Zu viel Lebensmittelverschwendung: Ein Nadelstich soll's richten
Mehr als die Hälfte des nationalen Lebensmittelabfalls entsteht in Privathaushalten: 6,1 Tonnen Nahrung werfen die Deutschen in den Müll. Das Traurige daran: So einiges davon wäre noch uneingeschränkt genießbar. Um das zu verhindern, soll demnächst ein neuartiges Gerät auf den Markt kommen, das per Nadelstrich verrät, ob man ein Lebensmittel noch essen kann oder nicht.
Schuld daran, dass wir Lebensmittel mitunter unnötigerweise wegwerfen, ist nicht zuletzt das Mindesthaltbarkeitsdatum. Das wurde zum Schutz der Verbraucher eingeführt, wird aber immer wieder mit einem Verfallsdatum verwechselt - was es eben nicht ist. Allzu oft wird uns mit dem verstrichenen Termin suggeriert, dass der Joghurt, die Nudelsoße oder der Wurstsalat unserer Gesundheit schädlich werden könnte. Doch auch Obst, Gemüse und Salat wird oft allzu schnell entsorgt, obwohl dazu kein Grund besteht.
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Auf den guten, alten Geruchs- oder Geschmackstest wollen viele sich nicht verlassen und lassen lieber einmal zu oft ein noch essbares Nahrungsmittel im Müll landen. Dagegen wollen Ingenieure des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston vorgehen und haben einen Sensor entwickelt, der uns den Frischetest abnehmen soll.
Bei Farbanzeige ab in den Müll: So funktioniert der Sensor
Dieser Sensor besteht aus einer Platte auf der winzige Nadel aufgereiht sind, die kleine Mengen Flüssigkeit in sich aufsaugen. Per Nadelstich kann der Sensor dadurch einem Lebensmittel auf diese Weise eine Probe entnehmen und dann per Farbcode anzeigen, ob es noch genießbar ist.
Die Technik dahinter ist recht simpel: Die Nadeln bestehen aus einem bestimmten Seidenprotein, das durch Kapillarwirkung die automatische Aufnahme von Flüssigkeit erlaubt. Im oberen Bereich der Nadel befinden sich zwei farbveränderliche Bestandteile, die zweierlei Tinten freigeben kann. Die eine Farbe wird freigesetzt, wenn das Lebensmittel einen bestimmten pH-Wert auslöst, was darauf hinweist, dass es verdorben ist. Das andere reagiert auf E.Coli-Bakterien, die in verschmutzten oder ebenfalls verwesenden Nahrungsmitteln vorkommen können.
Der Sensor soll Verbrauchern die Entscheidung abnehmen
Die Nadeln selbst seien dabei vollkommen ungefährlich, wie MIT-Ingenieur Benedetto Marelli, der den Sensor mitentwickelt, in einer Pressemitteilung versichert. “Seide ist essbar, ungiftig und kann zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden. Außerdem ist es robust genug, um diverse Gewebearten zu durchdringen, von Fleisch bis hin zu Salat.”
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Derzeit wird das Design des Sensors optimiert - unter anderem soll die Reaktionszeit des Mechanismus beschleunigt werden. Sobald das gelungen ist, soll damit auf allen Ebenen ein ganz konkreter Beitrag zur Reduktion von Lebensmittelabfällen geleistet werden. “So viel Essen wird verschwendet, weil es nicht korrekt gekennzeichnet ist, und wir schmeißen es oft weg, ohne genau zu wissen, ob es verdorben ist oder nicht”, sagt Mirelli.
Der Plan sieht also vor, das Gerät nicht nur bei Lieferanten und Händlern zum Einsatz kommen zu lassen, sondern auch in Privathaushalten.
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