10 Fakten: "Vegane" Lebensmittel, in denen Tierisches versteckt sein kann
Wer sich vegan ernährt, weiß: Oft muss man bei Lebensmitteln genau hinschauen. Doch bei anderen verlässt man sich schlicht darauf, dass wirklich kein Tierleid erzeugt wird - nicht immer zu Recht. Zehn Beispiele für vegane Lebensmittel, die strenggenommen keine sind.
In einer Umfrage von POSPulse zu den Gründen für vegane Ernährung aus dem Jahr 2020 waren Gesundheit (77,6 Prozent) und Klimaschutz (67,2 Prozent) ganz oben mit dabei. Der mit Abstand häufigste Grund, aus dem sich Menschen für eine vegane Ernährung entscheiden, war jedoch der Wunsch, Tierleid zu reduzieren.
Dem Tierwohl zuliebe reicht es immer mehr Menschen nicht mehr, auf Fleisch und Fisch zu verzichten. Stattdessen werden auch alle anderen Lebensmittel tierischen Ursprungs vom Speiseplan gestrichen - und meist auch Lebensmittel mit tierischer Beteiligung. Denn während beispielsweise für Honig kein Tier getötet werden muss, kann er ohne Honigbienen nicht produziert werden und zählt deshalb laut Organisationen wie Peta nicht zu den veganen Lebensmitteln.
So eindeutig das tierische Mitwirken beim Honig ist, gibt es zahlreiche andere Lebensmittel, die zu den veganen gezählt werden, aber häufig tierische Produkte oder Arbeit enthalten - und nicht immer die von lebenden Tieren. Oft handelt es sich um Zutaten oder Zusatzstoffe, die nicht gekennzeichnet werden müssen, wenn sie beispielsweise als Trägerstoff dienen. Und wie Du und das Tier berichtet, sind auch die Begriffe "veggie", "vegetarisch" und "vegan" bislang gesetzlich noch nicht genau definiert. Hier einige Beispiele für im Grunde vegane Lebensmittel, an denen oft doch Tiere beteiligt sind:
Schellack und Bienenwachs für Glanz auf Obst und Süßigkeiten
Zitrus- und Schalenfrüchte werden meist mit sogenannten Überzugsmitteln behandelt, um sie vor Verderb zu schützen und sie im Supermarkt attraktiv glänzen zu lassen. Dies kann in Form von Candellilawachs (E902) pflanzlichen Ursprungs sein, oft wird jedoch Bienenwachs (E901) oder Schellack (E904) verwendet, einem Ausscheidungsprodukt der Gummischildlaus. Dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) zufolge werden für ein Kilo Schellack etwa 300.000 Läuse benötigt, von denen viele die Gewinnung des Harzes nicht überleben würden.
Auch Süßigkeiten wie Schokolinsen, Lakritz oder Weingummi und bisweilen sogar Nüsse werden oft mit Bienenwachs oder Schellack überzogen, damit sie in der Packung nicht zusammenkleben und Glanz bekommen.
Karmin in roten Lebensmitteln
Eine weitere Lausart ist dafür verantwortlich, dass bestimmte rote Lebensmittel wie Marmelade, Fruchtsaft, Likör oder Weingummi ihre intensive Farbe erhalten: Karmin (E120) ist ein Farbstoff, der aus Cochenilleschildläusen (auch Kermes-Schildläuse) gewonnen wird. Hierfür müssen die Läuse laut dem VGT gekocht werden - überleben kann also keines der Insekten. Für ein Kilo Karmin sterben also 150.000 Läuse.
So geht's: Mit weniger Salz gesünder durchs Leben
Dem Verein zufolge sollten indes nicht nur Veganer den Farbstoff meiden, für den es viele pflanzliche Alternativen gibt: Karmin könne zu allergischen Reaktionen führen.
L-Cystein in Backwaren
Für elastischen Teig und dadurch formschöne Backwaren setzen Bäckereien oft das Mehlbehandlungsmittel L-Cystein (E920) ein. Dabei handelt es sich um eine Aminosäure, die in Haaren, Federn, Borsten und Hörnern vorkommt. In der Lebensmittelindustrie entstammt es meist Schweineborsten oder Entenfedern, wie der Deutsche Tierschutzbund meldet. Als Stabilisierungsmittel für Brot und Backwaren ist L-Cystein nicht kennzeichnungspflichtig.
Wie Peta warnt, ist es bei Brezen indes oft Schweineschmalz, das für den elastischen Teig sorgt. Nicht selten sind diese also ohnehin nicht vegan.
Chitin als Pestizid bei Bananen
Auch bei Bananen kommt häufig ein Tierprodukt zum Einsatz. Wie Geo berichtet, werden viele nämlich mit dem Insektizid Chitosan behandelt, das nicht nur die Bananenstauden selbst vor Insektenbefall schützen soll, sondern auch die Früchte auf ihrem langen Weg aus tropischen Ländern in hiesige Supermärkte daran hindert, zu schnell zu reifen. Chitosan wird allerdings aus dem Chitinpanzer von Garnelen gewonnen. Wer allerdings zu Bio-Bananen greift, kann davon ausgehen, dass das Pestizid nicht verwendet wurde - im Bio-Anbau ist es nämlich verboten.
Wespen in Feigen
Anders als bei anderen Obstsorten ist bei der Feige die Lebensmittelindustrie unschuldig, doch wer gerne Feigen konsumiert, sollte sich bewusst sein, dass für deren natürlichen Bestäubungsprozess Wespen sterben müssen. Zumindest gilt dies für die Echte Feige, wie wir sie in unseren Supermärkten meist vorfinden.
Wie der MDR berichtet, verfügt diese Feigensorte nur über weibliche Blüten und kann sich damit nicht selbst bestäuben. Eine bestimmte Wespenart fungiert hierbei als Bestäuber mit Pollen einer anderen Feigenart, der Bocksfeige, in der die Insekten ihre Eier ablegen. Da die Feigenblüten der Echten Feige jedoch sehr eng ist, verletzt die Wespe beim Bestäuben ihre Flügel und stirbt im Fruchtkörper. Die toten Wespen werden beim Heranwachsen der Frucht schließlich von einem Enzym zersetzt. Strenggenommen enthält fast jede Feige also das Abbauprodukt einer Wespe. Diejenigen, die das stört, sollen zu Parthenokarpe-Feigen greifen - diese können sich selbst befruchten.
Gelatine als Klärmittel in Getränken
Gelatine ist ein tierisches Produkt, gewonnen aus Tierknochen, das aufgrund seiner oft unerwarteten Präsenz Veganern und Vegetariern gerne das Leben schwermacht. Während es in den meisten Lebensmitteln jedoch gekennzeichnet ist, sucht man es auf den Etiketten von Saft, Essig, Wein oder anderen Alkoholika jedoch in der Regel vergeblich. Wie der Deutsche Tierschutzbund warnt, wird es jedoch oft als Klärmittel verwendet, das Trübstoffe entfernt und die Getränke klarer aussehen lässt.
Schon gewusst? 10 Fakten über Pfeffer
Auch Eiklar, Milcheiweiß oder sogar die Fischblasen von Stören oder Welsen wird häufig zum Klären von Getränken verwendet. Einige Hersteller sind allerdings schon auf pflanzliche Klärmittel umgestiegen. Bei deutschem Bier kann man sich indes dank des Reinheitsgebots auf eine vegane Zubereitung verlassen - bei Importprodukten gilt dies nicht immer.
Gelatine in Cornflakes und Frühstücksflocken
Auch in Cornflakes oder anderen zuckerüberzogenen Frühstücksflocken kann Gelatine stecken. Zwar ist sie hier gekennzeichnet, doch würden viele sie in den Getreideprodukten schlicht nicht vermuten. Wie unter anderem Peta warnt, wird Gelatine oft als Bindemittel (dann bisweilen unter E441 aufgeführt) verwendet, um den Zucker besser haften zu lassen.
Affenausbeutung für Kokosprodukte
Kokosmilch, Kokossahne oder Kokoswasser gelten als rein vegan, und meist sind sie das auch. Doch wie Peta vor wenigen Jahren aufdeckte, werden in einigen Regionen Thailands für die Kokosernte Affen verwendet. Diese werden dafür der Tierschutzorganisation zufolge in jungem Alter von ihren Artgenossen getrennt, angekettet und misshandelt, damit sie die gewünschte Arbeit verrichten - bis zu 1000 Kokosnüsse müssen die Affen auf diese Weise täglich von den Palmen holen.
Vor allem Kokosprodukte aus Thailand solle man Peta zufolge meiden, um dieses Tierleid zu meiden. In anderen Anbaugebieten wie Brasilien, Kolumbien oder Hawaii würden hingegen keine Affen als Erntehelfer eingesetzt.
Bienenwachs oder Schellack in Kaffee
Die Kaffeebohne ist ein rein pflanzliches Produkt, doch laut EU-Recht ist, ähnlich wie bei Obst und Süßem, auch hier die Verwendung von Bienenwachs und Schellack als Trennmittel zugelassen. Wie das Portal für Lebensmittelklarheit berichtet, ist es zwar unwahrscheinlich, dass in Deutschland verkaufter Kaffee etwas anderes als das pflanzliche Carnaubawachs verwendet. Um auf Nummer sicher zu gehen, könne man sich jedoch beim Hersteller seiner Wahl erkundigen, welches Überzugsmittel verwendet würde. Wer seinen Kaffee im Ausland kauft, sollte sich der EU-Verordnung ebenfalls bewusst sein.
Tierische Inhalte in Margarine
Strenggenommen ist bei Margarine alles gekennzeichnet, was tierischen Ursprungs ist, jedoch so versteckt, dass viele dennoch fälschlicherweise glauben, sie hätten ein veganes Produkt vor sich. Ohnehin galt Margarine lange als vegane Alternative zu Butter. Doch laut Ökotest darf selbst Margarine, die sich "pflanzlich" nennt, per Gesetz bis zu zwei Prozent tierische Fette enthalten.
Die tierischen Inhalte auszumachen ist schwierig, denn unter dem Zusatzstoff E471 verbirgt sich ein Emulgator, der sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs sein kann. Und laut Du und das Tier kann auch das häufig zugesetzte Vitamin D3 sowohl aus Soja oder Raps stammen - oder von Tieren. Bei Margarine sollte man also möglichst auf ein veganes Siegel achten.
Welche Konsequenzen sollen Veganer aus all dem ziehen? Dies muss letztlich natürlich jeder selbst wissen, doch während Peta über derartige Produkte informiert, rät die Tierschutzorganisation auf seiner US-Website, "sich nicht zu sehr darum zu sorgen". "Das Ziel des Veganismus ist es, Tieren zu helfen und ihr Leid zu reduzieren. Dies geschieht, indem man einen Bohnen-Burrito oder Veggie-Burger Hühnerfleisch vorzieht, oder lieber Tofu statt Eiern zu essen, nicht indem man ein andernfalls veganes Lebensmittel ablehnt, weil es 0,001 Gramm Monoglycerid tierischen Ursprungs enthält."
Wer sich dennoch unwohl dabei fühlt, Nahrung mit tierischem Mitwirken zu konsumieren, sollte sich regelmäßig über die Tricks und Kniffe der Lebensmittelindustrie informieren.
Mehr Artikel rund ums Thema Ernährung gibt es hier:
Im Video: Vegane Käsealternativen - Wie gesund sind sie wirklich?