Must-have Schutzmaske: Designer machen aus der Notwendigkeit ein (teures) Fashion Statement
In Zeiten des Coronavirus bekommt der Fashion-Begriff Must-have eine vollkommen neue Bedeutung. Ein Stück Stoff ist buchstäblich zu einem Muss geworden: Ohne Maske gehen viele von uns nicht mehr aus dem Haus, in Deutschland werden sie vielerorts zur Pflicht. Während viele Luxusdesigner ihre Produktion entsprechend auf dringend benötigte Masken umgestellt haben, entdecken einige Designer und Shops eine Luxusnische in dem boomenden Markt.
In einer Zeit, in der die Nachfrage an Luxusgegenständen sinkt, machen erste Designer die Notwendigkeit, eine Schutzmaske zu tragen, zum Luxus. Nun, da in vielen Ländern eine ausdrückliche Empfehlung oder sogar eine Vorschrift zum Tragen einer Maske in öffentlichen Räumen ausgesprochen wurde, steigt die Nachfrage an Designer-Masken, die mehr sein sollen als reiner Schutz.
Während die Preise eines Unternehmens wie dem schwäbischen Textilherstellers Trigema, der ein Zehnerpack Stoffmasken für 120 Euro verkauft, Diskussionen auslösen, darf eine Luxus-Version, wie sie beispielsweise im Online Shop Talbot Runhof erhältlich ist, schon mal 69 Euro kosten. So viel muss man für die schicke Pailetten-Version hinblättern, mit der man “in diesen herausfordernden Zeiten ein stylishes Statement” setzen kann.
Ob die Maske mit Kunststoff-Applikationen bei mindestens 60 Grad waschbar ist, was entscheidend für die hygienische Pflege der Schutzmasken ist, darf bezweifelt werden. Alternativ bietet der Shop jedoch auch bunt-gemusterte Varianten aus Baumwollgemisch, die bis zu 59 Euro kosten. Für eine Sonderanfertigung, passend zum Designer-Kleid, wird 79 Euro verlangt.
Auch bei der US-Designerin Katie May geht Ästhetik über Funktionalität. “Mindestens 65 Prozent Effektivität” verspricht sie bei ihren Masken, die dafür eben stylisch aussehen. 45 Dollar (etwa 41 Euro) kostet das Modell “Provocateur” mit Spitze.
Und das Konzept scheint anzukommen: Mindestens zwei Wochen Lieferzeit kündigt die Website der Designerin aufgrund der hohen Nachfrage an.
Masken gibt es jetzt auch maßgeschneidert
Allerdings geben die Luxusmasken-Hersteller nicht selten an, mit den Einnahmen einen guten Zweck zu unterstützen. Talbot Runhof besagt, mit jeder verkauften Maske fünf weitere herstellen zu können, die an Alten- und Pflegeheime und weitere Einrichtungen gespendet werden.
Social Distancing: Wer hier das Muster erkennen kann, ist zu nah dran
Auch der US-Designer Troy Anthony gibt an, das Cedar’s Sinai Krankenhaus in Los Angeles finanziell zu unterstützen, während er seinen Kunden hilft, “bestes Verhalten an den Tag zu legen, während sie ihren persönlichen Style behalten”.
Das macht er, indem er maßgeschneiderte Versionen von Schutzmasken anbietet - passend zur Lieblingskrawatte oder zum Designer-Anzug. Auf seiner Website gibt er dafür an, wie für die perfekt passenden Masken im Gesicht gemessen werden muss und bietet verschiedene Stoffe und Schriftarten für das Monogramm an. Die teuerste Version kostet 40 Dollar (rund 37 Euro).
Neue Marktnischen: Designer-Maske für die Hochzeit
Für einige Designer sind Luxus-Versionen indes nichts Neues. In Asien ist der Markt mit Atemschutz schließlich schon seit Langem ein florierender Markt, der bisweilen sehr teure Blüten treibt. Alex King vertreibt derzeit zwar auch Wegwerf-Masken für einen Dollar das Stück, doch seine Standard-Versionen sind nach wie vor erhältlich - darunter auch die aus Schlangenhaut für 185 Dollar (etwa 170 Euro).
Ohne Nähen: So einfach lässt sich ein Mundschutz basteln
Doch in der Corona-Krise tun sich auch vollkommen neue Nischen für Luxusmasken auf. Darunter die Hochzeitsmaske, wie sie beispielsweise die israelische Designerin Lubna Safadi passend zu Kleid und Schleier anfertigt.
Und die großen Brands?
Ein wenig überraschend, dass Gucci, Prada und Co. den Luxusmasken-Markt noch nicht für sich entdeckt haben. Tatsächlich hatten einige Luxus-Brands derartige Accessoires schon vor dem Corona-Ausbruch im Angebot - Billie Eilish erschien zur Grammy-Verleihung im Januar in einer Gucci-Maske, und auch Brands wie Louis Vuitton oder Off-White hatten den Mundschutz als Accessoire schon für sich entdeckt, als sie im Herbst 2019 - lange vor der Krise - ihre Frühjahrs-Kollektionen vorstellten.
Diese Versionen, die derzeit immer wieder in Instagram-Posts auftauchen, sind jedoch größtenteils ausverkauft und nur noch als überteuerte Second-Hand-Version erhältlich. Noch dazu entsprechen sie in aller Regel keinen medizinischen Standards und filtern höchstens Staub, nicht jedoch Viren oder andere Erreger. Wer ein solches Exemplar zu Hause hat und im Supermarkt modeln möchte, sollte darunter auf jeden Fall noch einen medizinischen Mundschutz tragen.