Neue Trend-Droge: Wie gefährlich ist Lachgas?

Lachgas erlebt als Droge zurzeit eine Renaissance. Welche Risiken das mit sich bringt.

In solchen kleinen Gaskartuschen kann man Lachgas in jedem Supermarkt kaufen. (Foto: Getty Images)
In solchen kleinen Gaskartuschen kann man Lachgas in jedem Supermarkt kaufen. (Foto: Getty Images)

Lachgas erlebt als Droge zurzeit eine Renaissance. Die Substanz mit der euphorisierenden Wirkung ist nicht nur relativ günstig, sondern vor allem unabhängig vom Alter legal in den meisten Supermärkten zu erwerben. Zumindest bis jetzt. Die Unionsparteien fordern nämlich ein Verbot des Verkaufs an Minderjährige.

Obwohl Lachgas bei ordnungsgemäßer Anwendung zunächst recht harmlos daherkommt, birgt der regelmäßige Missbrauch als Rauschmittel für Konsument*innen ungeahnte Risiken. Im schlimmsten Fall kann die Modedroge bleibende Schäden an Nerven, Rückenmark und Psyche hinterlassen oder sogar zum Atemstillstand führen.

Wie etwa Rapper Haftbefehl in einem Interview erklärt hat, habe ihn die Droge "komplett zum Zombie" gemacht. Er kenne sogar Kollegen, die aufgrund ihres Lachgas-Konsums nicht mehr laufen konnten.

Besonders auch in Kombination mit anderen Drogen kann Lachgas für Anwender*innen äußerst unangenehme Konsequenzen haben.

Bei Lachgas handelt es sich um Distickstoffmonoxid (N2O), das bereits seit dem 19. Jahrhundert als leichtes Narkosemittel in der Medizin, vielerorts vor allem von Zahnärzten eingesetzt wird. In einigen Ländern wie Schweden wird die Substanz auch durch Hebammen bei der Geburt verabreicht.

Schon im 18. Jahrhundert fand Lachgas als Rauschmittel Anwendung, in den 1960ern wurde es erneut populär und seit 2016 erfreut sich die Droge zum dritten Mal größerer Beliebtheit, vor allem unter jungen Menschen, die laut einiger Berichte verstärkt durch Soziale Medien an den Konsum herangeführt werden.

Besonders verbreitet ist der Konsum neuerdings wahrscheinlich auch deshalb, weil Lachgas inzwischen sehr leicht zu beschaffen ist und nicht mehr nur in großen Gasflaschen erhältlich ist. Die Substanz wird nämlich in kleinen Kapseln verkauft, mit denen man eigentlich Sahnesyphons bestückt, um zu Hause Sprühsahne herzustellen.

Beim Konsum wird Lachgas inhaliert, in der Regel, indem man einen Luftballon oder eine Tüte mit dem Stoff füllt und den Inhalt einsaugt. Direktes Einatmen aus der Kapsel birgt aufgrund der starken Abkühlung beim Ausdehnen des Gases das Risiko von Erfrierungen im Mundraum. Sogar Schäden an der Lunge sind möglich.

Das Lachgas wird zum Konsum von den Kartuschen meist in Luftballons gelassen. (Bild: Getty Images)
Das Lachgas wird zum Konsum von den Kartuschen meist in Luftballons gelassen. (Bild: Getty Images)

Lachgas wirkt euphorisierend, es entspannt und kann teils auch psychedelische Wirkungen wie Halluzinationen und Wahrnehmungsveränderungen entfalten. Wie bei vielen anderen Drogen ist das natürlich besonders für unsichere Menschen mit hohen Angstpotenzialen äußerst verlockend – sprich: für jeden Teenager.

An sich ist Lachgas bei einmaliger und richtiger Anwendung nicht sonderlich gefährlich. Die Wirkung hält nur wenige Minuten an. Überdosierung führt allerdings zu Schwindel, Desorientierung und Kopfschmerzen.

Das größte Risiko für Nutzer*innen birgt Lachgas, wenn es regelmäßig als Rauschmittel missbraucht wird. Die Substanz verändert nämlich die Molekülstruktur des wichtigen Vitamins B12 im Körper, wodurch es inaktiv wird.

Besonders tückisch daran: Der Mangel wird in der Regel nicht als solcher erkannt, weil das Vitamin ja nicht fehlt, es tut nur nicht mehr, was es soll.

Vitamin B12 wird aber dringend zur Aufrechterhaltung und zum Funktionieren des Nervensystems benötigt. Wer unter einem lachgasbedingten Vitamin-B12-Mangel leidet, kann bleibende Folgeschäden an Nerven und Rückenmark davontragen. Die Droge führt zu bleibendem Kribbeln und Taubheitsgefühl in Extremitäten bis hin zur Muskelschwäche, Impotenz oder Problemen beim Gehen.

Auch psychische Langzeitfolgen wie Wahnvorstellungen und bleibende Halluzinationen können in seltenen Fällen auftreten.

Vor allem in Kombination mit anderen Rauschmitteln kann Lachgas ernsthafte Risiken bergen. (Bild: Getty Images)
Vor allem in Kombination mit anderen Rauschmitteln kann Lachgas ernsthafte Risiken bergen. (Bild: Getty Images)

Besonders in Kombinationen mit anderen Drogen wie Alkohol oder Cannabis kann auch die blutdrucksenkende Wirkung von Lachgas verstärkt werden, was das Risiko von Kreislaufproblemen stark erhöht. Erbrechen oder Ohnmacht bis hin zu Atemstillstand können die Folgen sein.

Mit den Konsequenzen von unsachgemäßer Lachgas-Inhalation ist also nicht zu spaßen und wie bei jeder Droge empfiehlt es sich, eher an den Ursachen für das Bedürfnis nach Realitätsflucht zu arbeiten, als sich dauerhaft zu schädigen.

Wem die eigene Gesundheit egal ist, sollte sich zumindest bewusst machen, dass Lachgas auch Gift für das Klima ist. Als Treibhausgas ist Lachgas rund 300-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid, und laut GEO haben australische Forscher*innen berechnet, dass dass eine vierstündige Anwendung von Lachgas bei einer Geburt der Auswirkung einer Autofahrt von 1.500 Kilometern entspricht.