Obstbäume schneiden: 10 Tipps

Obstbäume schneiden: 10 Tipps

In den Wintermonaten steht der Schnitt von Kernobst wie Apfel-, Birnen- und Quittenbäume auf dem Programm. Mit diesen 10 Tipps schneiden Sie Ihre Obstbäume richtig.

Frische Früchte aus dem Garten sind ein Genuss, doch wer eine reiche Ernte möchte, muss seine Obstbäume regelmäßig schneiden. Der richtige Schnitt ist gar nicht so schwer, wenn man ein paar Grundregeln kennt.

1. Der richtige Schnittzeitpunkt

Mit dem Schnittzeitpunkt können Sie das Wachstum beeinflussen. Dabei kann der richtige Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt von Art zu Art variieren. Grundsätzlich gilt: Je früher im Winter beziehungsweise Herbst Sie Ihre Obstbäume schneiden, desto stärker treiben die Bäume im Frühjahr wieder aus. Da schwächeres Wachstum für die Blütenbildung günstig ist, sollten Sie vor allem mit dem Rückschnitt stark wachsender Apfel-, Birnen- und Quittenbäume bis zum Spätwinter warten. Bei Steinobst ist ein Sommerschnitt gleich nach der Ernte zu empfehlen, da es für Holzkrankheiten anfälliger ist als Kernobst. Nur Pfirsiche werden im Frühjahr beim Austrieb geschnitten.

2. Obstbäume bei Frost schneiden

Früher herrschte die Meinung vor, dass das Schneiden bei Frost den Obstbäumen schade. Mittlerweile weiß man, dass das ein Ammenmärchen ist, denn bei Temperaturen bis minus fünf Grad Celsius ist ein Obstbaumschnitt kein Problem. Bei noch stärkerem Frost muss man aufpassen, dass die Triebe nicht einreißen oder brechen, da das Holz sehr spröde werden kann.

3. Sägen für die Baumpflege

Klappsäge
MSG/Martin Staffler
Bügelsäge
MSG/Martin Staffler

Zwei Sägentypen eignen sich besonders gut für den Baumschnitt: Klappsägen und Bügelsägen mit verstellbarem Blatt. Schwer zugängliche Äste lassen sich mit einer kompakten Klappsäge gut entfernen. Sie schneidet meist auf Zug, was bei frischem Holz sehr kraftsparend ist. Bei der Bügelsäge lässt sich das Sägeblatt so verdrehen, dass der Bügel nicht im Weg ist. So sind exakte Schnitte entlang des Astrings möglich. Einige Modelle kann man auf passenden Stielen befestigen, um bequem vom Boden aus zu sägen.

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Im Fachhandel sind zwei Typen von Astscheren erhältlich: Amboss- und Bypass-Scheren. Amboss-Scheren besitzen meist eine gerade Schneide, die auf ein Gegenstück aus Weichmetall oder Kunststoff gepresst wird. Bei Bypass-Scheren gleitet die Klinge an der Gegenklinge vorbei. Für lebendes Holz sind Bypass-Scheren die bessere Wahl, weil eine exaktere Schnittführung möglich ist. Amboss-Scheren eignen sich für sehr harte und trockene Triebe, denn die Klinge wird beim Schnitt nicht eingeklemmt.

Amboss- und Bypass-Scheren
MSG/Frank Schuberth

5. So bleibt der Obstbaum in Form

Ein Erhaltungsschnitt dient dazu, die Fruchtbarkeit zu erhalten und die Fruchtqualität zu fördern. Man entfernt zunächst alle Konkurrenztriebe (in der Zeichnung grün dargestellt). Das sind Zweige, die die Spitze des Mitteltriebs und der Leitäste zu überwachsen drohen. Dann werden alle annähernd senkrecht hochwachsenden Triebe, die sogenannten Wasserschosse (rot), entfernt. Zum Verjüngen des Fruchtholzes schneidet man alle herabhängenden, abgetragenen Zweige (grau) auf einen jüngeren, vitalen Austrieb zurück.

Erhaltungsschnitt Obstbaum
MSG/Sylvia Bespaluk/Sabine Dubb

6. Dichte Kronen vermeiden

"Durch einen geschnittenen Apfelbaum muss man einen Hut werfen können", besagt eine alte Gärtner-Regel. Ganz so licht muss er nicht sein, aber an der Regel ist trotzdem viel Wahres dran: Je luftiger die Krone, desto geringer ist die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten, weil das Laub nach Regenfällen schneller trocknet. Auch die Früchte werden größer und reifen in lichtdurchfluteten Kronen besser aus.

7. Auf die Saftwaage achten

Eine klassische Obstbaumkrone, Pyramidenkrone genannt, besteht aus einem durchgehenden Mitteltrieb und drei bis vier seitlichen Hauptästen, den sogenannten Leitästen. Bei der Erziehung dieser Kronenform kommt es vor allem darauf an, die Saftwaage einzuhalten. Das bedeutet, dass alle Leitäste ungefähr auf derselben Höhe enden müssen, damit sie sich gleichmäßig entwickeln. Der Mitteltrieb sollte diese um rund 20 Zentimeter überragen.

Obstbaumschnitt Saftwaage
MSG/Claudia Schick

8. Steile Triebe tragen nicht

Je steiler ein Trieb steht, desto stärker wächst er. Gleichzeitig reduziert das starke Wachstum die Fruchtbarkeit. Statt solche Triebe einfach abzuschneiden, kann man sie auch in eine flachere Position bringen – durch Herunterbinden oder durch Beschweren mit kleinen Gewichten. So beruhigt sich das Wachstum und anstelle von Triebknospen werden Blütenknospen gebildet.

9. Säulenobst schneiden

Die Schnittmaßnahmen bei Säulenäpfeln sind sehr überschaubar, da die Gehölze ihr Fruchtholz direkt am Stamm bilden. Alle längeren Seitenzweige werden am besten schon im Frühsommer bis auf den Astring direkt am Stamm zurückgeschnitten. Die Spitze des Mitteltriebs darf frühestens nach acht Jahren über einem kleinen Seitentrieb gekappt werden. Im Sommer muss man dann bis auf den neuen Mitteltrieb alle Austriebe entfernen.

Wasserschosse abreißen
MSG/Folkert Siemens

10. Wasserschosse ausreißen

Bei stärkeren Schnittmaßnahmen bilden sich im Lauf des Sommers auf der Oberseite der Triebe viele Wasserschosse. Diese sollten Sie möglichst schon im Frühsommer entfernen, bevor sie ausgewachsen und vollständig verholzt sind. Im Profi-Obstbau werden die Wasserschosse in der Regel ausgerissen, denn das hat mehrere Vorteile: Das Reißen geht sehr schnell, und die Wunden sind so klein, dass sie bis zum Winter verheilen. Weil der Astring mit entfernt wird, dauert es länger, bis an der Stelle ein neuer Wasserschoss entsteht.