Vintage Bazaar: Wie das Label Biba die Mode einer ganzen Generation prägte und bis heute inspiriert

Vintage Bazaar: Die Geschichte des Labels Biba

„Es war, als würde ich in ein magisches Königreich voll mit den wundervollsten Kleidern und Accessoires eintreten, die ich je gesehen hatte“, beschreibt Dame Twiggy Lawson den Moment ihres ersten Besuchs in der Londoner Boutique Biba. In rund einer Dekade gelang es Barbara Hulanicki, Biba zu einem der prägendsten Orte der Swinging Sixties und inspirationsstiftenden Label für eine ganze Generation zu machen, dessen Wirkung bis in die Gegenwart anhält. Für unsere neue Online-Rubrik Vintage Bazaar blicken wir auf die unvergleichliche Geschichte von Biba.

Barbara Hulanicki lagen Stil und ein besonderer Sinn für Mode im Blut

Nicht immer schon war Barbara Hulanickis Leben von dem Glanz geprägt, den sie später erleben sollte. Die Familie der in Polen gebürtigen Designerin zog in ihren Kindheitstagen nach Jerusalem, wo ihr Vater Witold Hulanicki als polnischer Diplomat tätig war. Barbara Hulanicki war gerade zwölf Jahre alt, als Witold Hulanicki aus dem Familienwohnsitz entführt und später ermordet wurde. Schwer gezeichnet von diesem Schicksalsschlag zog die Familie nach Brighton, in die Nähe von Barbaras Tante Sophie. Als älteste von drei Töchtern einer Mutter, die mit dieser unbeschreiblich tragischen Situation nur schwer zurecht kam, fiel Barbara Hulanicki unfreiwillig die Rolle des emotionalen Familienoberhauptes zu. Ein prägender Moment, der sie, wie sie selbst sagt, erwachsen werden ließ. Angekommen in Gegenwart der Tante, war auch dort nicht alles harmonisch. Wie Hulanicki in ihrem Buch „Biba. The Fashion Brand that Defined a Generation“ beschreibt, pflegte ihre Tante eine außerordentliche Strenge gegenüber den drei Nichten. „Ich habe sie fürchterlich geliebt, aber sie war so gemein. Sie nörgelte ständig, sie hörte damit nie auf. Sie hat es gut gemeint, aber das kann man den kleinen Kindern nicht permanent zumuten.“

Einen bleibenden Eindruck im Guten hinterließ Barbaras Tante dafür in anderer Hinsicht: Als Frau mit überdurchschnittlichem Einkommen lebte sie einen ausschweifenden Lebensstil. Sündhaft teuere Pelzmäntel, opulente Stolen, Hüte mit angenähtem Schleier und Unmengen luxuriöser Accessoires und Schmuckstücke zählten zur Garderobe der Tante, die von Art-Noveau-Designs und der entsprechenden Farbpalette dominiert wurde. Ein modischer Funken, der auf die junge Barbara übersprang und einige Jahre später zur bedeutenden Inspirationsquelle für Biba werden sollte. Noch vor dieser Phase begann aber Barbara Hulanickis beruflicher Sprung in der Modewelt. Nachdem in ihrer Zeit an einer Privatschule ihr zeichnerisches Talent entdeckt worden war, gewann sie 1955 einen Modedesignpreis der Tageszeitung Evening Standard. Ihr Entwurf: ein von ihrer großen Muse Audrey Hepburn inspiriertes Strand-Ensemble aus gestreifter Baumwolle und mit Eton-Kragen. Als sie zu dazu interviewt wurde, sagte sie: „Ich denke, wir brauchen mehr fröhliche Kleidung für Jugendliche in den Geschäften … In meinem Alter brauchen wir bequeme und farbenfrohe Kleidung, meinen Sie nicht?“

Vintage Bazaar: Die Geschichte des Labels Biba

Barbara Hulanicki am 15. März 1955 in London. Das Bild entstand bei einem Besuch des Norman Hartnell Couture-Hauses im Rahmen des Modewettbewerbs der Tageszeitung „Evening Standard“, den Hulanicki mit ihrem Design gewann

Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images,

Ihr Talent im Zeichnen führte sie schließlich zu ihrem Job als freiberufliche Modeillustratorin für Werbeagenturen und später auch renommierte Zeitschriften. Für Titel wie „Harper‘s Bazaar“, „Vogue“ und „Women's Wear Daily“ skizzierte Barbara Hulanicki die neuen Kreationen, die sie auf den Schauen in Paris und London in deren Auftrag mit eigenen Augen begutachten konnte. Ihr Job brachte sie häufig in Berührung mit den Modemacher*innen selbst, diese Umstände begünstigten die spätere Gründung von Biba.

1963 gründete Barbara Hulanicki „Biba‘s Postal Boutique“

Als Barbara Hulanicki für ihre Arbeit als Modezeichnerin (auf eigene Kosten) an Orte reiste, von denen andere nur träumen konnten, resümierte sie für sich auch die Seiten der Couture, die ihr nicht gefielen. Denn: In den 1950er- und 1960er-Jahren waren die Kreationen der großen Maisons von Dior über Lanvin bis Balenciaga nur einer äußerst exklusiven Gruppe vorbehalten und für deren entsprechenden Lifestyle erdacht, geprägt von eleganten Soirees, Bällen und Teepartys. „Je mehr ich sah, desto mehr war ich davon überzeugt, dass es richtig war, von der Art von Kleidung wegzukommen, die Tante und Mutter trugen, eine Art Cocktailkleidung. Ich wollte nicht als eine Frau enden, die nach Ascot geht, prächtige Sachen trägt und nur zur Dekoration für ihren Mann da ist.“

Die modeinteressierte Frau eines geringeren Haushalteinkommens aber trug vorrangig das, was das Budget zuließ. Das bedeutete zumeist: zweckmäßige, wenig modische Kleidung. Mit der Gründung von „Biba‘s Postal Boutique“, gemeinsam mit ihrem Ehemann Stephen Fitz-Simon im Jahr 1963, änderte sich dies: Durch den Kauf von Restbeständen und Deadstock-Stoffen lokaler Stoffhändler*innen und die Herstellung in London konnten Hulanicki und Fitz-Simon ihre ersten Designs zu erschwinglichen Preisen anbieten. Wie der Name bereits erahnen lässt, begann Biba als reiner Versandhandel. Ein Minikleid, das Hulanicki aus rosa-weißem Gingham-Karo 1964 entwarf, kostete 25 Shillings – selbst für damalige Verhältnisse mehr als preiswert. Nachdem Felicity Green, eine Hulanicki wohlgesonnenen Journalistin, im „Daily Mirror“ über das Design berichtet hatte, verkaufte „Biba‘s Postal Boutique“ 17.000 Exemplare des Kleides. Und brachte den Stein ins Rollen: Im selben Jahr eröffnete die erste stationäre Boutique in der Londoner Abingdon Road 87 in den ehemaligen Räumen einer Apotheke. Kurz zuvor hatte Hulanicki in ihrem Bekanntenkreis einen Ausverkauf verbliebener Stücke angekündigt – woraufhin ihre Freundinnen die Botschaft verbreiteten und daraufhin die Wohnung der Modeillustratorin, begeistert über die frischen und derart modischen Designs, bis aufs letzte Modell leerkauften. Der richtige Antrieb, um eine eigene Boutique zu eröffnen.

Mit der Eröffnung der ersten stationären Biba-Boutique erhielt das Unternehmen einen verkürzten Namen: nur „Biba“. Der Name: von Barbaras jüngerer Schwester Biruta und deren Spitznamen inspiriert. Von Anfang an war das Geschäftsmodell auch mit einem Ladengeschäft ein voller Erfolg: Um zehn Uhr morgens eröffnete die Boutique, eine Stunde später war das bis dato einzige Kleidermodell bereits vollkommen ausverkauft. Über die Jahre hinweg geschah es nicht selten, wie Barbara Hulanicki in ihrem Buch berichtet, dass Kundinnen vor der Ladentüre neue Kollektionsstücke aus den Kartons der Lieferanten zerrten oder deren Autos in Hoffnung auf neue Designs auflauerten, als sie in die Straße abbogen.

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Die erste Biba-Boutique zog in der 87 Abingdon Road in London in den ehemaligen Räumlichkeiten einer Apotheke ein

Stanley Bielecki/ASP/Getty Images,

Wir haben Paneele mit dem Biba-Logo im Fenster angebracht und sie dann wieder abgenommen, weil sie uns nicht gefallen haben. Es hat keinen Unterschied gemacht. Es wurde noch voller, auch ohne Namen.

Barbara Hulanicki über die erste Biba-Boutique

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Mit der ersten Biba-Boutique kreierte Barbara Hulanicki ein zukunftsweisendes Konzept

Die erste Biba-Boutique machte Barbara Hulanicki 1964 gemeinsam mit ihrem wachsenden Team zu dem, was wir wohl heute als Concept Store mit unkonventionellem Stil betrachten würden. Mit dem Schritt über die Türschwelle der Londoner Abingdon Road 87 begaben sich Kundinnen in eine andere Welt, und damit in ein Einkaufserlebnis, wie es damals seinesgleichen suchte. Dafür sorgten abgehängte Fenster und ein an ein Nachtclub angelehntes, dunkles Interieur. Lilafarbene Samtvorhänge, Zimmerpalmen, Antikmöbel und Mustertapeten prägten die Ästhetik der Boutique. Kleider sowie Accessoires wie Hüte und Perlenketten präsentierte Biba an hölzerne Garderobenständer gehängt. Die Farbgebung des Art Nouveau der Inneneinrichtung, mit allen Facetten von Lila und dunklem Pink, Stoffen wie Samt und Seide, setzten die Stimmung. In modischer Hinsicht leitete Biba eine neue Freiheit und Selbstbestimmung ein: Kundinnen konnten sich dank günstiger Preise ausprobieren, ihren individuellen Stil ergründen und selbst definieren, wie sie sich der Welt präsentieren wollten, was zu Beginn der Boutique meist viel Haut dank ultrakurzer Kleider bedeutete. Durch Accessoires und Schmuck im Angebot ermöglichte Biba den Kauf eines kompletten Looks an nur einer Adresse.

Schnell wurde Biba zum „talk of the town“ und brachte eine Freude in die Mode einer ganzen Generation, wie sie wohl selten zuvor existiert hatte. Berichten von Barbara Hulanicki und Weggefährt*innen zufolge platzte der Laden beinahe aus allen Nähten, so populär wurde das Label kurz nach der Eröffnung des ersten Stores. Dazu trug auch die TV-Moderatorin Cathy McGowan mit ihrem prominenten Bekanntenkreis bei: Sie brachte Stars wie „The Rolling Stones“ Keith Richards, Mick Jagger und dessen damalige Freundin Chrissie Shrimpton, Schwester des Models Jean Shrimpton, in die Boutique. Rund zwei Jahre nach der Eröffnung war klar: Biba brauchte einen größeren Standort. Und der wurde in der Londoner Church Street gefunden. Dort war es schließlich, wo sich Biba zu mehr als einem Modegeschäft entwickelte. Vielmehr galt die Adresse als Zentrum des fluorierenden „Swinging London“ und Treffpunkt der Szene – mit Models, Musiker*innen und Starlets regelmäßig zu Gast. Beflügelt wurde die Bekanntheit durch einen Artikel, der 1966 im „Time“ Magazin erschien, welcher modisch versierte Tourist*innen aus ganz Europa in die Biba-Boutique brachte und mit ihnen den Spirit des Labels über die englischen Landesgrenzen hinaus verbreitete. Mit eigens produzierten Fotostrecken für Kataloge, mitunter fotografiert von Helmut Newton, die mehr an Editorials statt an klassische Katalogbilder erinnerten, inszenierte Barbara Hulanicki ihre Designs chic und stilweisend.

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Die zweite Biba-Boutique, die aufgrund von Platzmangel in der Church Street in London 1966 eröffnete

George Freston/Fox Photos/Getty Images,

Ich wollte keine Biba-Kunden nur wegen ihres Alters oder ihrer Herkunft herabwürdigen. Biba war für alle da.

Barbara Hulanicki

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Mehr Platz für ein breit gefächerteres Sortiment brachte der Umzug in die zweite Biba-Boutique in der Church Street

Doreen Spooner/Mirrorpix via Getty Images,

Das Kaufhaus in der Kensington High Street zementierte Bibas Dasein als 360°-Lifestyle-Brand

Zunehmend schufen Hulanicki und ihr Gatte ein ganzes Lifestyle-Imperium, das in der neuen vierstöckigen Location von Biba in der Londoner Kensington High Street in den Räumen einer ehemaligen Jungenschule ab 1969 den notwendigen Platz zum Entfalten fand. Die passende Kosmetik als Ergänzung der zunehmend erwachsener gewordenen und eindeutig von Art déco der 20er- und 30er-Jahre inspirierten Mode, Herren- und Kindermode, Interior-Designs von Lampen bis hin zu Heimtextilien und sogar Lebensmittel und Hundefutter waren Teil des neuen Biba-Kaufhauses. Heute ikonisch in Erinnerung: der „Rainbow Room“, das eigene Restaurant von Biba, das Platz für 500 Gäste bot und am Abend neben 30er-Jahre-Loungemusik sogar Live Acts wie die New York Dolls beherbergte. Auch ein Kosmetikstudio, ein Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst und ein Dachgarten für den entspannten Afternoon Tea waren Teil des neuen 360°-Biba-Erlebnisses.

Ebenfalls 1969 lancierte Biba seine eigene Couture-Linie mit gesonderter Abteilung im Londoner Store. Die auf Maß bestellbaren Entwürfe kosteten zwar das Zehnfache der regulären Biba-Mode, waren mit Preisen von rund 50 britischen Pfund aber weitaus erschwinglicher als die Couture der großen Modehäuser. Kundinnen hatten damit die Option, Biba aus edlen Materialien wie Seide und Leder zu kaufen (die Ready-to-wear war überwiegend aus Jersey und ähnlich preisgünstigen Stoffen gefertigt). Nach nur 18 Monaten schloss Biba Couture im Sommer 1971 mangels Verkaufserfolgen wieder seine Pforten. Zu den eher unguten Erfahrungen des Labels zählte auch ein kurzzeitiger zusätzlicher Standort: Von 1966 bis 1967 hatte es eine Biba-Boutique in Hulanickis ehemaliger Heimatstadt Brighton als Start einer nationalen Expansion gegeben. Der Laden war jedoch unglücklicherweise zum Treffpunkt von Brightons Unterwelt geworden, Diebstähle nahmen zu und diese Probleme wurden für Hulanicki aus der Londoner Ferne schwer zu bewältigen, weshalb die Boutique in Brighton nach nur einem Jahr wieder geschlossen und die Expansionspläne auf Eis gelegt wurden.

In rund einer Dekade gelang es Biba aber, anderweitig seinen Namen in der Modegeschichte auf ewig zu zementieren. Dank der weiterhin erschwinglichen Preispolitik konnten junge Menschen die exakten Designs nachkaufen, die ihre Idole wie David Bowie, Twiggy, Bryan Ferry, Brigitte Bardot, Barbra Streisand oder Yoko Ono trugen, allesamt Besucher*innen der neuen Biba-Adresse der Kensington High Street in London. Zeitgleich entstanden Kooperationen wie der Verkauf der Biba-Kosmetik in den Geschäften der britischen Marke Dorothy Perkins, sowie der Launch von Biba in Übersee. 1971 eröffnete die erste In-Store-Biba-Boutique bei Bergdorf Goodman in New York. Nicht überall kam der wachsende Einfluss von Biba gut an: Im Mai 1971 zündeten Anhängerinnen der anti-kapitalistischen „The Angry Brigade“ in der Biba-Boutique eine Bombe, um ihrer Ansicht nach ein Zeichen gegen die Marke zu setzen, die „Frauen der Mode versklavten“. Zum Glück wurde bei diesem Vorfall niemand verletzt und Barbara Hulanicki setzte ihre eigentliche Idee, Frauen mit Biba mehr modische Freiheit zu ermöglichen, fort. Am 27. September 1975 endete die knapp eine Dekade umspannende Erfolgsgeschichte von Biba jedoch: Dorothy Perkins akquirierte Biba. Auf Management-Ebene kam es unter den Entscheider*innen zu Unstimmigkeiten über die künftige Ausrichtung, was zur Schließung des Kaufhauses führte. Barbara Hulanicki verließ das Unternehmen und verlor ihre Rechte am Markennamen. Als trauriges Symbol endete das ikonische Interieur des Geschäfts als Objekt des Auktionshauses Bonhams. In den 80ern und erneut 2000er-Jahren wurde das Label unter neuen Inhaber*innen wiederbelebt, konnte jedoch nicht an den einstigen Kult um das Original anschließen.

Vintage Bazaar: Die Geschichte des Labels Biba
Vintage Bazaar: Die Geschichte des Labels Biba

Twiggy, eine später enge Freundin von Barbara Hulanicki und begeisterte Biba-Kundin, 1973 im „Rainbow Room“ des mehrstöckigen Kaufhauses in der Kensington High Street

Justin de Villeneuve/Conde Nast via Getty Images,

Der Biba-Stil zog eine ganze Generation an – und ist der Mode bis heute eine Inspirationsquelle

In rund einer Dekade gelang es Barbara Hulanicki mit Biba, die Modebranche in England und über die Landesgrenzen hinaus zu demokratisieren. Sie schuf vor allem zu Beginn ihres Labels simple, aber umso massentauglichere Dessins zu Preisen, die sich junge Frauen auch mit einem Ausbildungsgehalt leisten konnten. Mode für eine breite Masse, aber mit hohen Ansprüchen an Qualität und Optik, war das Erfolgsrezept von Biba – und damals wahrhaft innovativ und bahnbrechend. Zur Zeit, als das Unternehmen als reiner Kataloghandel tätig war und während der ersten Boutique, prägten ein maritimer Stil und Mod-Designs mit Farben wie Navy, Rot und Weiß sowie geradlinige Etuikleider, Miniröcke und schnörkellose Mäntel die Ästhetik. Erst mit der Vergrößerung der Marke entwickelte sich Biba allmählich zu der Bohemien-Brand, als die sie heute für die breitere Öffentlichkeit in Erinnerung bleibt. Inspiriert von ihrer strengen Tante Sophie, dominierten „Auntie Colours“ die späteren Biba-Designs, vornehmlich satte, dunklere Nuancen von Pink und Violett, Gold, Rostrot, Braun und Petrol, Schwarz und Navy, die im Jugendstil und der Art-déco sowie in Gemälden von Alphonse Mucha oder Gustav Klimt zu finden sind. Die 1930er-Jahre lieferten Hulanicki ihre größte stilistische Ressource, von der inspiriert sie ab den späten 60er- und frühen 70er-Jahren vermehrt bodenlange, tiefdekolletierte Kleider, die sich subtil erotisch an den Körper anschmiegten, und Designs aus dramatischem Texturen wie Satin, Samt und Dévoré, entwarf.

Aber nicht nur mit der Kleidung von Biba prägte Barbara Hulanicki das Verständnis von Mode bis in die Gegenwart. Sie lieferte Beispiele für effektives Marketing, inszenierte etwa Models mit Garderobenständern auf der Straße vor der zweiten Boutique als „zufällige Schnappschüsse“ statt einer aufwendigen Kampagne. Ebenfalls für damals bahnbrechend: die Gemeinschaftsumkleideräume von Biba, erst aus Platzmangel installiert, später als Methode gegen Ladendiebstähle dank Aufpasserinnen und fehlender Wände. Biba ist bis heute das gelungene Vorbild für eine Brand, die mit ihrer breiten Produktpalette beinahe sämtliche Bedürfnisse ihrer Kundschaft abdeckte.

Best Buys: Diese Biba-Designs lohnen sich als Investition für Ihre Vintage-Sammlung

Die schlechte Nachricht vorweg: Heutzutage auf ein authentisches Biba-Design zu stoßen, ist kein leichtes Unterfangen – und der Kauf im Gegensatz zu den Ursprungszeiten der Entwürfe meist eine größere Investition. Biba-Kleider in der ikonischen Art-déco-Ästhetik des Labels werden auf Secondhand-Plattformen wie Etsy, First Dibs oder Ebay nicht selten für Preise im dreistelligen Bereich gehandelt, bei jüngeren Auktionen gingen einige Modelle sogar im Bereich zwischen 1000 und 3000 Euro über die Theke. Genau diese Tatsache macht gut erhaltene Stücke aber zu einer wahrhaft lohnenden Investition. Denn wie so viele Vintage-Kleider zählen auch die Designs von Biba zu sehr gefragten Sammlerstücken, die mit etwas Verkaufsgeschick und der richtigen Plattform ohne Verlust (und ggf. mit Gewinn!) wieder weiterverkauft werden können.

Achten Sie beim Kauf jedoch darauf, dass es sich tatsächlich um Designs aus der Zeit zwischen 1964 und 1975 handelt. In späteren Jahren wurde das Label unter neuem Besitz wieder aufgelegt, aber mit weniger begehrtem Status und entsprechend großem Wertverlust. Bei höheren Preisen empfiehlt sich zudem vorab etwas Recherche – Plattformen wie Vintagefashionguild.org oder Vintageclothingguide.com etwa bieten Übersichten, wie die Biba-Etiketten im Lauf der Jahre aussahen und sich wandelten, und erleichtern so die Authentifizierung.

Prinzipiell ist alles von Biba unter Sammler*innen heiß begehrt, von Kleidern bis hin zu Bohnendosen (wirklich!), besonders in Anbetracht der Tatsache, dass sie einst nicht dafür gefertigt wurden, um lange zu halten, sondern dem Zeitgeist entsprechen sollten. Dennoch gibt es bestimmte Produktkategorien und Designs, die sich aus finanzieller Sicht in Hinblick auf einen möglichen Wiederverkauf besonders lohnen:

  1. Die ikonischen Biba-Stiefel: Mit für die Hippie- und Mod-Ära charakteristischem Look der eng anliegenden, kniehohen Stiefel schuf Barbara Hulanicki 1969 einen wahren Verkaufsschlager, den sie über die Jahre hinweg und bis zum Ende der Boutique konstant und in stets neuen Materialien (Leder, Baumwolle mit Satin-Finish, Canvas und Wildleder), Farben und Absatz-Designs auflegte. Ein echtes Paar zu ergattern, gleicht einem Wunder!

  2. Maxikleider: Insgesamt können Sie mit einem Original-Biba-Kleid wenig falsch machen, denn sämtliche Varianten sind heißbegehrt wie einst, als Kundinnen für ein Kleid mehrere Stunden vor der Boutique Schlange standen. Zu den charakteristischen Modellen zählen neben Mod-Kleidern im maritimen Stil aus den frühen Biba-Jahren vor allem Maxikleider aus Chiffon mit Engelsärmeln sowie Satinkleider in 30er-Jahre-Silhouette. Besonders rar: Häkelkleider von Biba im Boho-Stil à la Jane Birkin.

  3. Leoparden-Print-Designs: Ob Homeware oder Mantel, der Leopard wurde zu einem der populärsten Muster der Biba-Kundschaft. Heute eine begehrte Vintage-Rarität des Labels sind Mäntel aller Art, besonders aber mit Leoparden-Print. Für den kleineren Sammler*innengeldbeutel bieten Leo-Heimtextilien aus den Zeiten des mehrstöckigen Biba-Kaufhauses eine Alternative (insofern Sie diese mit Ihren Hygieneansprüchen vereinen können).