Mentale Gesundheit - Ist mental und psychisch das gleiche?

Eine intakte mentale Gesundheit bildet die Grundlage für ein erfülltes Leben, eine hohe Leistungsfähigkeit und die soziale Teilhabe. Fast jeder dritte Mensch leidet laut Bundesministerium für Gesundheit im Laufe seines Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen mental und psychisch? Und was tun, wenn man einen Mental Breakdown hat? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema psychische Gesundheit.

Eine Frau hält die Hand einer anderen
Die mentale Gesundheit kann sich auf das Sozialleben auswirken (Symbolbild: Getty Images)

Im Jahr 2021 leben in der Europäischen Region der WHO über 150 Millionen Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen, wobei nur ein Drittel derjenigen, die unter Depressionen leiden, die angemessene Unterstützung erhalten. Um diese Mängel in der Versorgung und den Dienstleistungen anzugehen, die häufig durch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie verschärft wurden, hat die WHO für Europa eine neue Initiative zur Förderung der psychischen Gesundheit ins Leben gerufen.

Die mentale Gesundheit von Erwachsenen und vor allem von Kindern und Jugendlichen hat besonders während der Corona-Pandemie gelitten. Laut eines Berichts der Bundesregierung sind 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen im dritten Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie noch immer psychisch gestresst. Sie leiden besonders häufig an Depressionen, Angst- und Essstörungen. "Die Pandemie wirkt bei Kindern und Jugendlichen noch lange nach. Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen haben tiefe Spuren hinterlassen“, sagt Bundesfamilienministerin Lisa Paus.

Wie ein WHO-Bericht über mentale Gesundheit zeigt, sind die Fälle von Depressionen und Angststörungen weltweit allein im ersten Pandemiejahr um 25 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass nahezu eine Milliarde Menschen mit einer psychischen Erkrankung leben. Doch ist mental und psychisch eigentlich das gleiche und was muss ich sonst zum Thema mentale Gesundheit wissen? Wir liefern die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Ist mental und psychisch das gleiche?

Laut Duden bezieht sich das Wort "mental" auf Geist, Verstand oder Vernunft und "psychisch" auf die Psyche/Emotionalität und die Seele. "Mentalis" auf mittellateinisch bedeutet "geistig" oder "vorgestellt", und das lateinische Wort "mens" (Genitiv: mentis) steht für "Geist" oder "Vernunft". Das griechische Wort "psychikós" dagegen bedeutet "zur Seele gehörend".

"Mental" und "psychisch" werden zwar oft als Synonyme verwendet, können jedoch je nach Kontext unterschiedliche Nuancen aufweisen. "Mental" bezieht sich oft auf die geistige oder kognitive Seite des Menschen und auf Gedanken, Denkprozesse, kognitive Funktionen und mentale Aktivitäten. "Psychisch" ist ein breiterer Begriff und bezieht sich auf alles, was mit der Psyche oder dem Geist zu tun hat, einschließlich der Gedanken, Emotionen, des Verhaltens und der geistigen Gesundheit.

In der Praxis werden die Begriffe oft austauschbar verwendet, die Psychologie und Psychiatrie macht jedoch möglicherweise Unterschiede. Wenn eine genauere Unterscheidung erforderlich ist, verweist "mental" auf kognitive Prozesse, während sich "psychisch" auf einen breiteren Bereich der geistigen Gesundheit und des emotionalen Wohlbefindens bezieht.

Was ist mentale/psychische Gesundheit?

Laut WHO ist die mentale/psychische Gesundheit ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann. "Psychische Störungen stellen Störungen der psychischen Gesundheit dar, die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind", heißt es von Seiten der Weltgesundheitsorganisation.

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Beispiele für psychische Störungen seien Depressionen, Angststörungen, Verhaltensstörungen, bipolare Störungen und Psychosen. "Psychische Gesundheit und Wohlbefinden werden nicht nur durch individuelle Merkmale beeinflusst, sondern auch durch die sozialen Umstände, in denen sich Menschen befinden und die Umgebung, in der sie leben", so die WHO.

Ein depressiver Mann sitzt auf seinem Bett und blickt nach unten
Wer psychische Probleme hat, sollte umgehend Hilfe suchen (Symbolbild: Getty Images)

Die mentale/psychische Gesundheit bildet gewissermaßen die Grundlage, auf der wir unser Leben aufbauen und gestalten können. Im Vergleich zu physischen Beschwerden ist es jedoch oft schwierig, unser seelisches Wohlbefinden zu beschreiben. Einschränkungen der psychischen Gesundheit kommen häufig vor und können laut dem Robert-Koch-Institut von leichten Einschränkungen des seelischen Wohlbefindens bis hin zu schweren psychischen Störungen reichen. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung in der Bevölkerung hätten insbesondere Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen und Demenzerkrankungen große Public-Health-Relevanz.

Was ist ein Mental Breakdown?

Mental Breakdown ist der englische Begriff für Nervenzusammenbruch. Dabei handelt es sich jedoch um ein umgangssprachliches Wort. Laut AOK wird der Zusammenbruch, den man darunter versteht, in der Fachsprache als "akute Belastungsreaktion" bezeichnet. Eine Person, die einen Mental Breakdown hat, erfährt eine erhöhte psychische Belastung, die rational nicht bewältigt werden kann. Gemeint ist eine vorübergehende, aber extrem starke Reaktion auf ein ebenso extrem belastendes Ereignis.

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Diese Reaktion tritt in der Regel nur wenige Minuten nach dem Ereignis ein. Andere Bezeichnungen für diese Reaktion sind beispielsweise psychischer oder seelischer Schock. Die Belastungsreaktion ist ein natürlicher Teil des Bewältigungsprozesses unseres Körpers und hilft uns quasi dabei, dieses schockierende Erlebnis zu verarbeiten. Man unterscheidet zwischen einer akuten und einer längerfristigen Reaktion. Im Allgemeinen bedeutet ein Mental Breakdown, dass eine Person nicht wie gewohnt funktionieren kann. Der Mental Breakdown ist aber nicht mit einer Panikattacke oder einem Burnout zu verwechseln.

Ursachen für einen Mental Breakdown

Die Auslöser, die eine Belastungsreaktion hervorrufen können, sind vielfältig. Das Alter spielt bei einem Nervenzusammenbruch keine Rolle. Ob Kinder oder Erwachsene, jeder Mensch kann davon betroffen sein. Jedes traumatische Ereignis kann zu einem Mental Breakdown führen. Das kann ein schwerer Unfall oder Körperverletzung, Krieg oder kriegsähnliche Ereignisse wie beispielsweise ein Terroranschlag, Flucht, Vertreibung, Gewalt oder eine Naturkatastrophe sein.

Symptome eines Mental Breakdowns

Eine betroffene Person könnte soziale Veranstaltungen meiden und Termine verpassen. Auch Schwierigkeiten beim Essen, Schlafen oder bei der persönlichen Hygiene sind nicht selten. Menschen, die einen Mental Breakdown haben, sprechen auch oft davon, völlig hoffnungslos oder hilflos zu sein.

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Typische Anzeichen laut AOK sind: Stimmungsschwankungen zwischen Aggression, Wut, Angst, Panik, Trauer, Weinen und Lachen, Sprachlosigkeit, eine veränderte Wahrnehmung, bei der Betroffene sich selbst oder ihr Umfeld als fremd empfinden, Lücken in der Erinnerung, Schlaf- und Konzentrationsstörungen oder auch Schreckhaftigkeit, intensives Nacherleben der traumatischen Situation in Form von Albträumen und Flashbacks. Es kann auch zu körperlichen Reaktionen wie Schweißausbrüchen, Herzrasen, Blässe und Übelkeit kommen.

Mental Breakdown, was tun?

Wenn du oder jemand, den du kennst, sich in einer akuten psychischen Notlage befindet, ist es ratsam, umgehend professionelle Unterstützung zu suchen. Wenn du das Gefühl hast, einen Mental Breakdown zu durchleben, sprich mit deinem Hausarzt darüber oder suche Hilfe in einer psychiatrischen Praxis oder Klinik. Der bundesweite Bereitschaftsdienst, die Telefonseelsorge oder die Nummer gegen Kummer für Jugendliche und Kinder sind ebenfalls eine gute Anlaufstelle.

Unter Umständen kann es von Nöten sein je nach Situation speziell ausgebildete Rettungskräfte zu kontaktieren. Das kann neben der Polizei und dem Rettungsdienst auch der psychiatrische Notdienst sein, der vor allem in der Lage ist, Personen zu helfen, die suizidgefährdet sind. Da traumatische Erlebnisse unerwartet auftreten und sich nicht verhindern lassen, ist es umso wichtiger, professionelle Hilfe so schnell wie möglich in Anspruch zu nehmen.

Anmerkung der Redaktion: Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie etwa bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist anonym und kostenlos.

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