Better Life: Nüsse einweichen? Warum man diesen vermeintlichen Gesundheitstrick lieber lassen sollte
Seit eine US-Ernährungsberaterin vor einigen Jahren auf Instagram dazu riet, Nüsse durch Einweichen noch gesünder zu machen, macht dieser Tipp immer wieder die Runde in den (sozialen) Medien. Doch einigen Experten zufolge kann dieser Tipp mehr schaden als nützen.
Nicht umsonst empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, täglich etwa eine Handvoll Nüsse (rund 25 Gramm) zu essen: Sie sind hervorragende Quellen für pflanzliches Eiweiß, gesunde Fette und noch dazu jede Menge Mineralstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe.
Um sie sogar noch gesünder und bekömmlicher zu machen, wird oft empfohlen, sie für mehrere Stunden oder sogar einen ganzen Tag in Wasser einzuweichen. Hierbei, so die Theorie, würden natürliche Enzymhemmer sowie die oft in Nüssen enthaltene Phytinsäure herausgewaschen werden. Diese würde die Nüsse zwar haltbarer machen, beim Menschen hingegen die Aufnahme wichtiger Mineralstoffe und Spurenelemente erschweren.
Publik gemacht hatte diese Theorie vor einigen Jahren die US-amerikanische Fitnesstrainerin und Ernährungsberaterin Simran Khosla, die auf Instagram dazu riet, Nüsse vor dem Verzehr zwischen acht und 24 Stunden einzuweichen. Seitdem hat sich der vermeintliche Gesundheitstipp auch bei uns verbreitet. Doch nicht nur ist dessen Wirkung nicht wissenschaftlich belegt - es gibt einige Experten, die aus mehreren Gründen konkret davon abraten.
Einweichen von Nüssen entfernt Phytinsäure nicht - wohl aber andere Nährstoffe
Wie die Molekularbiologin Dr. Sabine Paul auf ihrer Website schreibt, kann Phytinsäure tatsächlich während der Magen-Darm-Passage die Aufnahme von Mineralstoffen und essenziellen Spurenelementen stören - allerdings habe sie mehreren Studien zufolge jedoch auch positive Eigenschaften wie antioxidative, tumorhemmende und Osteoporose-vorbeugende Effekte. Zudem kann sie zur Verhinderung der Bildung von Nierensteinen beitragen und Harnsäuregehalt sowie Blutzuckerspiegel im Körper positiv beeinflussen.
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Vor allem weist sie jedoch auf Studien hin, bei denen eine Reduktion von Phytinsäure durch Einweichen zwar in Hülsenfrüchten nachgewiesen werden konnte, nicht jedoch in Nüssen. In bestimmten Nüssen würde der Phytinsäure-Spiegel sogar noch um bis zu zehn Prozent steigen.
Wer zudem seine Aufnahme von Mineralstoffen erhöhen will, erreiche mit dem Einweichen von Nüssen vor dem Verzehr glatt das Gegenteil, denn hierbei würden auch wichtige Nährstoffe wie Kalzium, Eisen, Magnesium, Phosphor, Kalium oder Zink im Wasser landen. Dies gelte vor allem dann, wenn gehackte Nüsse eingeweicht werden.
Nüsse einweichen: Hygienebedenken
Auch die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass die Mineralstoffaufnahme nicht allein von Phytinsäure abhängt, sondern von diversen anderen bioaktiven Stoffen. Zudem macht sie auf einen weiteren Nachteil vom langen Einweichen von Lebensmitteln aufmerksam: hierbei könne eine mögliche Keimbelastung entstehen.
Wer also weiterhin darauf besteht, seine Nüsse einzuweichen, sollte das Wasser auf Rat der Verbraucherschutzorganisation regelmäßig austauschen und die Nüsse vor dem Verzehr noch einmal gründlich abspülen. Besser ist es jedoch, die Prozedur einfach zu überspringen und Nüsse pur und unverwässert zu genießen.
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