images)
Fast alle Obst- und Gemüsesorten können problemlos eingefroren werden. (Bild: Getty Images)

Tipp Nr. 8: Einfrieren – nicht nur ganze Mahlzeiten

Klar, viele Reste von Selbstgekochtem lassen sich unkompliziert einfrieren, und auch roher Rhabarber, vorgegarte Bohnen und Co. sind im Tiefkühler so gut wie zu Hause. Und erstaunlich viel anderes Obst und Gemüse: Übrig gebliebene Bananen zum Beispiel können in Scheiben geschnitten leicht eingefroren werden – und geben halb aufgetaut und püriert die perfekte Basis für gesunde Eiscreme (die so genannte „Nicecream“). Auch frische Kräuter lassen sich portionsweise im Tiefkühler verstauen und geben außerhalb der Saison heißen Suppen und Saucen einen spontanen Geschmackskick.

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Tipp Nr. 9: Sharing means Caring

Immer öfter sieht man in Nachbarschafts-Communities wie "Nebenan" oder auf Facebook Posts, in denen vier Karotten, drei Äpfel und ein halber Kohlkopf spontan zu verschenken sind, weil ihre Besitzer am Folgetag in den Urlaub fahren. Wer selbst nichts zu verschenken hat, kann auch tauschen – oder andersherum in den Genuss von verbilligter Ware kommen, die der Lebensmittelhandel oder auch Restaurants zu vergeben haben: In der App "Too Good To Go" bieten Gastro und Händler aus der Umgebung übrig gebliebene Speisen vom Mittagstisch, Obst- und Gemüseportionen mit einzelnen welken Blättern oder übrig gebliebene Backwaren zum maximal halben Preis an. Wer sich in der App registriert, kauft per Kreditkarte und kann das bereits geschnürte Lebensmittel zur besprochenen Zeit im Laden abholen. So geht Retten heute!

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