Was ist eigentlich Epilepsie?

Alle Antworten zu Gesundheitsfragen, die im Netz am häufigsten gestellt werden

Die Diagnose Epilepsie betrifft nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung, wobei weit mehr Menschen bis zu ihrem 20. Lebensjahr einen einzigen epileptischen Anfall erleben. Was man über Epilepsie wissen sollte.

Was für eine Krankheit ist Epilepsie? Die wichtigsten Fragen und Antworten. (Symbolbild: Getty)
Was für eine Krankheit ist Epilepsie? Die wichtigsten Fragen und Antworten. (Symbolbild: Getty)

Definition: Was ist Epilepsie?

Ärzte sprechen in der Regel von Epilepsien in der Mehrzahl, weil es sich dabei um verschiedene neurologische Erkrankungen handelt, die sich auch unterschiedlich ausprägen können. Epilepsien stehen auf Platz zwei der häufigsten Erkrankungen des Zentralen Nervensystems und betreffen etwa bis zwei Prozent der Bevölkerung. Allerdings erleben fünf Prozent aller Menschen bis zu ihrem 20. Lebensjahr ein einziges Mal in ihrem Leben einen epileptischen Anfall. Dies gilt nicht als epileptische Erkrankung, da diese immer durch wiederholt auftretende Anfälle definiert wird.

Epilepsie bei Kindern

Die Krankheit tritt am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen bis zum 20. Lebensjahr auf und danach bei Menschen über 65 Jahren. In den Industrienationen finden sich unter 100.000 Kindern 50 mit einer Epilepsie. Bei Kindern gibt es auch verschiedene Epilepsieformen, die mit Beginn der Pubertät einfach wieder verschwinden.

Was sind die Ursachen?

Epileptische Anfälle werden auch "zerebrale Anfälle" genannt. Darin steckt das lateinische Wort Cerebrum für Gehirn. Ist die Hirntätigkeit vorübergehend gestört, kommt es zu verstärkten elektrischen Entladungen von Nervenzellen. Kinderärzte umschreiben epileptische Anfälle darum auch als "Gewitter im Kopf". Dabei hängt es von der Art und Anzahl der betroffenen Nervenzellen ab, wie stark der Anfall ausfällt. Dahinter können genetische Ursachen stecken, welche schon im Kindes- und Jugendalter zu wiederholten Anfällen führen.

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Daneben können auch Entzündungen des Gehirns epileptische Anfälle auslösen, zum Beispiel bei einer Infektion mit Meningokokken oder bei einer Enzephalitis. Werden diese Erkrankungen rechtzeitig behandelt, kann die Entstehung von Narben im Gehirn verhindert werden und damit auch eine Epilepsie als Folgeerkrankung. Als mögliche Ursache von Epilepsien kommen auch andere Veränderungen des Gehirns in Frage, wie beispielsweise ein Schlaganfall oder Verletzungen wie ein Schädel-Hirn-Trauma. Tatsächlich gibt es aber auch viele Fälle, in denen die Krankheit auf keine eindeutige Ursache zurückgeführt werden kann.

Mann einem Kernspintomografen
Bei einer Kernspintomografie (MRT) werden Veränderungen im Gehirn sichtbar. (Foto: Getty)

Wichtigstes Symptom: Mehrere Anfälle

Epileptische Anfälle können in Form einer Absence so dezent ablaufen, dass sie vielleicht gar niemand mitbekommt. Für wenige Sekunden ist der Betroffene dann nicht ansprechbar und dreht die Augen nach oben. Danach ist alles wie zuvor.

Große Anfälle dagegen können sehr erschreckend wirken. Sie dauern in der Regel eine bis mehrere Minuten, wobei die Betroffenen sich erst verkrampfen und dann zucken. Da in dieser Zeit auch die Atmung beeinträchtigt ist, kann sich das Gesicht blau verfärben. Verletzungen können auch durch Stürze aufgrund der Bewusstlosigkeit entstehen oder dadurch, dass sich der Patient auf die Zunge beißt. Grundsätzlich unterscheidet man vor allem zwischen fokalen Anfällen, die nur eine Hirnhälfte betreffen, und generalisierten Anfällen, bei denen beide Hirnhälften involviert sind.

Wie kann man bei einem Anfall helfen?

Bei einem epileptischen Anfall geht es in erster Linie darum zu verhindern, dass sich der Betroffene unabsichtlich selbst verletzt. Man darf ihn nicht festhalten, sollte aber etwas Weiches unter den Kopf legen, damit dieser nicht auf den Boden schlägt. Da man als Helfer auch selbst gebissen werden könnte, sollte man nicht versuchen, dem Krampfenden etwas in den Mund zu schieben, um einen Zungenbiss zu verhindern. Ist der Anfall abgeklungen, müssen sich die meisten Epilepsie-Patienten erst einmal eine Weile ausruhen und sollten in dieser Zeit auch betreut werden. Kurzzeitig können sie auch verwirrt sein oder Probleme beim Sprechen haben.

Einen Notruf unter der 112 sollte man bei jedem ersten Anfall absetzen und bei bekannter Epilepsie immer dann, wenn der Betroffene Probleme mit dem Atmen hat, sich verletzt hat, es zu mehreren Anfällen hintereinander kommt oder ein einziger länger als fünf Minuten dauert.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Auffälligkeiten, die für eine Epilepsie typisch sind, lassen sich mittels Elektroenzephalogramm (EEG) oder Kernspintomogramm (MRT) oft nach dem ersten epileptischen Anfall nachweisen. Ein EEG wird vor allem bei Kindern oft im Schlaf durchgeführt und kann spezielle Veränderungen am Gehirn sichtbar machen. Strukturelle Auffälligkeiten wie beispielsweise ein Tumor, Verletzungen oder Entzündungen werden dagegen im MRT erkannt. Bei Verdacht auf eine Infektion zum Beispiel mit Meningokokken wird Gehirnwasser entnommen und untersucht.

Wie kann Epilepsie behandelt werden?

In rund 70 Prozent aller Fälle helfen Medikamente, Anfälle mit sogenannten Antikonvulsiva zu blockieren. Zeigen Medikamente nicht die gewünschte Wirkung, können bei einer Strukturveränderung im Gehirn verschiedene, aber relativ komplizierte operative Verfahren eine Option sein. Speziell bei Kindern kann in einigen Fällen auch eine Keto-Diät helfen. Dabei werden Kohlenhydrate reduziert und damit der Stoffwechsel so verändert, dass der Körper Energie vor allem aus Fetten und Eiweiß zieht.

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