Man nennt sie die Generation beziehungsunfähig: So datet die Gen Z wirklich

Generation beziehungsunfähig: So datet die Gen Z wirklich

Situationships, Ghosting, Lovebombing – Red Flags, oder? Die Dating-Welt ist mittlerweile alles andere als überschaubar und gefühlt täglich offenbaren sich hinter komplizierten Begriffen neue Phänomene, die Herzschmerz und Chaos mit sich bringen. Sind wir monogam? Exklusiv? Oder doch friends with benefits? Ich bringe Licht ins Dunkle des Dating-Lebens der Gen Z – aus eigener Erfahrung, denn (wie Pitbull) trust me, been there, done that …

When our children ask us how did we meet
I'm tellin' them, "Gen Z love, FYP love, IG love"
Saw her on the Explore Page, like, I need to explore deeper
Suggested accounts said that we got mutuals
But you don't fuck with them, me neither
When I'm with you, I get baby fever

Die Lyrics aus „gen z luv" von Central Cee beschreiben nur einen Aspekt, wie Dating heutzutage aussieht. Der britische Rapper bezieht sich hier in seinen Zeilen auf Social Media, ein Bereich der aus dem Liebesleben der Gen Z nicht wegzudenken ist. Doubletexting, mit dem Zweitaccount stalken oder die Instagram-Story liken – all das und mehr spielt heutzutage eine beachtliche Rolle. Babyboomern und Millennials läuft es da kalt den Rücken herunter bei der Vielzahl an Dingen, die mittlerweile beachtet werden müssen. Da war es früher mit dem guten alten „Willst du mit mir gehen? Ja, Nein, Vielleicht?"-Zettel alles deutlich leichter ... oder? Wir decken auf, wie die Gen Z so datet (Spoiler: oder eben nicht).

Das ewige Hin und Her: Typisch für die Gen Z

Wenn ich (selbst gerade noch so stolzes Mitglied der Gen Z) das Dating-Verhalten meiner Generation in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es vermutlich: Bindungsangst. Auch hier hat Central Cee mit „Commitment issues" den passenden Song parat, die gleichnamige deutsche Version dazu liefert RIN. Scheint also ein bekannteres Phänomen zu sein. Das lässt sich unter anderem an der Entstehung immer neuer Bezeichnungen für aus Bindungsangst resultierenden Beziehungstypen erkennen. Nannte man es früher noch Freunde mit gewissen Vorzügen (Justin und Mila machten es auf der Leinwand vor), so bezeichnen wir diese lockere Beziehung, die eigentlich gar keine ist, heutzutage als Situationship. Man lernt die Großeltern der anderen Person kennen, ist die Begleitung bei der Hochzeit des besten Freundes, Facetimed jeden Abend – aber Gott bewahre, nennt man das Ganze Beziehung.

Ist es die ständige Suche nach etwas Besserem? Schließlich ist in der heutigen Welt aus diversen Dating-Apps die Auswahl nur einen Swipe entfernt. So nah scheint eine neue, spannendere Person, die mir möglicherweise mehr bieten könnte als die, mit der ich mich jetzt schon seit 17 Monaten jeden Tag treffe. Anstrengend. Das wissen wir alle, aber dennoch finden wir diese Verhaltensmuster, die wir bei anderen schnell als „Red Flag" betiteln, auch hier und da bei uns selbst wieder.

So läuft die Dating-Phase prototypisch ab

Veranschaulicht man das Ganze einmal exemplarisch, so geht der Spaß meist um 23 Uhr, wenn uns langweilig ist, im Bett los. Nein, nicht was ihr jetzt denkt, wir greifen nicht zur Nachttischschublade, sondern zum Handy und öffnen die Dating-App unserer Wahl. Denn sind wir ehrlich, so gern wir unseren Enkeln auch erzählen würden, wir hätten unseren Seelenverwandten im Supermarkt kennengelernt, als beide gleichzeitig zum Brokkoli griffen und sich unsere Hände berührten – that's just not true. Die Gen Z geht nämlich kaum noch richtig einkaufen – außer Samstagabends um 19:46 Uhr kurz vor Ladenschluss (cries in Bayern) für den Notfall-Vino. Stattdessen wird auch hier zum digitalen Pendant gegriffen und sich die Hafermilch einfach per Flink bequem nach Hause liefern lassen. Aber zurück zum Dating-Zeitstrahl: es wird wild geswiped, fast schon die Hoffnung aufgegeben und nach fünf endlosen Minuten voller semi-zufriedenstellender Steckbriefe dann doch mal nach rechts gewischt. Zack, Match. Wenn wir unser Gegenüber wirklich gut finden, dann schreiben wir sogar selbst an, ansonsten wird hier weiterhin einfach abgewartet (die Gen Z ist schließlich in allen Bereichen faul). Irgendwann beginnt er dann: der Smalltalk, vor dem es allen Dauer-Singles immer graut. Lieblingsfarbe? Hast du Geschwister? Was suchst du hier? (Ich suche Hilfe, danke der Nachfrage).

Wenn es dann die Person X über die ersten paar Runden Smalltalk hinaus geschafft hat, zusätzlich noch der erste optische Eindruck stimmt, begibt man sich wohl oder übel auf das erste Date. Nicht nur in Zeiten von Quarantäne und Co beliebt, nein, die Gen Z ist immer noch auf den Spaziergangs-Dates hängengeblieben. Es wird sich beim coolen neuen Matcha-Place um die Ecke noch ein Getränk to Go geholt (Green Flag, wenn er oder sie Hafermilch bestellt) und abgeht das fleißige Schritte- und Info-Sammeln. Fast forward, es läuft gut, dann macht die Gen Z hier auch keine halben Sachen. Die „erst beim siebten Date darf es zum Kuss kommen"-Regel gibt es nicht mehr, wenn es passt, dann passt es. Und so geht er los, der ewige Situationship-Kreislauf.

Man mag sich, sehr sogar manchmal und verbringt neben Homeoffice, Gym und Trash-TV die übrige Freizeit miteinander (macht gegebenenfalls auch die genannten Punkte zusammen, dann ist es ernst ernst, wenn man im Homeoffice nebeneinander abwechselnd Teams-Calls hat) aber hütet sich davor, das Ganze in eine Schublade zu stecken. Das ist das Problem mit den Labels, dass sich die meisten zwar 1:1 verhalten wie in einer festen Beziehung, ihnen diese Bezeichnung aber so sehr Angst macht (Thema Bindungsangst, hier schließt sich der Kreis), dass man lieber monatelang etwas Lockeres eingeht. Und theoretisch ist es ja dann auch kein Betrügen, wenn man sich doch wieder mit dem oder der Ex trifft, man ist ja nicht gebunden. Also nicht so richtig.

Wie entkommt man diesem Teufelskreis?

I wouldn't know, aber scheinbar klappt es, wenn man sich in seinem Bekanntenkreis so umschaut. Hier finden sich entweder die ewigen Dauer-Singles, die aktuell für ihren Halbmarathon trainieren, jetzt Rennrad fahren oder einen Barista Kurs für die Siebträgermaschine daheim gemacht haben – oder aber im gleichen Alter Freunde, die über Babynamen nachdenken, Windelmarken vergleichen und sich statt Bumble mit Bausparverträgen beschäftigen. Gen Z Love ...