Experten()Wissen: Was tun bei Nasenbluten?
Fachärztin für HNO-Heilkunde im exklusiven Interview
Es beginnt mit einem unangenehmen Gefühl in der Nase und dann geht es auch schon direkt los – Nasenbluten kommt in den häufigsten Fällen völlig unerwartet und ist in jedem Fall kein vergnügliches Erlebnis. Die Gründe für Nasenbluten sind vielfältig: Trockene Heizungsluft, das falsche Nasenspray und verschiedene andere Ursachen können es auslösen.
Doch wie reagiert man am besten, wenn Blut aus der Nase läuft? Was ist "normal" und wann sollte man besser ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen? Das erklärt Dr. med. Jana Marschner, Fachärztin für HNO-Heilkunde, plastische Operationen und Schlafdiagnostik, im Interview mit Yahoo Life.
Yahoo Life: Was passiert eigentlich, wenn wir Nasenbluten haben?
Dr. med. Jana Marschner: Beim Nasenbluten platzen in der Regel kleine Gefäße im Bereich der Nasenschleimhaut. Auch Verletzungen, etwa wenn wir in der Nase bohren, Unfälle und Entzündungen können Nasenbluten verursachen. Dabei wird die Schleimhaut verletzt und die kleinen Blutgefäße in der Schleimhaut platzen auf.
Yahoo Life: Was begünstigt die Entstehung von Nasenbluten?
Dr. med. Jana Marschner: Es gibt drei Hauptfaktoren, die Nasenbluten begünstigen: Zum einen eine trockene Nasenschleimhaut. Diese kann zum Beispiel durch die Trinkmenge beeinflusst werden oder durch die Einnahme austrocknender Nasensprays. Ein weiterer Faktor ist eine Drucksteigerung in den kleinen Nasenäderchen oder eine Erweiterung dieser. Das entsteht häufig durch Entzündungen wie Schnupfen oder Heuschnupfen, hohen Blutdruck oder pressorische Ereignisse wie schweres Heben oder den Toilettengang. In der Folge platzen die Äderchen und man bekommt Nasenbluten. Außerdem begünstigen Blutgerinnungsstörungen die Entstehung von Nasenbluten. Diese können angeboren sein oder durch Tabletteneinnahme entstehen. Wenn einer oder mehrere dieser Faktoren vorliegen, hat man ein relativ hohes Risiko Nasenbluten zu bekommen.
Yahoo Life: In wie viel Prozent der Fälle ist Nasenbluten ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung? Und was steckt ansonsten dahinter?
Dr. med. Jana Marschner: Genaue Prozentangaben sind schwer möglich, da viele Patient*innen mit Nasenbluten keinen Arzt aufsuchen und somit auch nicht alle Fälle erfasst werden. In der Regel trifft man in der Praxis oder Klinik eher auf Menschen mit schwer stillbarem oder wiederholtem Nasenbluten. In der Mehrzahl der Fälle ist Nasenbluten harmlos. Nur sehr selten stecken ernsthafte Erkrankungen dahinter. Die häufigste "ernsthafte" Erkrankung ist ein hoher Blutdruck. Auch Traumata, wie eine Nasenprellung oder ein Bruch, oder seltene Erkrankungen wie ein Morbus Osler, Morbus Wegener oder Tumore können ursächlich für Nasenbluten sein.
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Yahoo Life: Gibt es auch Medikamente, die Nasenbluten auslösen können?
Dr. med. Jana Marschner: Ja, Medikamente zur Blutverdünnung wie ASS (Acetylsalicylsäure), Arzneistoffe zur Hemmung der plasmatischen Blutgerinnung, wie Falithrom/Cumarine, oder moderne Antikoagulanzien, wie Falithrom/Cumarine, also Medikamente, die bewirken, dass Blut langsamer gerinnt, erhöhen das Risiko für Nasenbluten. Außerdem kann ein chronischer Gebrauch abschwellender Nasentropfen oder kortisonhaltiger Nasensprays zu trockener und verletzlicher Nasenschleimhaut und somit auch zu Nasenbluten führen.
Yahoo Life: Kann Stress Nasenbluten verursachen? Wie kommt es dazu?
Dr. med. Jana Marschner: Bei Stress werden körpereigene Hormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, welche zur Erhöhung des Blutdrucks und zur Weitstellung der kleinen Äderchen führen. Dadurch steigt das Risiko, Nasenbluten zu bekommen.
Yahoo Life: Wie stoppe ich Nasenbluten am besten? Gibt es wirksame Hausmittel?
Dr. med. Jana Marschner: Am besten ist es, zunächst einmal Ruhe zu bewahren. Bei Panik steigt der Blutdruck und somit kann auch die Nase schlimmer bluten. Dann sollte man die Nasenflügel mit zwei Fingern für 5 Minuten fest zusammendrücken, einen kalten Lappen oder Kühlakku in den Nacken legen und sich leicht nach vorn gebeugt setzen. Am besten über das Waschbecken oder einen kleinen Eimer, in den das Blut laufen kann. Wenn die Blutung dann gestoppt ist, sollte man auf keinen Fall die Nase stark ausputzen oder schnauben, auch keine Taschentücher oder Watte in die Nase stecken. Man sollte auf alles, was einen "roten Kopf" macht, verzichten. Also auf heiß duschen, Sport oder schweres Heben. Am besten pflegt man danach die Nasenschleimhaut für einige Tage mit einem befeuchtendem Meerwasserspray mit Panthenol und einer Panthenol-Nasensalbe.
Yahoo Life: Was sollte ich auf keinen Fall tun, wenn ich Nasenbluten habe? Vielleicht gibt es einen weit verbreiteten Irrglauben zum Thema, den Sie gerne aufklären würden?
Dr. med. Jana Marschner: Häufig legen Menschen den Kopf in den Nacken, wenn die Nase blutet – davon kann ich nur abraten, da das Blut dann in den Rachen läuft, verschluckt wird und starke Übelkeit sowie Erbrechen verursachen kann. Auch das Ausstopfen der Nase mit zusammengerollten Taschentüchern oder Küchenpapier ist nicht sinnvoll, da diese beim Entfernen oft den frisch gebildeten Schorf wieder mit abreißen und die Nase dann erneut anfängt zu bluten. Oft wird die Nasenschleimhaut auch beim Einschieben der Papierröllchen verletzt und es entstehen zusätzliche Blutungsquellen.
Yahoo Life: Gibt es eine Faustregel - bis zu welchem Moment ist Nasenbluten harmlos und wann sollte ich lieber ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen?
Dr. med. Jana Marschner: Wenn die Nase nur kurzzeitig und einseitig blutet und die Blutung durch Zusammendrücken der Nasenflügel für fünf Minuten und einen kalten Lappen im Nacken zum Stehen kommt, muss man nicht zum Arzt. Blutet die Nase jedoch wiederholt sehr stark oder kommt Blut aus beiden Nasenlöchern und läuft eventuell noch im Rachen nach unten, sollte man ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Auch wenn man blutverdünnende Medikamente nimmt oder unter Bluthochdruck leidet und darunter Nasenbluten auftritt, ist es wichtig ärztliches Fachpersonal aufzusuchen, das die Medikation eventuell anpassen muss.
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Yahoo Life: Ab wann kann starkes Nasenbluten gefährlich werden?
Dr. med. Jana Marschner: Wenn die Nase mehr als 5 Minuten sehr heftig blutet und auch Blut den Rachen hinunterläuft, ist ärztliche Hilfe angesagt. Es droht hier nicht nur ein starker Blutverlust. Womöglich gelangt auch Blut in die Luftröhre. Das kann gefährlich werden. Hier ist es auch indiziert, einen Rettungsdienst zu rufen. Oft ist dann eine Verödung größerer geplatzter Blutgefäße oder auch eine Einstellung des Blutdrucks notwendig.
Yahoo Life: Wie kann ich Nasenbluten vorbeugen? Welche wirksamen Hausmittel zur Nasenpflege können Sie empfehlen?
Dr. med. Jana Marschner: Sinnvoll ist es, ausreichend zu trinken, um die Schleimhaut schön feucht und geschmeidig zu halten. Wenn man merkt, dass die Nasenschleimhaut trocken ist, zum Beispiel, weil sich Krusten und Borken bilden, kann man ein Meerwasserpflegespray mit Panthenol oder Hyaluronsäure-Zusatz mehrmals täglich verwenden. Diese Pflegemittel gibt es in Apotheken und Drogeriemärkten. Auch eine intensive Schleimhautpflege mit Panthenol-Nasensalbe in der Nacht bietet sich an. Wenn man viel in staubiger oder belasteter Umgebung ist, kann am Abend auch eine Nasendusche mit Meersalz reinigend und pflegend wirken und Borkenbildung vorbeugen.
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Yahoo Life: Nasenbluten bei Kindern oder Schwangeren – was sollte man darüber wissen?
Dr. med. Jana Marschner: Kinder haben gelegentlich Nasenbluten durch Unfälle, Einstecken von Fremdkörpern in die Nase oder auch während Wachstumsschüben. Dabei wächst der Nasenknorpel in Schüben sehr schnell und es kommt zur Spannung der darüberliegenden Schleimhaut, welche dann einreißen kann. In der Regel ist Nasenbluten bei Kindern harmlos und lässt sich ebenfalls mit Nackenkühlung, Kompression der Nasenflügel und anschließender Nasenpflege mit panthenolhaltiger Nasensalbe behandeln.
Bei Schwangeren kommt es durch die hormonelle Umstellung generell zu einer verbesserten Durchblutung der Schleimhaut im Körper. Das kann oft zu einem Gefühl der verstopften Nase führen, aber auch das Risiko für Nasenbluten erhöhen. Dazu kann es gerade im letzten Drittel der Schwangerschaft auch zu Bluthochdruck kommen, der sich durch Nasenbluten äußern kann und dringend abgeklärt werden muss. Auf jeden Fall sollten Schwangere keine abschwellenden Nasentropfen nehmen, da diese Wehen auslösen können. Eine Pflege mit Panthenol oder Meerwasserspray ist aber möglich.
Unsere Expertin Dr. med. Jana Marschner
Dr. med. Jana Marschner ist Fachärztin für HNO-Heilkunde, plastische Operationen und Schlafdiagnostik. Sie war unter anderem als Oberärztin für HNO-Heilkunde am Elblandklinikum Riesa und als Oberärztin für HNO-Heilkunde am Sana Klinikum Leipziger Land tätig. Seit 2022 praktiziert sie in einer HNO-Gemeinschaftspraxis in Leipzig.
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