Social-Media-Sucht: Eltern verklagen Meta wegen psychischer Probleme ihrer Tochter

Schon lange ist nicht nur bekannt, dass Instagram und Co. einen schlechten Einfluss auf die Psyche junger Menschen haben kann, sondern auch, dass Mutter-Konzern Meta - ehemals Facebook - davon weiß. Nun nutzt eine Familie dieses Wissen, um Meta für die psychischen Probleme ihrer Tochter zu verklagen.

Social Media kann psychische Schäden bei jungen Menschen hervorrufen - nun schreitet eine Familie sogar vor Gericht (Symbolbild: Getty Images)
Social Media kann psychische Schäden bei jungen Menschen hervorrufen - nun schreitet eine Familie sogar vor Gericht (Symbolbild: Getty Images)

Anmerkung der Redaktion: Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie etwa bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist anonym und kostenlos.

Es sei "ein wahres Wunder", dass die heute 19-jährige Alexis aus Long Island in den USA überhaupt noch am Leben ist, wie ihre Eltern dem Nachrichtenmagazin ABC News sagen. Denn schon in jungen Jahren hat sie unter einer Essstörung und weiteren psychischen Problemen gelitten. "Wir haben hart um sie gekämpft", sagt ihre Mutter Kathleen Spence. "Wir haben ihr die nötige Hilfe an allen Fronten gesucht, aber zeitweise hatten wir Angst um ihre Sicherheit."

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Für die Eltern besteht kein Zweifel, wie Alexis' Probleme angefangen haben: Ihre Social-Media-Nutzung habe dazu geführt. Deswegen ziehen sie nun gegen den Konzern Meta, dem unter anderem Instagram gehört, vor Gericht.

Eltern verklagen Meta und Instagram wegen Körperverletzung

In der Anklageschrift heißt es, dass Alexis ohne das Wissen ihrer Eltern bereits mit elf Jahren angefangen hat, auf Instagram aktiv zu sein - zwei Jahre jünger als das Mindestalter von 13 Jahren auf Instagram.

Alexis sei daraufhin süchtig nach der Social-Media-App geworden, was ihr psychische Schäden wie "Sucht, Angststörungen, Depressionen, Selbstverletzung, Essstörungen und, letztendlich, Suiziggefährdung" zugefügt habe, wie ABC News aus der Klageschrift zitiert.

Meta wird deswegen der Körperverletzung beschuldigt. Die Familie Spence seien "durch das süchtig machende Design von Meta und der gefährlichen Bereitstellung diverser Instagram-Konten an ihre ihrer minderjährige Tochter emotional und finanziell geschädigt worden".

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Alexis selbst erzählt, sich mit ihrem eigenen Smartgerät ursprünglich bei Instagram angemeldet zu haben, um mit einem bei Kindern beliebten Online-Spiel interagieren zu können. Ihr Feed sei schnell von Posts überflutet worden, die mit Essstörungen und Selbstverletzung zu tun hatten. "Was habe ich mit elf Jahren wohl anderes getan, als mir das weiterhin anzuschauen?" sagt Alexis. "Und wenn man tagtäglich hört, 'Das musst du tun, um hübsch zu sein, so sollst du aussehen', was soll man da denken? Ich war noch ein Kind."

Die "Facebook-Papers" als Grundlage für die Klage

Ihre Eltern bemerkten die Veränderungen und holten ihr Hilfe. Doch erst im Jahr 2021 fiel der Groschen, dass Social Media etwas damit zu tun haben könnte, als Whistleblowerin und ehemalige Facebook-Mitarbeitern Frances Haugen ihre sogenannten "Facebook Papers" vorlegte.

Whistleblowerin Frances Haugen deckte 2021 Verstörendes über Facebook/Meta auf (Bild: Matt McClain-Pool/Getty Images)
Whistleblowerin Frances Haugen deckte 2021 Verstörendes über Facebook/Meta auf (Bild: Matt McClain-Pool/Getty Images)

Darin erklärte sie, dass Meta alias Facebook von dem schädlichen Einfluss seiner Social-Media-Kanäle wisse, aber nichts dagegen mache. Meta leugnete diese Vorwürfe stets und wollte sich auf Nachfrage zu der aktuellen Klage nicht äußern.

Der Anwalt der Spences, Matthew Bergman, sieht jedoch eine klare Schuld bei dem Konzern. Dieser könne und müsse mehr für den Schutz seiner minderjährigen Nutzer tun. "Handys sind überall. Kinder brauchen sie, um ihre Hausaufhaben zu bekommen, ihre Sportaktivitäten wahrzunehmen und abgeholt zu werden", sagt Bergman. "Zu sagen, dass es eine realistische Lösung ist, ihnen die Smartphones wegzunehmen, ist Blödsinn. Schaltet die Algorithmen ab. Schaltet die Fähigkeit für Kinder ab, den ganzen Tag und die ganze Nacht auf der App zu sein."

Diese Forderung ist - neben einer Schadensersatzklage - Teil der Klage seiner Mandanten gegen den Konzern. Es dürfte nicht die letzte Klage dieser Art bleiben.

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