Was bedeuten Herz-, Kopf- und Basisnote bei einem Parfüm? Ein Experte klärt auf
Lutz Herrmann, Creative Director von J.F. Schwarzlose Berlin, im exklusiven Interview
Bei Parfüms ist oft von Herz-, Kopf- und Basisnote die Rede. Doch was bedeutet das eigentlich? Wir wollten es ganz genau wissen und haben einen Experten gefragt: Lutz Herrmann, Creative Director der Parfüm-Brand J.F. Schwarzlose Berlin. Im exklusiven Yahoo-Interview erklärt er, was es mit der Beschreibung von Düften in drei Noten auf sich hat und wie wir die drei Phasen der Komposition beim Auftragen des Parfüms wahrnehmen.
Doch das ist nicht alles. In unserem Gespräch verrät Herrmann auch, wodurch sich der neueste Duft von J.F. Schwarzlose Berlin auszeichnet, was die aktuellen Trends in der Parfümerie sind und wie es gelingt, die Wirkung eines Duftes langanhaltender zu machen.
Etrango ist der neueste Duft aus Ihrem Hause. Könnten Sie uns einen Einblick in die Inspiration hinter diesem Duft geben und wie er sich von den bisherigen Kreationen unterscheidet?
Etrango hat historische Wurzeln. Der Duft wurde erstmalig Ende der 1920er Jahre von Schwarzlose lanciert. Da wir uns oft mit der Geschichte des Dufthauses beschäftigen, ist auch bei dieser Kreation ein Hauch der ursprünglichen Duftelemente eingefangen worden. Die Komposition ist jedoch eine moderne Interpretation des ursprünglichen Eau de Parfums. Sie verströmt Energie und Lebensfreude.
Wir wollen mit Etrango also ein positives olfaktorisches Zeichen setzen, das zudem auch Bezug zur Geschichte des Hauses Schwarzlose aufnimmt. Die ungewöhnliche Energie des Dufterlebnisses spiegelt sich auch im Namen wider, der sowohl etwas von „Tango“ beinhaltet, als auch vom französischen Wort „étrange“ für merkwürdig oder seltsam.
Insofern unterscheidet er sich von unseren anderen Kreationen, die weniger „laut“ sind, gleichzeitig fügt er sich in die Familie der Schwarzlose Düfte ein und ergänzt eine Facette. Anders gesagt: Schwarzlose kann laut und leise - bekannt und unbekannt, wie ein Drama in mehreren Akten.
Können Sie uns mehr über den kreativen Prozess bei der Entwicklung von Etrango verraten? Wie sind Sie auf die spezifischen Duftnoten gekommen?
Wir lassen unserer Parfümeurin, Véronique Nyberg, Muster der alten Komposition zukommen, damit sie erschnuppern und testen kann, welche Inhaltsstoffe im Ursprung verwendet wurden. Das ist manchmal nicht ganz einfach, denn Rezepturen gibt es nicht mehr. Also ist der einzige Weg dies zu tun, es mit alten originalen Mustern zu probieren.
Bei Etrango konnte sie sofort die Hauptmerkmale der Komposition identifizieren:
Patchouli, Nelke und Jasmin. Das sind sehr interessante Duft-Ingredienzien, die Véronique mit weiteren Kontrasten ausbalanciert hat: den starken Gewürzen Safran und Kümmel in der Kopfnote, in der Herznote mit etwas Rose und in der Basisnote mit Eichenmoos, was den Duft erdet.
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Wir würden gern mehr über den Aufbau eines Parfüms erfahren. Was genau bedeutet "Herz-, Kopf- und Basisnote" und wie beeinflussen diese Elemente den Charakter eines Duftes?
Die Systematik dieser Beschreibung von Düften in drei Noten wurde von Jean Carles, einem Parfümeur aus Grasse, eingeführt. Diese stellen die drei Phasen der Duftkomposition dar und sollen dem Laien die Idee des Parfümeurs vermitteln. Die Kopfnote beschreibt den Auftakt des Duftes direkt nach dem Auftragen auf die Haut und stellt somit den ersten Eindruck dar. Meist schwingen frische Elemente in der Kopfnote mit, die nach einiger Zeit etwas verschwinden, aber den Auftakt zur Herznote bilden. Bei Etrango bilden die würzigen Noten den Auftakt, die dann zu dem vollen „Herz“ aus Jasmin, Rose und Nelke überleiten und in der Erdung aus Moos und Holzaspekten von Patchouli und Cypriol warm ausklingen.
Die Basisnote bleibt mit der darüber liegenden Herznote am längsten wahrnehmbar. Die Herznote bildet dabei das „Zentrum“ der Komposition, die Basisnote sorgt meist für Haltbarkeit und bildet den Hintergrund.
Im Allgemeinen, wie wichtig ist Ihnen die harmonische Balance zwischen Herz-, Kopf- und Basisnote bei der Kreation eines Duftes und wie gelingt diese?
Es ist extrem wichtig, dass die drei Phasen der Komposition ausgeglichen sind. Alles muss die richtige Balance haben. Auch den Auftakt richtig hinzubekommen ist eine Kunst.
Ist eine Note davon besonders dominant und entscheidet, ob mir ein Duft gefällt? Worauf achte ich am besten bei der Auswahl eines neuen Parfüms?
Da Herz und Basisnote meist langanhaltend sind - das nennt man dann Sillage - sind diese Phasen des Duftes für die Auswahl maßgebend. Es ist wirklich immer zu empfehlen, den Duft etwas länger auf der Haut wirken zu lassen und abzuwarten wie er sich entfaltet, nachdem die Kopfnote verflogen ist. Man sollte abwarten, ob sich das Versprechen der Kopfnote bewahrheitet.
Die Welt der Düfte entwickelt sich ständig weiter. Welche aktuellen Trends sehen Sie in der Parfümerie, und versuchen Sie diese bei Schwarzlose Berlin in die neuen Kreationen zu integrieren?
Es gibt gerade mehrere Trends, die in der Welt der Düfte angesagt sind. Einerseits werden olfaktorische Erfahrungen angewendet, die vom Essen stammen: Karamell, Salz, Honig oder Schokolade - diese Einflüsse fasst man unter „Gourmand“ zusammen. Andererseits gibt es aber auch einen Trend hin zu ganz frischen, mit Kräutern oder Gewürzen angereicherten Düften wie Basilikum, Fenchel, Karotte, Bergamotte oder neuen ungewöhnlichen Inhaltsstoffen. Dieser Trend wird umschrieben mit „Green“.
Im Allgemeinen folgen wir keinen konkreten Trends, sondern sind eher darauf bedacht, dass die Gesamtkomposition überzeugt und zur Brand passt. Natürlich testen wir hierfür auch regelmäßig neue oder angesagte Inhaltsstoffe. Letztendlich muss uns aber das Endergebnis überzeugen.
Wir möchten unser Parfüm möglichst lange selbst am Körper riechen. Haben Sie drei Tipps, wie ein Duft lange hält?
Es gibt ein paar ganz einfache Tipps, um einen Duft langanhaltender zu machen: Man sollte leichte Feuchtigkeit der Haut, wie nach einem Bad oder einer Dusche, nutzen und direkt danach den Duft auftragen. Man kann auch die Haare „beduften“, so spürt man selbst etwas von dem Duft.
Allerdings gibt es ein grundsätzlich seltsames Phänomen: Meist riecht man seinen eigenen Duft selbst nicht mehr, wenn man sich an ihn gewöhnt hat.
Zum Abschluss, was können wir in Zukunft von Schwarzlose Berlin erwarten? Gibt es schon spannende Projekte oder Düfte in der Pipeline?
Wir arbeiten an neuen Produktsortimenten, wollen unser Portfolio von Zimmerparfums ausweiten und auch ein paar andere Dinge auf Produktebene probieren. Und neue Düfte haben wir auch in der Pipeline.
Unser Experte: Lutz Herrmann, Creative Director von J.F. Schwarzlose Berlin
Lutz Herrmann stieß vor über zehn Jahren auf die Berliner Marke J.F. Schwarzlose Söhne. Als erfolgreicher Designer für Parfumflakons gilt er als Experte der Parfümerie und war so beeindruckt von der eleganten Schlichtheit dieser traditionellen Berliner Marke, dass er seine Recherche vertiefte. Die wechselvolle Geschichte und die frühe Modernität des deutschen Parfumherstellers überzeugten den kunsthistorisch versierten Kreativen schnell, einen Plan auszuarbeiten – zusammen mit zwei Partnern begann er alles in die Wege zu leiten, um diese feine Marke als J.F. Schwarzlose Berlin wieder zu beleben.