Crazy Christmas: Die verrücktesten Traditionen aus aller Welt

Der geputzte Stiefel in der Nikolausnacht, ein hoffentlich gefüllter Adventskalender und natürlich leckerer Panettone – oder doch lieber Bûche de Noël? Viele Traditionen, die an Weihnachten rund um den Globus gefeiert werden, haben sich im Laufe der Jahre auch in anderen als ihren Ursprungsländern etabliert. Einige jedoch bleiben offenbar Geheimtipps! In welchem Land man einander am Weihnachtstag besser „Hals- und Beinbruch“ wünschen sollte, wo es praktisch unmöglich ist, die Wohnung am Festtag noch mal durchzufegen und wo ein Baumstamm, naja, zum Durchfall gebracht werden soll: Diese Länder haben die verrücktesten Weihnachtstraditionen!

Von der Tradition, sich als Weihnachtsbaum zu verkleiden, haben wir noch nichts gehört. Doch andere Sitten sind nicht weniger seltsam. (Bild: Getty Images)
Von der Tradition, sich als Weihnachtsbaum zu verkleiden, haben wir noch nichts gehört. Doch andere Sitten sind nicht weniger seltsam. (Bild: Getty Images)

Nur nicht hinfallen! In der venezolanischen Hauptstadt Caracas geht’s an Heiligabend natürlich in den Gottesdienst – auf Rollschuhen! Sogar die Straßen werden während dieser Zeit für Autos gesperrt, damit die Rollerblader sicher zur Kirche und auch wieder nach Hause rollen können. Dort angekommen, wartet eine köstliche Belohnung auf die Sportskanonen: Tamales – gedämpfte, mit Fleisch gefüllte Maisteigrollen.

In Norwegen wird man an Weihnachten garantiert keine Besen im Haus finden. (Bild: Getty Images)
In Norwegen wird man an Weihnachten garantiert keine Besen im Haus finden. (Bild: Getty Images)

Keine Zeit, um noch mal schnell durchzufegen – und auch kein Equipment! In Norwegen werden zu Weihnachten nämlich traditionell die Haushaltsbesen der Familie versteckt. Warum? Hexen und böse Geister fallen an Heiligabend in denjenigen Haushalten ein, die über Besen verfügen, um die bei ihnen so beliebten Transportmittel zu klauen. Dann lieber Krümel auf dem Boden!

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Für unverheiratete Ungarinnen beginnt Weihnachten besonders schön: Am 13. Dezember, dem Luzien-Tag, der die Weihnachtszeit offiziell einläutet, sollen sie nämlich nicht arbeiten, damit (ja, wirklich!) die Hühner im Stall mehr Eier legen.

Stattdessen sollen sie sich mit Gleichgesinnten treffen und nach dem gemeinsamem Bleigießen 13 Zettel mit 13 Männernamen beschriften, von denen sie bis Weihnachten jeden Tag einen wegwerfen. Nach Weihnachten schließlich enthüllt sich auf dem letzten verbleibenden Zettel, wer der künftige Ehemann sein wird. Partnersuche mal anders!

Größere Julböcke werden besonders in Skandinavien in der Weihnachtszeit auf den zentralen Plätzen der Städte errichtet. (Bild: Getty Images)
Größere Julböcke werden besonders in Skandinavien in der Weihnachtszeit auf den zentralen Plätzen der Städte errichtet. (Bild: Getty Images)

Im schwedischen Gävle hat sich seit den 1960ern eine „Tradition in der Tradition“ entwickelt: Der Julbock, eine überdimensionale Ziegenbockfigur aus Stroh, gilt als Weihnachtssymbol der germanischen Religionen und wird besonders in Skandinavien in der Weihnachtszeit auf den zentralen Plätzen der Städte errichtet. Der Julbock von Gävle steht allerdings traditionell in Gefahr: Denn immer wieder gibt es Versuche ihn niederzubrennen. Seit seinem Bestehen 1966 wurde er schon fast 30 Mal erfolgreich angezündet – zuletzt 2016.

Die zwei Wochen vor Weihnachten sind in Island besonders spannend: Denn dann wird die Insel Tag für Tag von 13 schelmischen Trollen heimgesucht. Die Kinder stellen abends ihre Schuhe ans Fenster, damit die so genannten Jólasveinar nachts Geschenke hineinstecken. Natürlich gibt’s die nur für die braven Kinder – die unartigen finden morgens faule Kartoffeln in ihren Stiefeln.

Die Jólasveinar sind übrigens keine bösen, sondern eher freche Gestalten, die gerne Streiche spielen – darauf deuten schon ihre Namen hin, als da wären zum Beispiel Stekkjastaur (Schafschreck), Þvörusleikir (Kellenlecker), Pottaskefill (Töpfekratzer), Askasleikir (Suppenschlürfer), Hurðaskellir (Türenknaller), Skyrgámur (Quarkfresser), Bjúgnakrækir (Würstchenklauer), Gluggagægir (Fenstergucker) und Kertasníkir (Kerzenschnorrer).

Die Weihnachtstradition in Finnland klingt dagegen fast alltäglich: Die Finnen gehen nach einer Portion Reispudding nämlich ganz einfach in die Sauna, da sie unter anderem glauben, dass auch die Verstorbenen der Familie dort anwesend sind. Nach dem gemeinsamen weihnachtlichen Schwitzen wird dann auf Weihnachtsmann gewartet. Letzterer ist in Finnland übrigens nie der verkleidete Großvater, sondern ein echter Profi und bei einem Unternehmen angestellt, das seine Einnahmen zum Beispiel an lokale Fußballvereine spendet.

Gute Frage: Warum schmücken wir an Weihnachten eigentlich Bäume?

So traditionell katholisch die Philippinen auch sind, an Weihnachten hat sich eine echt moderne Tradition, bestehend aus Karaoke und Mottoparty, etabliert. Wie bitte, eine Mottoparty? Ganz genau und nach dem gemeinsamen Genuss von philippinischen Speisen und ein paar Songs wird das beste Kostüm innerhalb der Großfamilie sogar prämiert.

Vor Weihnachten werden die Baumstämme gepflegt und symbolisch mit Süßigkeiten „gefüttert“. (Bild: Getty Images)
Vor Weihnachten werden die Baumstämme gepflegt und symbolisch mit Süßigkeiten „gefüttert“. (Bild: Getty Images)

Der im spanischen Katalonien gebräuchliche „Caga Tió“ macht einen sehr netten Eindruck: Der Baumstamm ist mit zwei Beinen dekoriert und mit einem lächelnden Gesicht und einer roten Kappe geschmückt. Vor Weihnachten wird er zwei Wochen lang umhegt und gepflegt und symbolisch mit Süßigkeiten „gefüttert“, damit er ordentlich zunimmt und groß wird, außerdem wird er immer mit einer Decke zugedeckt, damit er sich nicht erkältet.

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Umso gemeiner also, dass an Heiligabend die Kinder mit einem Knüppel auf den Baumstamm einschlagen dürfen, begleitet von Gesängen wie „Caga, tió, caga“ („Kack, Holzklotz, kack“), bis der Baumstamm sich unter der Decke schließlich „erleichtert“ und kleine Geschenke hergibt. Im Katalanischen gibt es übrigens auch die Tradition des „Caganers“, des „Scheißers“, eine Krippenfigur, die sich mit heruntergelassenen Hosen im Umfeld der Jesusfamilie erleichtert. Eine Erklärung hierfür gibt es nicht, es wird allerdings vermutet, dass die Figur sinnbildlich für den Kreislauf der Natur steht.

In Japan sind vor allem Shinto und Buddhismus verbreitet, nicht mal drei Prozent der Japaner sind Christen. Dennoch haben sich viele Weihnachtstraditionen in Ostasien etabliert (z.B. europäisch angehauchte Weihnachtsmärkte) und neue sind entstanden – besonders kulinarischer Art: So wird als „Christmas Cake“ ein Erdbeer-Shortcake gehandelt, der allerdings auch zu Geburtstagen gereicht wird. Die internationale Dinner-Tradition der Weihnachtsgänse haben die Japaner sehr pragmatisch adaptiert: Sie essen einfach bei Kentucky Fried Chicken. Die Fastfood-Kette ist an Weihnachten besonders gut besucht und hat über die Jahre hinweg sogar ein eigenes Weihnachtsdinner-Menü entwickelt.

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So verrückt und modern viele Traditionen auch scheinen, in vielen Bräuchen zeigt sich, dass Weihnachten eben doch das Fest der Liebe und Nächstenliebe ist und bleibt: In Portugal wird zum Beispiel an Weihnachten der Esstisch nach dem Genuss von Bacalhau und Königskuchen nicht abgeräumt, damit auch die verstorbenen Familienmitglieder etwas zu essen haben. In den USA stellt man dem fleißigen Weihnachtsmann einen Teller Kekse und Milch hin. In Italien bringt Befana, eine freundliche Hexe, die auf der Suche nach dem Jesuskind ist, den braven Kindern in der Nacht vor dem 6. Januar Süßigkeiten. In manchen Regionen Indien wird Weihnachten mit Weihnachtsbaum (meist ein Mangobaum) gefeiert und dem Familienoberhaupt eine Zitrone als Zeichen der Ehrerbietung geschenkt. Und die britische Tradition der Mistelzweige wollen wir nicht vergessen: Schließlich kann man nirgendwo sonst so ungestört weihnachtliche Liebesbeweise austauschen.