Warum Frauen anders träumen als Männer

Wir vermuten schon lange, dass Männer und Frauen völlig unterschiedlich ticken. Nun hat sich herausgestellt, dass sich dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern auch auf unsere Träume auswirkt: Eine neue Studie hat ergeben, dass unsere nächtlichen Gedankengänge völlig voneinander abweichen.

Junges Paar schläft aneinander gekuschelt im Bett
Männer und Frauen Träumen unterschiedlich. (Bild: Getty Images)

Für die von Amerisleep in Auftrag gegebene Studie wurden mehr als 4 000 Männer und Frauen zu ihren Schlafgewohnheiten und Traumerfahrungen befragt. Ziel war es, herauszufinden, welche Träume und Albträume am häufigsten auftreten und wie sich Unterschiede wie das Geschlecht auf die nächtlichen Vorstellungen einer Person auswirken können.

Zwar zeigen die Ergebnisse, dass „Fallen“ und „Verfolgt werden“ im Allgemeinen die häufigsten Traumthemen sind, es aber deutliche Unterschiede zwischen den Träumen von Männern und Frauen gibt.

Die Träume von Frauen sind oftmals emotionaler als die von Männern. Sie träumen beispielsweise vom Tod eines geliebten Menschen. Nahezu 61 % der befragten Frauen gaben an, regelmäßig von so einem unglücklichen Ereignis zu träumen, im Vergleich zu nur 39 % der Männer, die dasselbe erleben.

Frauen träumen auch häufiger von „Käfern, die auf ihnen herumkrabbeln“ und „ausfallenden Zähnen“, wohingegen Männer mehr von praktischen Problemen wie „technischen Fehlfunktionen“, „Angriffen“ und „Verletzungen“ träumen.

Und während Frauen eher angstbesetzte Träume haben, in denen sie gejagt werden oder Zähne verlieren, haben Männer umgekehrt öfter positiv besetzte Träume, in denen sie fliegen können oder reich werden.

Die Ergebnisse der Studie stimmen mit ähnlichen früheren Untersuchungen überein, in denen ein Unterschied zwischen den Geschlechtern in Bezug auf Thema und Grundstimmung der Träume festgestellt wurde. Die Träume von Männern scheinen häufiger von feindlicher Gesinnung und Wettbewerb mit anderen Männern geprägt zu sein. Frauen träumen öfter von harmonischen Beziehungen mit Personen beiderlei Geschlechts. Interessanterweise träumen Männer mit großer Wahrscheinlichkeit von körperlicher Aggression, während Frauen eher von verbaler Aggression träumen.

Frauen haben öfter Albträume

Laut Ergebnissen von Studien der University of the West of England in Bristol haben Frauen mehr Albträume als Männer. Die Probanden wurden gebeten, über einen Zeitraum von fünf Jahren Tagebuch darüber zu führen, ob sie während des Schlafs Albträume hatten. Die Ergebnisse zeigten, dass 19 % der Männer über Albträume berichteten, verglichen mit 34 % der Frauen.

Auch in Bezug darauf, wie wir uns an unsere Träume erinnern, zeigt sich ein Unterschied zwischen den Geschlechtern. Laut der Amerisleep-Studie erinnern sich Frauen mit größerer Wahrscheinlichkeit an ihre Träume als Männer, was durchaus plausibel ist: Frauen haben ein besseres Kurzzeitgedächtnis für alltägliche Dinge, so die Association for Psychological Science. Demnach gaben rund 43 % der Frauen an, sich mindestens einmal pro Woche an ihre Träume erinnern zu können, während dies bei 41 % der Männer der Fall war. Noch auffälliger ist, dass sich etwa ein Viertel (24 %) der Frauen fast täglich an ihre Träume erinnert, während es bei den Männern nur etwa 14 % sind.

Dabei unterscheiden sich nicht nur die Inhalte unserer Träume: Frühere Studien haben gezeigt, dass auch die Art und Weise, wie die Geschlechter ihre Träume wahrnehmen und betrachten, voneinander abweicht. Im Durchschnitt erinnern sich Frauen tendenziell an mehr Details aus ihren Träumen und messen ihnen mehr Bedeutung bei als die meisten Männer. Frauen sind auch eher bereit, ihre Träume zu erzählen, zu dokumentieren und mit anderen zu besprechen, und sie definieren einen Traum häufiger als Albtraum. Sie versuchen zudem öfter als Männer ihre Träume zu deuten und/oder benutzen ein Traumwörterbuch, um die Bedeutung ihrer Träume zu verstehen.

Warum träumen die Geschlechter anders?

Was die Gründe betrifft, warum Männer und Frauen so unterschiedlich träumen, so sagen Experten zwar, dass es keinen unmittelbar offensichtlichen Grund für diesen Unterschied gibt, allerdings argumentieren einige, dass der geschlechtsspezifische Unterschied in unseren Träumen den unseres täglichen Lebens widerspiegeln könnte.

Professor Antonio Zadra, der sich mit den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Albträumen beschäftigt hat, vertritt die Ansicht, dass Träume eine Erweiterung unseres Wachzustandes sind. In seinen früheren Untersuchungen stellte er fest, dass Frauen weitaus häufiger von Albträumen berichten als Männer, und er hat einige Theorien darüber, warum das so ist, einschließlich der Tatsache, dass Frauen im Allgemeinen häufiger unter Depressionen und Angststörungen leiden und Albträume eher in stressigen Situationen auftreten.

Gegenüber dem Guardian erklärte er, dass es zudem Belege dafür gibt, dass sich Frauen viel besser an ihre Träume erinnern können als Männer. „Es könnte also sein, dass sie sich auch häufiger an ihre Albträume erinnern“, so Zadra.

April Mayer von Amerisleep kommentierte die geschlechtsspezifische Traumlücke folgendermaßen: „Ich denke, eine der am längsten offenen Fragen ist, warum wir träumen, was wir träumen, und was die Träume bedeuten. Diesen ganzen Fragen wollten wir auf den Grund gehen und haben deshalb entschieden, diese Studien in Auftrag zu geben. Zwar sind wir noch weit davon entfernt, die wahre Bedeutung des Träumens zu entschlüsseln, aber wir haben in den beiden Studien einige unglaublich interessante Erkenntnisse, sowohl über Träume als auch über Albträume, gewonnen. Besonders interessant fand ich die Aufschlüsselung nach Geschlecht und wie sich unterschiedliche Berufe auf die nächtlichen Vorstellungen einer Person auswirken. Diese Studien sind ein weiterer Schritt auf dem Weg zu unserem Ziel, den Schlaf wirklich zu verstehen.“

Die fünf häufigsten Träume

  1. Fallen: 53,5 %

  2. Verfolgt werden: 50,9 %

  3. Wieder in der Schule sein: 37,9 %

  4. Nicht auf eine Prüfung oder ein wichtiges Ereignis vorbereitet sein: 34,0 %

  5. Fliegen: 32,6 %

Die fünf häufigsten Albträume

  1. Fallen: 64,7 %

  2. Verfolgt werden: 63,3 %

  3. Tod: 54,9 %

  4. Sich verloren fühlen: 53,8 %

  5. Sich gefangen fühlen: 52,4 %

Tipps für einen gesünderen Schlaf

Der Weg zu gutem Schlaf muss kein Albtraum sein. Im Folgenden erfahren Sie, was Sie gegen Schlafprobleme tun können, um schnell einschlafen und länger schlafen zu können.

Beschränken Sie die Nutzung von Technologien vor dem Schlafengehen. Es geht dabei nicht unbedingt nur um blaues Licht, sondern darum, wie sehr wir unsere Sinne stimulieren. Das Anschauen von Videos oder die Arbeit an einem nächtlichen Projekt halten den Geist aktiv und sind kontraproduktiv für eine gute Nachtruhe.

Achten Sie auf eine gesunde Ernährung. Was Sie essen (und wann Sie es essen), spielt eine große Rolle dabei, wie Ihr Körper zur Ruhe kommt. Wenn Sie zu kurz vor dem Schlafengehen essen, kann dies zu Verdauungsproblemen führen, die der Qualität des Schlafes nicht zuträglich sind. Essen Sie mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen nichts mehr und vermeiden Sie rotes Fleisch, scharf gewürzte Speisen und koffeinhaltige Getränke.

Bauen Sie Bewegung in Ihren Tagesablauf ein. Es gibt viel Literatur über die Vorteile der täglichen Bewegung. Schlafexperten stellen zusehends fest, dass Bewegung auch einen besseren Schlaf fördert.

Im Video: Träumende Kraken? Oktopusse ändern im Schlaf die Farbe