Better Life: Was man über Ohrenprobleme im Flugzeug wissen muss und was hilft
Viele kennen es von Flugreisen: Beim Starten und Landen gehen die Ohren mal länger, mal kürzer zu. Das ist bereits unangenehm genug. Doch was ist, wenn der Druck auf den Ohren nach dem Flug nicht weggeht? Fünf Fakten und Tipps rund um Ohrenprobleme beim Fliegen.
Die sehr schnellen Druckveränderungen beim Fliegen in Flugzeugen führen zu einem Phänomen, das wir wohl alle kennen: Die Ohren gehen zu. Vor allem beim Starten und Landen treten diese Druckveränderungen auf, denn in diesen beiden Phasen überwindet das Flugzeug große Höhenunterschiede. Die Reaktion und die Intensität, mit der sich in Folge dessen die Ohren schließen, ist von Person zu Person unterschiedlich. Das Druckgefühl kann jedenfalls ziemlich unangenehm sein – und unterschiedlich lange anhalten.
Ebenfalls ein gelegentliches Problem auf Flugreisen: Was tun bei Nasenbluten?
Bei einigen kann sich temporär sogar die Hörwahrnehmung während der Reise verändern. Reisende hören dann alles etwas dumpfer. Ohrenschmerzen sind die Folge. Wir erklären das Phänomen und liefern Hilfestellungen, wie du vorbeugen und was du gegen die Ohrenschmerzen tun kannst.
1. Was passiert, wenn das Ohr zugeht?
Das sogenannte Flugzeugohr ist ein Zustand, der durch einen Luftdruckunterschied zwischen dem Innenohr – oder exakter: in der dort gelegenen Paukenhöhle – und der Umgebung während einer Flugreise verursacht wird. Der Schmerz oder der Stress, den man am Ohr spürt, kommt im Grunde von einem fehlenden Gleichgewicht zwischen dem Luftdruck im Ohr und dem in der Kabine. Wenn das Flugzeug sinkt, erhöht sich der Druck in der Kabine. Betroffene haben dann das Gefühl, dass die Ohren zugehen.
Die luftgefüllte Paukenhöhle liegt direkt hinter dem Trommelfell. Sie ist über die schlauchartige Eustachische Röhre (auch Ohrtrompete genannt) mit dem Nasenrachenraum verbunden. Die meiste Zeit ist die Eustachische Röhre verschlossen. Sie kann sich aber kurz öffnen, um Luft einzulassen und damit den Druck auszugleichen. Passiert das nicht, gehen die Ohren "zu".
Fachbegriffe für den Zustand sind "Barotrauma", "Barotitis media" und "Aerotitis media". Er tritt typischerweise während des Starts oder der Landung auf und verursacht Unbehagen und Schmerzen in den Ohren. Die Druckveränderungen können dazu führen, dass das Trommelfell gedehnt wird oder, in seltenen Fällen, sogar reißt. Das verursacht Schmerzen, die sich als verstopfte oder pochende Ohren äußern können.
Bestimmte Faktoren wie verstopfte Nasennebenhöhlen, Atemwegsinfektionen oder Allergien können die Symptome verschlimmern. Teile des Ohrs funktionieren nicht so gut, wenn man zum Beispiel eine verstopfte Nase hat.
2. Was du tun kannst, wenn deine Ohren zu sind
Gähnen, schlucken, kauen oder den Mund weit aufmachen: Das sind die einfachsten und bekanntesten kurzfristigen Maßnahmen, die du treffen kannst, wenn deine Ohren während oder noch nach dem Flug zugefallen sind. Auch Schnäuzen kann helfen. Ziel all dieser Bewegungen ist es, dass sich die Eustachische Röhre kurz öffnet und den Druck ausgleicht. Vorbeugende Maßnahmen wie Kaugummi kauen oder Bonbons lutschen beim Starten oder Landen sollen ebenso helfen wie Lutschtabletten, weil sie mehr Speichelfluss verursachen, was zu häufigerem Schlucken führt. Auch einfaches Trinken wird empfohlen.
Falls diese Maßnahmen keine Besserung herbeiführen und den Druck in den Ohren nicht ausgleichen und die Symptome lindern, gibt es andere Möglichkeiten, die du ausprobieren kannst. Das sogenannte Valsalva-Manöver, bei dem man sich die Nase zuhält und sanft pustet, während man den Mund geschlossen hält, ist eine der bekanntesten Maßnahmen. So kann es gelingen, Luft über den Nasenrachenraum in die Eustachische Röhre zu pressen und einen Druckausgleich zu erzeugen. Öffnet sich die Eustachische Röhre dabei und lässt Luft hinein, ist häufig ein Knacken oder Ploppen zu hören.
3. Vorbeugende Maßnahmen gegen den Druck
Zur Vorbeugung von beispielsweise Ohrenentzündungen auf Flugreisen können vor und während des Fluges Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Vermeide etwa übermäßigen Alkoholkonsum, trinke stattdessen viel Wasser. Zudem solltest du während des Starts und der Landung nicht einschlafen.
Wer vorher bereits unter Erkältungssymptomen wie einer verstopften Nase leidet, für den ist die Verbesserung der Nasenfunktion der Schlüssel zur Verbesserung der Ohrenfunktion. Abschwellende Mittel können helfen. Pseudoephedrin kann oral eingenommen werden, hat aber einige Nebenwirkungen, die beachtet werden müssen. Abschwellende Mittel wie Oxymetazolin und Phenylephrin können wirksam sein und haben weniger Nebenwirkungen. Die richtige Anwendung und Dosierung sollten aber vorher nachgelesen werden, damit die Wirkung des Medikaments nicht vor der Landung des Flugzeugs nachlässt.
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Eine andere Möglichkeit, das Flugzeugohr zu vermeiden, ist das Tragen spezieller Ohrstöpsel während des Sinkflugs. Diese Ohrstöpsel enthalten einen Keramikfilter, und da Keramik porös ist, lässt es ein wenig Luft durch, sodass die Ohren mehr Zeit haben, den Druck auszugleichen. Im Grunde genommen helfen die Ohrstöpsel also, indem sie die Druckveränderung verlangsamen und den Ohren mehr Zeit geben, sich an die Veränderung anzupassen.
4. Was, wenn der Druck nach Flugende bestehen bleibt?
Wenn sich die Eustachische Röhre nicht öffnet, weil der Kabinendruck während des Sinkflugs ansteigt, beginnt der Druck im Mittelohr zu sinken. Das Trommelfell wird angesaugt, und die Dehnung verursacht Schmerzen. Das Mittelohr kann sich mit Flüssigkeit füllen, sodass es zu einem vorübergehenden Hörverlust kommt.
In der Regel öffnet sich die Eustachische Röhre irgendwann wieder und die Flüssigkeit verschwindet, aber das kann Stunden bis Tage und manchmal Wochen dauern. Leider gibt es keine Medikamente, die die Genesung beschleunigen können, aber sanftes Schnäuzen kann der Eustachischen Röhre helfen, sich schneller zu öffnen.
Wenn die Schmerzen noch lange nach der Landung anhalten oder du Probleme mit dem Hören hast, solltest du einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um die beste Vorgehensweise zu bestimmen.
5. Was für Kinder gilt
Vor allem kleine Kinder haben es beim Fliegen schwer, da ihre Gehörgänge viel kleiner sind. Expert*innen empfehlen daher: Babys ab fünf Monaten können kurze Flugreisen bis zu drei Stunden bestreiten. Generell sollten Kinder beim Start und bei der Landung zudem wach sein, denn der Druckausgleich in den Gehörgängen gelingt aktiv besser. Bei sehr kleinen Kindern wird beispielsweise das Saugen am Schnuller, der Flasche oder an der Brust beim Stillen empfohlen – dabei wird der Hals-Nasen-Ohrenbereich belüftet.
Sogar wenn Kinder während der Start- und Landephase weinen, erleichtert dies die Anpassung des Ohres. Bei älteren Kindern helfen die in Punkt zwei beschriebenen Alltagstipps.
Des Weiteren raten Ärzt*innen, bei Kleinkindern auf ausreichen Flüssigkeitszunahme zu achten, um die trockenen Kabinenluft auszugleichen. Gegen das Austrocknen der Nasenschleimhäute sollten zudem Nasentropfen als 0,9 prozentige Kochsalzlösung mit ins Handgepäck.
Bei erkältenden Kindern sollten Eltern den Kinder- und Jugendarzt um Rat fragen. Neben den Nasenschleimhäuten sind hier häufig auch die Schleimhäute in den engen Verbindungsgängen zwischen Nasenhöhle, Nebenhöhlen und Mittelohr zugeschwollen.
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