Better Life: Was sind sekundäre Pflanzenstoffe - und wie sinnvoll sind Nahrungsergänzungsmittel damit?
Viele pflanzliche Lebensmittel sind bunt, wohlriechend und aromatisch. Das verdanken sie den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen, Farb-, Duft- und Aromastoffe, die neben Vitaminen, Mineralstoffen und Co. zwar nur in geringerer Menge vorhanden sind, aber trotzdem wichtige Aufgaben erfüllen - und auch einige gesundheitliche Vorteile mit sich bringen könnten.
Wohl jeder kennt den markanten Geruch von Knoblauch oder Pfefferminze, die leuchtenden Farben von frischen Tomaten oder Kirschen und den intensiven Geschmack von Kümmel oder Senf. Hinter all dem stecken die sekundären Pflanzenstoffen, die Obst und Gemüse Geruch, Aussehen und Geschmack verleihen. Mittlerweile sind etwa 100.000 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe bekannt, wobei etwa 10.000 in der menschlichen Nahrung vorkommen, wie die Verbraucherzentrale Bayern berichtet.
Zu den wichtigsten sekundären Pflanzenstoff-Gruppen zählen:
Carotinoide (gelbe, orange oder rote Farbstoffe z.B. in Möhren, Kürbis, Tomate)
Flavonoide (hellgelbe, rote, blaue Obst- und Gemüsesorten wie Äpfel, Beeren, grüner/schwarzer Tee)
Glucosinolate (in Kohl, Sauerkraut, Senf)
Monoterpene (Zitrusfrüchte, Minze, ätherische Öle)
Phenolsäuren (Kaffee, Tee, Weizenvollkornprodukte)
Phytoöstrogene (Leinsamen, Vollkorngetreide, Weizenkleie)
Phytosterine (Nüsse, Hülsenfrüchte, Soja)
Saponine (Hafer, Spargel, Lakritz)
Sulfide (in Zwiebeln, Knoblauch, Schnittlauch)
Wie gesund sind sekundäre Pflanzenstoffe?
Die Forschung zu sekundäre Pflanzenstoffen befindet sich noch ganz am Anfang, wissenschaftliche Studien beziehen sich in der Regel auf Laborversuche an Zellkulturen und Tierstudien. Aus diesem Grund kann noch nicht gänzlich gesagt werden, welche Effekte sie auf den menschlichen Körper haben und in wie weit sie für unsere Ernährung wichtig sind. Aber in Beobachtungsstudien konnten bereits einige gesundheitsfördernde Effekte festgestellt werden.
#FragederWoche: Was sind #SekundärePflanzenstoffe? #Carotinoide, #Flavonole, #Anthocyane - Sekundären Pflanzenstoffe kommen natürlicherweise in #Obst und #Gemüse vor und haben neben einer Schutzfunktion vor allem Einfluss auf Farbe und Geschmack ➡️ https://t.co/6CWUm96Z3Q pic.twitter.com/DDstRYbMcI
— BZfE (@bzfe_de) June 18, 2021
So fangen Carotinoide als Antioxidanzien beispielsweise freie Radikale ab, die, wenn im Übermaß vorhanden, Zellen und das Erbgut schädigen können. Dadurch könnten sie vermutlich vor Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Zudem wird angenommen, dass sie Entzündungen hemmen, das Immunsystem stärken und das Risiko für eine altersbedingte Augenerkrankung, die Makuladegeneration, senken.
Flavonoide sollen positiv auf die Blutgefäße wirken, den Blutdruck senken und insgesamt dabei helfen, vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Arteriosklerose zu schützen, während Glukosinolate und Phytosterine das Risiko für Krebserkrankungen verringern sollen.
Allerdings muss zu diesen Ergebnissen dazu gesagt werden, dass bei den Beobachtungsstudien immer die herkömmlichen Lebensmittel verwendet wurden und keine isolierten einzelnen Stoffe, dass heißt, es kann nicht gesagt werden, in wie weit der gesundheitsfördernde Effekt nur auf die jeweiligen sekundären Pflanzenstoffe zurückzuführen ist.
Wie nimmt man sekundäre Pflanzenstoffe am besten zu sich?
Aus diesem Grund lohnt es sich öfter zu frischen Lebensmitteln zu greifen. Weiter empfiehlt die Verbraucherzentrale, um in den Genuss der gesundheitlichen Vorteile zu kommen, "möglichst farbig" zu essen und die die ganze Vielfalt an pflanzlichen Lebensmitteln zu nutzen.
Zudem finden sich sekundäre Pflanzenstoffe oft in den Randschichten, dass heißt Gemüse und Obst sollte man nur schälen, wenn es wirklich nötig ist. Die Verbraucherschützer empfehlen auch Nüsse und Samen in den Speiseplan zu integrieren, genauso wie Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Kräuter und Gewürze.
Auch, wenn manche Pflanzenstoffe hitzeempfindlich sind, gibt es andere, wie Lykopin, die sich bei der Verarbeitung von Tomaten zu Ketchup oder Tomatenmark vermehren, so dass es Sinn macht zwischen Rohkost und gegarten Menüs zu variieren.
Wie sinnvoll sind Nahrungsergänzungsmittel?
Was aber ist mit Nahrungsergänzungsmitteln, die damit werben mit einzelnen, isolierten Pflanzenstoffen die Gesundheit gezielt zu fördern? Wie bereits geschildert, beziehen sich die positiven Ergebnisse der bisherigen Studien ausschließlich auf die herkömmlichen Lebensmittel und nicht auf die daraus isolierten Stoffe beziehungsweise Extrakte.
Bei einer Untersuchung der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) zu der Wirkung einiger isolierter sekundärer Pflanzenstoffe kam ganz im Gegenteil heraus, dass bei den meisten Stoffen keine wissenschaftlichen Beweise für positiven Nutzen festgestellt wurden, nimmt man sie alleine zu sich. Nahrungsergänzungsmittel mit isolierten Pflanzenstoffen sind somit keine Alternative zu frischen Lebensmitteln.
Ferner weist die Verbraucherzentrale auf eine mögliche Gefahr bei der Einnahme dieser Mittel hin: Manche sekundäre Pflanzenstoffe (wie Nikotin oder Blausäure) können giftig für den Körper sein, andere (THC) wirken berauschend, wieder andere (Beta-Carotin) haben ab einer bestimmten Dosis Nebenwirkungen.
Aus diesem Grund sollte man stets die Verzehrsempfehlung des Herstellers beachten, die Nahrungsergänzungsmittel nicht dauerhaft einnehmen, bei Produkten aus dem Nicht-EU-Ausland oder dem Internet besonders kritisch sein und sich zusätzlich über mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten informieren. Im Zweifel sollte man sich stets ärztlichen Rat holen, sich an eine*n Apotheker*in oder an die Verbraucherzentrale wenden.
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