Lebensmittelpreise: Warum gefühlt alles teurer wird

Und wie man die persönliche Inflationsrate berechnet

Gründe für gestiegene Lebensmittelpreise gibt es einige. (Bild: Getty Images)
Gründe für gestiegene Lebensmittelpreise gibt es einige. (Bild: Getty Images)

Seit Sommer 2021 sind die Preise für Lebensmittel rasant gestiegen. Gründe dafür gibt es einige. Zwar geht die Inflationsrate derzeit insgesamt zurück, aber bestimmte Produkte verteuern sich trotzdem weiterhin stark.

Das kennen wir alle: Beim Einkauf im Supermarkt ist kaum etwas im Korb und doch gibt‘s an der Kasse die dicke Rechnung. Seit Sommer 2021 sind die Preise für Lebensmittel deutlich gestiegen. Da landet in vielen Einkaufswagen weniger als zuvor.

Die gestiegenen Preise für Lebensmittel sind auch in Restaurants deutlich zu spüren. So mancher verzichtet deshalb öfter oder ganz auf den Luxus, auswärts essen zu gehen. Wocheneinkäufe für zu Hause werden besser geplant, nicht selten wird an Fleisch und frischem Gemüse gespart oder auf Markenartikel verzichtet und zu günstigen Eigenmarken des Handels gegriffen.

Die Gründe für immer weiter steigende Preise sind vielfältig. Die Kosten für die Produktion von Lebensmitteln sind stark gestiegen. Dazu gehören höhere Kosten für Energie, Dünge- sowie Futtermittel, Rohstoffe und Transport. Zudem herrscht Arbeitskräftemangel und die Löhne sind seit der Pandemie und dem Angriffskrieg auf die Ukraine ebenfalls kräftig gestiegen.

"Doch schon längst sind nicht mehr alle Preissteigerungen nachvollziehbar und es ist unklar, inwiefern sie allein auf höheren Herstellungskosten basieren", erklärt die Verbraucherzentrale. Die hat ein genaues Auge auf den Lebensmittelhandel und beobachtet besonders häufig versteckte Preiserhöhungen nach dem Motto "Weniger drin bei gleichem Preis".

Gespart werde aber auch bei den Rezepturen. Skimpflation nennt das die Verbraucherzentrale Hamburg, wenn gute Zutaten in Lebensmitteln durch billige ersetzt werden. So wie etwa aktuell im Fall von Capri Sun, auf den die Verbraucherschützer auf ihrer Facebook-Seite aufmerksam machen.

Bei dem Getränk für Kinder wurde die ohnehin schon geringe Menge Orangensaft noch weiter geschrumpft. "Trotz gleicher Verpackung und prall dargestellten Orangen, enthält das Erfrischungsgetränk Capri Sun Orange jetzt nur noch 5 Prozent statt 7 Prozent O-Saft! Das entspricht gerade mal dem Saft einer Orangenscheibe pro Beutel, also etwa zwei Teelöffeln", so die Verbraucherschützer. Auf Nachfrage habe der Hersteller auf die gestiegene Weltmarktpreise verwiesen.

Aber auch wenn die Preise weiter steigen, scheint sich die Lage momentan zu entspannen. Im April 2024 meldete das Statistische Bundesamt eine weiter sinkende Inflationsrate. Gemessen wird sie als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat.

Im Januar hatte die noch bei +2,9 Prozent gelegen, im Februar sank sie auf +2,5 Prozent. Und im März war sie mit +2,2 Prozent so niedrig wie zuletzt im Mai 2021.

Vor allem in den Bereichen Energie, bezogen auf Haushaltsenergie und Kraftstoffe sowie Nahrungsmittel entspannt sich die Lage merklich.

Insgesamt verbilligten sich die Preise für Nahrungsmittel laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat im März 2024 um 0,7 Prozent. Vor allem frisches Gemüse können Verbraucher nun viel günstiger einkaufen, der Preisrückgang lag bei 20,1 Prozent. Auch Molkereiprodukte wurden deutlich günstiger, sie kosten nun 5,5 Prozent weniger, als im Jahr zuvor.

Doch es gibt auch eine Reihe Produkte, die entgegen dem Trend teurer wurden. Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte legten um 0.9 Prozent zu. Deutlich über der Gesamtteuerung lagen im März auch Zucker, Marmelade, Honig und anderen Süßwaren (+8,4 Prozent), bei Obst (+4,2 Prozent) sowie bei Brot und Getreideerzeugnissen (+3,0 Prozent).

Besonders auffällig war laut Bundesamt, der Preisrückgang bei Sonnenblumenöl, Rapsöl und Ähnlichem mit -21,7 Prozent, während die Preise für Olivenöl um 54,1 Prozent in die Höhe schnellten.

Wie stark jeder Einzelne von der Inflation betroffen ist, hängt auch immer davon ab, wofür Geld ausgegeben wird. "Wer zum Beispiel kein Auto hat, wird auch kein Geld für Kraftstoffe und Fahrzeugwartung ausgeben – diese gehören aber zum Warenkorb des Verbraucherpreisindex", so das Statistische Bundesamt. Für alle, die ihre ganz persönliche Inflationsrate ermitteln wollen, gibt es hier einen kostenlosen Rechner, der individuelle Ausgaben für etwa Ernährung, Wohnen, Mobilität und mehr berücksichtigt.

Wie weit und ob die Lebensmittelpreise weiter sinken, dafür sei wohl ein Blick in die Glaskugel nötig, meint die Verbraucherzentrale: "Genaue Prognosen sind nicht einfach, aber aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Lebensmittelpreise nur gering zurückgehen. Die niedrigen Preise der Jahre 2000 bis 2019 werden nicht mehr erreicht werden. Verbraucher:innen müssen daher damit rechnen, zukünftig einen höheren Anteil ihres zur Verfügung stehenden Einkommens für Lebensmittel auszugeben."

Damit sich Menschen ausreichend gut ernähren können, sehen die Verbraucherzentralen dringenden Handlungsbedarf bei der Politik. Sie fordern unter anderem Entlastungen und Sonderzahlungen für Menschen mit niedrigem Einkommen, Null-Mehrwertsteuer bei Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten und eine Unterstützung der Einrichtungen, die Mahlzeiten für Bedürftige anbieten.