10 Fakten: Diese Survival-Mythen helfen dir definitiv nicht beim Überleben

Der Mensch alleine in der Wildnis – nur anhand dessen überleben, was die Natur zur Verfügung stellt: Auf viele Zivilisationsmüde übt diese archaische Fantasie einen unglaublichen Reiz aus. Dabei kursiert in Sachen Survival eine ganze Menge Halbwissen, das unter Umständen sogar gefährlich werden kann. In dieser Liste räumen wir mit besonders hartnäckigen Outdoor-Mythen auf.

Zum Thema Survival kursieren eine Menge falscher Tipps. (Symbolfoto: Getty Images)
Zum Thema Survival kursieren eine Menge falscher Tipps. (Symbolfoto: Getty Images)

Seien wir mal ganz ehrlich: Würden wir unseren Vorfahren erzählen, dass manche von uns davon träumen, Tag für Tag gegen Hunger, Kälte, Durst, Krankheit und wilde Tiere zu kämpfen, statt einfach zufrieden in einer beheizten Altbauwohnung zu existieren, weil sich das "naturnäher" anfühlt – hätten sie mehr als ein ungläubiges Kopfschütteln dafür übrig?

Als Fantasie-Szenario hat die Survival-Faszination aber natürlich durchaus ihren Reiz. Deshalb schauen viele auch lieber aus sicherer Entfernung anderen dabei zu, statt selbst in den Wald zu ziehen. Erst letztes Jahr wurde die Dschungel-Serie "7 vs. Wild" von Überlebensguru Fritz Meinecke zum erfolgreichsten deutschen Youtube-Format gekürt. Folge zwei wurde schon mehr als 11 Millionen Mal geklickt.

Verwunderlich ist das nicht. In einer Zeit, in der man zum Überleben jeden Tag acht Stunden vor einem Bildschirm absitzen muss, um dann am Monatsanfang eine fiktive Gutschrift zu erhalten, die man in Nahrung und Staubsaugerroboter eintauschen kann – wer möchte da nicht mal wieder ganz unmittelbar und direkt spüren, was es heißt, am Leben zu sein – und es unter der eigenen Regie auch zu bleiben?

Tatsächlich ist das Überleben in der Wildnis aber gar nicht so einfach und es kursieren – nicht zuletzt wegen diverser Fernsehformate – eine Menge Mythen zu dem Thema, die teils nicht nur nutzlos sind, sondern die Überlebenschancen sogar reduzieren können.

Wir klären dich darüber auf, wie du dich NICHT verhalten solltest, falls du einmal in der Natur ums Überleben kämpfen musst.

Feuer ist das Wichtigste

Tatsächlich ist eine der größten Gefahren in der Wildnis die Temperatur. Der menschliche Körper kühlt bei Kälte oder gar Nässe sehr schnell aus. Tritt eine sogenannte Hypothermie ein, kommt es zu Lethargie, Verwirrtheit, teils sogar zu Halluzinationen und im schlimmsten Fall zum Tod. Wärme ist also unglaublich wichtig.

Wenn man sich alleine in der Natur wiederfindet, sollte man seine Energie aber nicht in erster Linie darauf konzentrieren, ein wärmendes Feuer zu entzünden. Je nach Verhältnissen kann das nämlich für unerfahrene Überlebenskünstler*innen ganz schön schwierig werden. Außerdem bietet ein Feuer keinerlei Schutz gegen Regen, Wind oder Sonnenstrahlen.

Stattdessen sollte man sofort damit beginnen, einen möglichst dichten, windgeschützten Unterschlupf zu finden oder zu bauen. Auch eine isolierende Unterlage zum Schlafen ist äußerst wichtig. Erst dann sollte man sich dem Feuer widmen.

Alkohol wärmt

Dieser Mythos hält sich besonders hartnäckig. Wahrscheinlich, weil besonders Hochprozentiges ein spürbares Wärmegefühl im Körper verbreitet. Leider ist das nur eine kurzfristige Illusion. Denn Alkohol sorgt dafür, dass sich die Gefäße weiten und das Blut dadurch noch schneller auskühlt.

Wenn man Unterschlupf und Feuer hat, also lieber Wasser erhitzen oder im Idealfall Tee aufsetzen.

Nahrung hat Priorität

Apropos Wasser – da sind wir nämlich auch schon bei unserem nächsten Mythos. Ein zentrales Thema des Überlebenskampfes ist immer die Nahrungssuche. Aber Survival bedeutet vor allem: die richtigen Prioritäten setzen!

Nahrungsaufnahme ist wichtig, sollte aber in der Wildnis nicht oberste Priorität haben. (Foto: Getty Images)
Nahrungsaufnahme ist wichtig, sollte aber in der Wildnis nicht oberste Priorität haben. (Foto: Getty Images)

Ein Mensch kann prinzipiell ohne Nahrung viele Tage, teils sogar mehrere Monate überleben. Ohne Trinken sieht das allerdings ganz anders aus. Wer kein Wasser zu sich nimmt, stirbt schon nach zwei bis vier Tagen. Die Suche nach einer Wasserquelle sollte also im Notfall immer Vorrang haben.

Steine lutschen gegen den Durst

Dieser Trick klingt zunächst nachvollziehbar und wird wahrscheinlich deshalb bis heute von manchen Menschen praktiziert. Tatsächlich hilft ein Stein im Mund (wie zum Beispiel auch Kaugummi), den Speichelfluss anzuregen und dadurch Trockenheit zu vertreiben. Dabei kommt aber natürlich nur körpereigene Flüssigkeit zum Einsatz, dem Organismus wird kein neues Wasser hinzugefügt. Deshalb hilft ein Stein im Mund vielleicht kurzfristig gegen das Durstgefühl, länger ohne Trinken überleben kann man damit aber nicht.

Den eigenen Urin trinken

Dieser Survival-Mythos hat es dank Fernseh-Survival-Pionier Bear Grylls zu fragwürdigem Kultstatus gebracht. In einer Folge seines Formats "Man vs. Wild" gab Grylls vor, derart zu verdursten, dass er vor laufender Kamera seinen eigenen Urin trinken "musste".

Schon damals fanden viele diese drastische Maßnahme so fragwürdig, dass das Meme "Better Drink My Own Piss" geboren wurde – in dessen zahlreichen Variationen Grylls ständig nach fadenscheinigen Gründen sucht, um die Praktik zu wiederholen.

Bear Grylls Meme
Memes wie diese nehmen die kuriose Praktik des Survival-Künstlers Bear Grylls aufs Korn. (Bild: Know Your Meme)

Tatsächlich ist das Vorgehen nicht völlig abwegig: Wer die eigene Wasser-Ausscheidung wieder in den Körper zurückgibt, verliert keine Flüssigkeit. Im Falle, dass wirklich überhaupt kein Süßwasser vorhanden ist, kann man dadurch die eigene Überlebenszeit definitiv verlängern (wenn auch nicht unbegrenzt).

In allen anderen Fällen ist diese Methode aber nicht notwendig und durch den hohen Gehalt an Bakterien und Keimen im Urin ergibt sich ein zusätzliches Gesundheitsrisiko. Schließlich handelt es sich letzten Endes um ein Abfallprodukt des Körpers, was auf Dauer auch die Nieren schwer belastet.

Rohe Beeren im Wald sollte man wegen des Fuchsbandwurms meiden

Auch wenn man ohne Nahrung lange leben kann – um bei Kräften und Verstand zu bleiben, ist Essen wichtig. Der Mythos vom Fuchsbandwurm betrifft nicht nur Überlebenskünstler*innen, sondern auch Menschen, die einfach so gerne Blau- und Brombeeren sammeln.

Denn wie der Mythos besagt, gelangt der gefürchtete Parasit über die Ausscheidungen der Füchse auf die Beeren im Wald. Daher soll der Verzehr das Risiko bergen, die Eier des Fuchsbandwurmes aufzunehmen – was tatsächlich verheerende Schäden im Organismus verursachen kann.

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Allerdings passiert so eine Ansteckung nicht nur unglaublich selten, wie Jäger Fabian Grimm in einem Blogpost zusammenfasst, es ist überhaupt nicht geklärt, ob eine Infektion über Beeren überhaupt möglich ist. Viel stärker gefährdet sind Hundebesitzer*innen, deren vierbeinige Freunde Wurmeier ausscheiden können.

Tatsächlich wäre das Risiko einer Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm beim Essen von Rohkost aus dem eigenen Garten viel höher, da es in der Zivilisation sogar mehr Füchse gibt als im Wald. Darüber macht sich aber so gut wie niemand Sorgen, weshalb man folgerichtig auch Beeren aus dem Wald ruhigen Gewissens essen kann.

Natürlich sollte man aber unbedingt genau wissen, welche Beeren essbar und welche giftig sind!

Tiere zeigen an, was man essen kann

Wer Pilze, Beeren und Pflanzen im Wald nicht kennt, beobachtet einfach, was die Tiere so fressen, dann kann es für den Menschen nicht gefährlich sein. Richtig? Falsch! Viele Tiere – insbesondere Vögel – können Nahrung aufnehmen, die für den Menschen schädlich bis hochgradig giftig ist. Von diesem Tipp ist also definitiv abzuraten!

Moos wächst an der Nordseite der Bäume

Wer einen Unterschlupf, ausreichend Flüssigkeit und Nahrung hat, kann in der Wildnis überleben. Wer aber gerne wieder zurück in die Zivilisation möchte, muss sich orientieren können. Schon allein, um nicht im Kreis zu laufen, ist es deshalb unerlässlich, zu wissen, in welche Himmelsrichtungen man sich bewegt.

Moos kann je nach Standort überall am Baum wachsen. (Foto: Getty Images)
Moos kann je nach Standort überall am Baum wachsen. (Foto: Getty Images)

Ein Mythos besagt, dass Moos immer an der Nordseite eines Baumes wächst. Wer das schon mal im Wald ausprobiert hat, dürfte schnell gemerkt haben, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Moos wächst am besten an schattigen, feuchten Plätzen – und die gibt es im Wald manchmal an allen möglichen Baumseiten.

Wenn man einem Bären begegnet, sollte man sich totstellen

Diese Faustregel ist nicht völlig falsch, gilt aber nicht für alle Bärenarten. Bei Schwarzbären zum Beispiel sollte man sich laut US-National-Park-Service auf keinen Fall totstellen. Stattdessen sollte man sich entfernen und sich im Falle einer Attacke mit aller Gewalt zur Wehr setzen – am besten mit Tritten gegen Gesicht und Schnauze des Tieres.

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Bei Braunbären und Grizzlys kann es sinnvoll sein, sich mit dem Gesicht voran, die Hände im Nacken, auf den Boden zu legen und zu warten, bis die Gefahr vorüber ist.

Schlangengift aus der Wunde saugen

Besonders in Western hat dieser Mythos guten Nährboden für seine Verbreitung gefunden: Jemand wird von einer Klapperschlange gebissen, der Held stürzt sich auf die Wunde, erweitert sie durch einen Schnitt und saugt das tödliche Gift heraus. Für Filmszenen eignet sich das hervorragend, vor allem, wenn das Opfer wie in der Komödie "Lightning Jack" in den Hintern gebissen wurde.

Schlangengift kann man nicht mit dem Mund aus der Wunde saugen. (Foto: Getty Images)
Schlangengift kann man nicht mit dem Mund aus der Wunde saugen. (Foto: Getty Images)

In der Realität sollte man von dieser Technik aber unabhängig vom betroffenen Körperteil unbedingt Abstand nehmen. Erstens ist sie ineffektiv, das Gift kann mit dem Mund nicht ausreichend herausgesaugt werden, zweitens verursacht der Schnitt weiteren Schaden und erzeugt das Risiko einer Infektion.

Tatsächlich bedeutet auch nicht jeder Biss einer giftigen Schlange auch eine Vergiftung. Gegenüber Menschen, die für Schlangen keine Beute darstellen, kommt es in vielen Fällen zu sogenannten "Trockenbissen", die nur der Abwehr dienen und bei denen das Tier sich sein Gift aufspart.

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