The Social Pulse: Der belächelte Hype um das #GirlDinner alias Abendbrot

Worüber im Netz diskutiert wird und warum

Girl Dinner – was sich nach einem simplen "Frauen-Abendessen" anhört, schlägt auf Tiktok derzeit hohe Wellen. Dabei geht es nicht nur um den Begriff, sondern vor allem um die Art der Zubereitung. Ein kaltes Abendessen mag in den USA und anderen Teilen der Welt eine Sensation sein – für uns Deutsche ist die Brotzeit schon immer echt lecker und immer schon Alltag. In den sozialen Medien schüttelt man dementsprechend verwundert den virtuellen Kopf über die enorme Ausprägung des Girl-Dinner-Trends.

Brotzeitplatten mit Aufschnitt und Gemüse heißen nun auch
Brotzeitplatten mit Aufschnitt und Gemüse heißen nun auch "Girl Dinner". (Symbolbild: Getty Images)

Eine Scheibe gutes Brot, ein feiner Belag, etwas frisches Gemüse und vielleicht noch ein Glas Bier oder Wein dazu – fertig ist das klassische Abendbrot, wie es hierzulande in Millionen Haushalten täglich auf den Tisch kommt. Auf TikTok war es Nutzerin Olivia Maher, die den Kalte-Platten-Trend als "Girl Dinner" ins Rollen brachte. Für die US-TV-Produzentin war ihr simples Mahl aus Brot, Käse, Trauben und Salatgurken auf einem Brotzeitbrett das perfekte Frauen-Abendessen.

Millionen Nutzer*innen posten seitdem unter dem Hashtag ihre diversen Brotzeit-Varianten und feiern das Girl Dinner gar als feministischen Sieg über den abendlichen Kochzwang. Denn in den USA gilt das warme Abendessen – das "(Family-)Dinner" als die wichtigste Mahlzeit, wo stets für die Familie gekocht wird. Einfach Brot mit Aufstrich und dem, was man grad im Kühlschrank hat, auf den Tisch zu stellen, ist dort tatsächlich eine kleine Revolution in der Küche.

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Entsprechend groß wurde das Girl Dinner in den Medien aufgegriffen. So schrieb etwa die "New York Times" darüber, das US-Frühstücksfernsehen brachte einen Beitrag und diverse Expert*innen redeten sich die Münder über das Girl Dinner fusselig.

Kopfschütteln im Netz

Bei uns herrscht dagegen vor allem eins: Kopfschütteln. Auf X, ehemals Twitter, etwa belächeln deutsche Nutzer*innen den Girl-Dinner-Hype und unterstreichen, dass wir hierzulande die Vorzüge des kalten Abendbrotes schon sehr lange zu schätzen wissen:

"Girl Dinner ist einfach nur die einsame Version des Abendbrotes"

"Deutsche machen Girl Dinner jeden Tag, es nennt sich Abendbrot"

Es ist ja gerade die Einfachheit, die das Abendbrot so besonders macht:

Vielleicht ist Girl Dinner ja aber nur eine andere, spezielle Variante des Abendbrotes?

"Ich denke, Girl Dinner meint einfach nur ein Abendessen unter Frauen. Während Abendbrot einfach nur ein allgemeines Abendessen zu Hause ist."

Kritik am "Girl Dinner" wird parallel zum Trend immer lauter

Abseits der Unverständnis deutscher Abendbrot-Fans mehrt sich in den Medien auch die Kritik an dem "Girl Dinner"-Hype. Zum einen geht es da um gesundheitliche Bedenken in Bezug auf mögliche Essstörungen, wenn Nutzer*innen den Trend ad absurdum führen und Fotos ihrer eher traurigen Portionen bestehend aus ein paar Trauben und einer Scheibe Käse posten. Zum anderen wird aber auch der vermeintliche Feminismus-Aspekt infrage gestellt. Die Redakteurin Katharina Walser formuliert das in ihrem Kommentar für Glamour.de so:

Was erst mal als Empowerment daherkommt, wirkt aber 2023 wie ein krasser Rückfall in Zeiten, in denen Frauen wirklich noch für die Befreiung vom Herd kämpfen mussten. Kleines Update: Sie haben es längst geschafft, und niemand muss mehr kochen, erst recht nicht für eine*n Partner*inKatharina Walser

Das lassen wir einfach mal so stehen und freuen uns auf unser ganz untrendiges, botschaftsfreies Abendbrot nachher. Mahlzeit!

Mehr zu kuriosem Internet-Trends findest du hier:

Im Video: Wie beim Brot getrickst wird