Zweimal schwanger in wenigen Wochen: Das steckt hinter dem Phänomen Superfötation

Bei einer Schwangerschaft herrscht im weiblichen Körper Ausnahmezustand. Zum Glück geht das nur einmal pro Zyklus. Eigentlich. In sehr seltenen Fällen können schwangere Frauen theoretisch aber erneut schwanger werden. Dieses Phänomen nennt sich Superfötation. Was dahinter steckt und warum es so unwahrscheinlich ist.

Werden beim Ultraschall mehrere Fruchtblasen entdeckt, könnten es Mehrlinge sein – oder in sehr seltenen Fällen eine Superfötation. (Symbolbild: Getty Images)
Werden beim Ultraschall mehrere Fruchtblasen entdeckt, könnten es Mehrlinge sein – oder in sehr seltenen Fällen eine Superfötation. (Symbolbild: Getty Images)

Die einen sehnen sie verzweifelt herbei, andere werden dagegen total überrascht: Eine Schwangerschaft stellt das Leben der Betroffenen völlig auf den Kopf. Doch egal ob nun erwünscht oder unverhofft, sicher ist: Es bleibt bei einer Schwangerschaft. Denn wer bereits schwanger ist, kann nicht noch ein Kind erwarten. Dafür sorgen verschiedene hormonelle Prozesse, die der Körper zum Schutz der befruchteten Eizelle ausschüttet. Soweit die Theorie. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Und die Ausnahme hier heißt Superfötation. Super-was?

Ok, einmal Auffrischung Biologie für alle:

Definition: Das ist eine Superfötation

Als Superfötation, von lateinisch superfetatio, wird eine Doppelträchtigkeit oder Überbefruchtung definiert. Heißt: Während einer bestehenden Schwangerschaft kommt es zu einer weiteren Empfängnis. Die künftige Mutter bekäme also zwei Kinder.

Klingt irgendwie surreal? Ist es eigentlich auch. Denn die Superfötation wird überwiegend im Tierreich beobachtet, bei Hasen, Katzen oder Mäusen. Beim Menschen kommt es nur in sehr seltenen Einzelfällen zu einer Superfötation. Weltweit sind nur rund 10(!) Fälle in der Medizin beschrieben.

Wie eine Superfötation entstehen kann

Um zu verstehen, wie selten eine Superfötation ist, machen wir weiter mit der Biologie-Auffrischung. Für eine Doppelträchtigkeit muss nicht nur eine weitere Eizelle im gleichen Zyklus heranreifen, sondern der Weg zur Befruchtung muss auch für die Spermien frei sein. Außerdem muss sich die zweite Eizelle in der Gebärmutter einnisten können. Alles Vorgänge, die normalerweise von den Schwangerschaftshormonen aus Östrogenen und Gestagenen gesteuert und, wenn es bereits zur Befruchtung gekommen ist, blockiert werden, um das neue Leben zu schützen.

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Der Zufall muss also schon wirklich groß sein, um das perfekte Hormon-Orchester des Körpers durcheinander zu bringen. In der Mehrzahl der beschriebenen Superfötations-Schwangerschaften spielte darum auch künstliche Befruchtung eine Rolle.

Wenn es trotzdem passiert: Zwei Fälle von Superfötation

Einer dieser extrem seltenen Fälle ist eine Frau aus Perth in Australien, die zweimal innerhalb von drei Wochen schwanger wurde. Eines der Kinder entstand durch künstliche Befruchtung, das andere auf natürlichem Weg, noch bevor das Paar die künstliche Befruchtung begann. Unerwartet doppeltes Glück also für die Australier Sandra und David Searle, die ihre Geschichte unter anderem der australischen Daily Mail erzählten. Die beiden Kinder, Junge und Mädchen, kamen dann aber am gleichen Tag zur Welt, obwohl sie in verschiedenen Entwicklungsstadien waren. Der Junge kam als Frühchen während seine Schwester ein ausgereiftes Baby war.

Superfötation: Kinder werden wie Zwillinge geboren

Ist eine Superfötation also wie eine Zwillingsschwangerschaft? Jein. Der Unterschied liegt in der Art der Befruchtung: Bei Mehrlingen teil sich entweder die bereits befruchtet Eizelle für eineiige Kinder oder es werden mehrere Eizellen zeitgleich befruchtet für mehreiige Kinder. Bei einer Superfötation werden zwei Eizellen unterschiedlichen Alters unabhängig voneinander befruchtet. Die Superfötations-Kinder sind also keine "echten" Mehrlinge, werden aber immer am gleichen Tag geboren, da es sonst zu Komplikationen kommen kann und vor allem das jüngere Baby gefährdet ist.

Wie solche Kinder dann aussehen und aufwachsen, sieht man zum Beispiel bei den "Wunderzwillingen" der Britin Rebecca Roberts.

Bei ihr waren es wohl tatsächlich zwei Eisprünge in einer Woche mit zwei erfolgreichen Befruchtungen, wie die Ärzte im Verlauf der Schwangerschaft feststellten. Beide Kinder kamen dann gesund im September 2020 zur Welt. Mama Rebecca teilt die Geschichte der "Wunderzwillinge" auf ihrem Instagram-Account. Die Familie ist seit der Geburt der beiden um zwei weitere Kinder gewachsen.

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