Kann man Schlaf nachholen?

Lässt sich ein Defizit unter der Woche am Wochenende ausgleichen?

Am Wochenende einfach mal den Schlaf nachholen, der unter der Woche zu kurz gekommen ist - geht das überhaupt? (Symbolbild: Getty Images)
Am Wochenende einfach mal den Schlaf nachholen, der unter der Woche zu kurz gekommen ist - geht das überhaupt? (Symbolbild: Getty Images)

Experten werden - zu Recht - nicht müde zu betonen, wie wichtig ausreichender, qualitativ hochwertiger Schlaf für Gesundheit und Psyche ist. Das individuelle Schlafbedürfnis wird vornehmlich von den Genen bestimmt, laut der Techniker Krankenkasse brauchen die meisten Menschen jedoch sieben bis acht Stunden pro Nacht, um sich vollständig erholt zu fühlen. Laut Statista bringt es über ein Viertel der Deutschen jedoch nur auf rund sechs Stunden pro Nacht.

Dabei handelt es sich wohlgemerkt um durchschnittliche Werte. Häufig sind die Nächte noch kürzer, sei es nach einer Party, vor einer Reise oder schlicht aufgrund von Stress, Kindern oder beidem. Viele sehnen sich nach so einem akuten Schlafmangel nach dem Wochenende, an dem sie den Schlaf nachholen können. Doch ist es überhaupt möglich, Schlaf nachzuholen?

Viele Studien haben sich mit dem Thema Schlaf befasst und auch erforscht, ob sich Schlaf nachholen lässt. Einige Ergebnisse deuten zwar an, dass es durchaus hilfreich sein kann, nach einer kurzen Nacht ein Mittagsschläfchen einzulegen und sich Schlafmangel also womöglich ganz unmittelbar - also am gleichen Tag - ausgleichen lässt. Eine Langzeitstudie des Stockholmer Karolinska Instituts hat sogar ergeben, dass Menschen, die am Wochenende gerne ausschlafen, über 13 Jahre hinweg ein geringeres Sterberisiko zeigten, woraus die Studienautoren ableiteten, dass sich ein Schlafdefizit am Wochenende durchaus ausgleichen lässt.

Damit stehen die schwedischen Schlafforscher allerdings recht allein da. Ein Großteil der Forschung zeigt, dass sich bestimmte gesundheitliche Folgen nicht vollständig ausgleichen lassen. Vor allem der Stoffwechsel wird langfristig durcheinander gebracht, wie eine weitere Studie aus den USA ermittelte. Wenn der Körper unter der Woche aufgrund von Schlafmangel weniger Bewegung und aufgrund von Appetitsteigerung dafür mehr Kalorien bekommt, lassen sich die Folgen davon - Übergewicht und damit auf Dauer ein erhöhtes Risiko für Diabetes und Herz-Kreislaufkrankheiten - nicht aufhalten, nur weil der Körper am Wochenende wieder etwas mehr Energie und weniger Appetit hat.

Womöglich reicht der Schlaf, den man selbst bei ausgiebigem Ausschlafen am Wochenende bekommt, auch einfach nicht aus, um die Folgen auszugleichen, wie eine japanische Studie andeutet. Die hat vor einigen Jahren berechnet, dass es vier Tage guten Schlafs benötigt, um eine einzige verlorene Stunde Schlaf auszugleichen - realistisch gesehen ist das bei einem vollen Alltag kaum zu bewältigen.

Unterm Strich verhält es sich beim Schlaf also ein wenig wie bei der Ernährung. Wer sich zwei Tage pro Woche gut ernährt, tut seinem Körper durchaus etwas Gutes, kann aber unmöglich fünf Tage zucker- und fettreiche Schlemmerei ausgleichen. Ebenso wenig lässt sich chronischer Schlafmangel an faulen Wochenenden nachholen. Wer seinem Körper ein Geschenk machen möchte, sollte ihm also Regelmäßigkeit gönnen - vor allem beim Thema Schlaf.