Ich reiste eine Woche mit dem Wohnmobil durch Deutschland und arbeitete dabei remote – diese 4 Dinge gingen schief
Eine neue Entwicklung, die die Corona-Pandemie in der Arbeitswelt angestoßen hat, ist die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Wie auch viele andere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer habe ich im vergangenen Jahr viel aus dem Home Office gearbeitet. Im September wollte ich ausprobieren, ob ich auch von einem anderen Ort arbeiten kann – und gleichzeitig durch Deutschland reise.
Deshalb startete ich ein Experiment. Mit einem Wohnmobil bin ich durch Deutschland gefahren: Berlin, Leipzig, Thüringer Wald, Heidelberg, Mannheim, Frankfurt, Köln – und wieder zurück nach Berlin. Hier sind vier Dinge, die meinen Trip etwas erschwert haben:
1. Die Zeitplanung
Wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist, dauert alles ein wenig länger. Das habe ich gleich am ersten Tag bemerkt. Zeigte das Navi an, dass ich für eine Strecke etwa zwei Stunden brauche, war ich mindestens drei unterwegs – Stau nicht eingerechnet.
Ursprünglich war mein Plan, tagsüber immer mal wieder für eine Stunde zu fahren. Zum Beispiel, als ich von Leipzig in den Thüringer Wald fuhr. Laut meiner Karten-App sollte die Fahrt etwa anderthalb Stunden dauern. Ich stand also morgen eine Stunde früher auf und fing schon früher an, zu arbeiten. Nachdem ich ein paar Stunden gearbeitet hatte, fuhr ich vormittags schon einmal in Richtung Thüringer Wald. Ich wollte die erste Hälfte der Strecke hinter mich bringen, damit ich nachmittags den Rest fahren könnte und für den Feierabend dann bereits am Ziel bin. Jedoch brauchte ich einfach länger als erwartet, sodass mein Zeitplan nicht richtig passte.
Nach einigen Tagen konnte ich die Strecken dann besser einschätzen und rechnete mehr Zeit mit ein. Und irgendwie war die Entschleunigung doch gar nicht so schlimm – man muss sich eben erst einmal daran gewöhnen. Prinzipiell würde ich sagen: Wer schnell unterwegs sein will und einen straffen Zeitplan hat, sollte sich überlegen, ob ein Wohnmobil wirklich die richtige Wahl ist.
2. Das Fahren in der Großstadt
In meinem Text über Dinge, die sehr gut funktioniert haben, habe ich geschrieben, wie angenehm das Fahren auf der Autobahn für mich war. Das komplette Gegenteil trifft jedoch in Städten zu. Das Wohnmobil ist mit einer Länge 7,35 Metern, einer Breite von 2,32 Metern und einer Höhe von 2,9 Metern nicht unbedingt klein. Man kann den Rückspiegel nicht nutzen, sondern hat nur die beiden Seitenspiegel zur Orientierung. Dazu kommt ein toter Winkel, der ziemlich groß ist.
Es war für mich daher sehr anstrengend, innerhalb von Städten zu fahren – besonders in Berlin, Frankfurt oder Köln, wo wirklich viel Verkehr ist und auch viele Fahrradfahrer unterwegs sind. Sich in einer fremden Großstadt zu orientieren ist schon mit einem normal großen Pkw gewöhnungsbedürftig, mit einem Wohnmobil war es für mich eine echte Herausforderung. Dazu kommen dann noch genervte Autofahrer, die mich noch unbedingt vor der nächsten Ampel überholen wollen, drängeln oder hupen. Für einen Städte-Trip, bei dem man möglichst viele Innenstädte sehen möchte, ist ein Wohnmobil meiner Meinung nach also nicht unbedingt geeignet.
3. Stellplätze finden
Wie schon gesagt: So ein Wohnmobil ist groß. Das bedeutet auch, dass man nicht einfach überall parken kann. Man braucht einen Parkplatz, in den man gut ein- und ausparken kann, ohne dabei andere zu behindern. In den meisten Städten gibt es extra ausgewiesene Wohnwagen-Stellplätze, auf denen man zum Beispiel auch Stromanschlüsse, Frischwasser oder Sanitäranlagen findet. Jedoch musste ich feststellen, dass solche Stellplätze heiß begehrt sind.
Als Beispiel meine Ankunft in Heidelberg: Als ich gegen 19.30 Uhr auf einem Stellplatz ankam, den ich mir im Voraus herausgesucht hatte, ergatterte ich den letzten freien Platz. Dann bemerkte ich jedoch, dass auf dem benachbarten Messegelände an dem Abend ein Konzert stattfand. Musikrichtung undefinierbar, auf jeden Fall war es sehr, sehr laut. Ich machte mir Abendbrot, legte mich schließlich ins Bett und wollte noch einen Film gucken – den konnte ich jedoch nicht ein richtig verstehen, da die Musik alles übertönte. Auf Nachfrage, wie lange das Konzert denn dauern würde, sagte der Parkplatzbesitzer, dass meistens gegen 0 Uhr Ruhe ist.
Genervt beschloss ich, auf einen anderen Stellplatz zu fahren – laut App sollte der nur 20 Minuten entfernt sein. Als ich dort jedoch ankam, versperrte mir ein großes Schild den Weg: „Alle Plätze belegt“. Also musste ich einen neuen Stellplatz suchen, mittlerweile war es kurz nach 21 Uhr. Auf meiner Suche stellte ich immer wieder fest, dass die Stellplätze entweder belegt waren oder keine Gäste nach 20 Uhr erlaubten. Letztendlich wurde ich dann in Mannheim fündig, nachdem ich fast drei Stunden umhergefahren bin.
Mein Tipp an euch: Versucht am besten, schon nachmittags auf dem Stellplatz anzukommen, damit ihr einen Platz bekommt. Bei einigen Parkplätzen kann man auch anrufen und fragen, ob noch etwas frei ist. Reservierungen nehmen die meisten Stellplätze nur an, wenn ihr für mehrere Tage bleiben wollt. Apps wie der „Stellplatz-Radar“ von Promobil und die „campingapp“ von womo-stellplatz zeigen euch an, wo es Stellplätze in Deutschland gibt und wie diese ausgestattet sind.
4. Die Temperatur-Schwankungen
Wettertechnisch hatte ich sehr viel Glück – kein Regen, kein Sturm, kein Gewitter. Wer jedoch schon einmal campen war, weiß: Auch wenn die Temperaturen tagsüber angenehm sind, kann es nachts ganz schön kalt werden. Auch ich musste diese Erfahrungen leider machen.
Nach meiner ersten Nacht wachte ich morgens auf und stellte fest, dass es über Nacht wirklich kalt geworden war. Und es dauerte auch einige Zeit, bis ich mich wieder aufgewärmt hatte. Für die nächste Nacht schaltete ich die Heizung ein – diese funktionierte allerdings nicht richtig oder ich habe sie falsch bedient. Jedenfalls musste ich am nächsten Morgen wieder Pullover und Kuschelsocken anziehen. Bei meiner Tour fuhr ich auch in den Süden Deutschlands, wo die Temperaturen glücklicherweise etwas höher waren, sodass ich dann nicht mehr frieren musste.
Dafür erlebte ich dann das genaue Gegenteil: Bei praller Sonne heizte sich mein Wohnmobil ziemlich auf und verwandelte sich in eine fahrende Sauna. Laut Temperaturanzeige waren es teilweise 37 Grad Celsius im Wagen. Trotz Klimaanlage und offenen Fenstern war es schwierig, das Wohnmobil abzukühlen – dafür konnte ich dann nachts aber sehr gut schlafen.
Glücklicherweise hatte ich für meinen Trip durch Deutschland alles mitgenommen: Dicke Pullis, Kuschelsocken, warme Decken, aber auch Sommer-Tops und Kleid. Ihr solltet also auf jeden Fall auf jegliche Temperatur-Wechsel eingestellt sein, wenn ihr mit einem Wohnmobil verreist.
Die Reise wurde unterstützt vom Reisemobilhersteller Carado, welcher uns ein Wohnmobil zur Verfügung gestellt hat. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit findet ihr unter axelspringer.de/unabhaengigkeit.
Der Text wurde im Juni 2021 veröffentlicht und wurde im Oktober 2024 aktualisiert und erneut veröffentlicht.