Gravierender als PMS: Das verursacht die Prämenstruelle Dysphorie (PMDS)

Das prämenstruelle Syndrom (PMS) tritt kurz vor der Periode auf und geht oft mit Kopf-, Unterleibs-, oder Brustschmerzen und Stimmungsschwankungen einher. Bei der prämenstruellen Dysphorie (PMDS) sind die Symptome noch stärker ausgeprägt. Doch neue Erkenntnisse könnten die Behandlung verbessern.

Eine Studie liefert neue Erkenntnisse zu PMDS. (Bild: Getty Images)
Eine Studie liefert neue Erkenntnisse zu PMDS. (Bild: Getty Images)

Rund jede vierte Menstruierende ist vom prämenstruellen Syndrom betroffen, das die Tage kurz vor dem Einsetzen der Periode ziemlich unangenehm machen kann. Die Brüste spannen oder tun weh, der Kopf brummt, Rücken, Gelenke und Unterleib schmerzen, die Stimmung schwankt zwischen Aggressivität und Traurigkeit, der Schlaf bleibt aus und immer wieder kann auch der Heißhunger zuschlagen.

All das sind nur einige der Symptome von PMS, dessen drastischere und weniger bekannte Variante prämenstruelle Dysphorie (PMDS) genannt wird. Sie betrifft etwa acht Prozent der menstruierenden Frauen, deren Beschwerden einen Grad erreichen, der sie in ihrem Alltag und Berufsleben stark beeinträchtigt.

PMDS steht erst seit 2022 im Katalog der WHO

Wie wenig bekannt die Krankheit bisher ist, sieht man auch daran, dass sie erst seit Anfang 2022 als offizielle gynäkologische Diagnose im Katalog der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelistet ist. Dort werden die Symptome als schwerwiegend genug bezeichnet, “um signifikanten Stress oder signifikante Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen zu verursachen“. Dahinter stecke keine psychische Störung, meinten die Expert*innen der WHO auch im Jahr 2022 explizit noch anfügen zu müssen.

Teure Tage: Periode für viele Frauen nicht bezahlbar

Doch was steckt nun hinter der Krankheit, die so vielen Frauen das Leben schwer macht? Laut Prof. Dr. Julia Sacher vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig vor allem Serotonin. Im Laufe des weiblichen Zyklus, insbesondere in der zweiten Hälfte und nach dem Eisprung, kommt es zu Schwankungen in der Konzentration der weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Diese Schwankungen haben direkte Auswirkungen auf den Serotoninspiegel, der maßgeblich die Stimmung beeinflusst.

Serotoninmolekül
Wie hoch der Spiegel des Botenstoffs Serotonin im Gehirn ist, ist maßgeblich für die Stimmung verantwortlich - und er schwankt viel stärker, als bisher bekannt war. (Symbolbild: Getty)

Der Botenstoff hemmt negative Gefühle wie Angst und Aggressionen, wobei ein Mangel sogar ein Auslöser für Depressionen sein kann. Aus diesem Grund wollte die Wissenschaftlerin in einer Studie herausfinden, ob Serotonin auch bei PMDS-Patientinnen eine Rolle spielt.

Veränderungen laufen viel häufiger ab als bisher gedacht

Das Ergebnis, dass Prof. Sacher gegenüber Spektrum der Wissenschaft als überraschend bezeichnete: Kurz vor der Menstruation war die Dichte der Serotonin-Transporter im Gehirn erhöht, wodurch der Verlust des Botenstoffs begünstigt wird. Genau das könne die PMDS-Symptome auslösen.

Endometriose: Jede zehnte Frau betroffen

Die neue Erkenntnis besteht darin, dass sich der Serotonin-Transporter innerhalb von derart kurzer Zeit überhaupt verändern kann. Statt von zwei Wochen, wie innerhalb des Zyklus, ging die Wissenschaft bis dahin davon aus, dass es nur alle zehn Jahre zu geringfügigen Veränderungen komme.

Medikamente können gezielter und kürzer eingenommen werden

Das Ergebnis der Studie, die mit 30 Patientinnen und 29 gesunden Frauen durchgeführt wurde, könnte direkten Einfluss auf die Therapie von Betroffenen haben.

Die Anti-Baby-Pille muss nicht unbedingt die einzige Option bei PMDS sein. (Bild: Getty Images)
Die Anti-Baby-Pille muss nicht unbedingt die einzige Option bei PMDS sein. (Bild: Getty Images)

Statt wie bisher die Anti-Baby-Pille oder Antidepressiva durchgängig einzunehmen, könnte die Einnahme der Antidepressiva auf wenige Tage im Monat beschränkt werden. Eben jene, an denen die PMDS-Symptome besonders stark sind. Gerade für Frauen mit Kinderwunsch eine deutlich bessere Option.

Schmierblutungen: Das steckt dahinter

In geringerem Ausmaß können sich laut Prof. Sacher auch Tageslichtlampen und die richtige Ernährung positiv auf den Serotoninspiegel auswirken. Empfehlenswert sind zum Beispiel Käse, Geflügel, Sojabohnen und Tofu, Nüsse und dunkle Schokolade, die allesamt Vorläufersubstanzen von Serotonin enthalten. Um mit Mitteln wie diese gezielter gegen PMDS vorgehen zu können, brauche es aber noch weitere Forschungen.

Anmerkung der Redaktion: Depressionen können mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie etwa bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist anonym und kostenlos.

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