Musst du jede Nacht auf Toilette? Das rät eine Ärztin

Wie oft wachst du nachts auf und musst auf die Toilette? Es kann ziemlich nervig sein - ganz besonders, wenn du danach nur schwer wieder einschlafen kannst. Wenn dir das regelmäßig passiert, leidest du vielleicht an einer Erkrankung, die als Nykturie bezeichnet wird.

Forschungsergebnissen zufolge sind etwa 40 % der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren von dieser Erkrankung betroffen, die sich in der Regel langsam entwickelt.

„Wenn die Nykturie plötzlich auftritt und der nächtliche Harnabgang sehr häufig wird oder Bettnässen auftritt, kann dies auf eine ernsthafte Ursache wie eine Harnwegsinfektion (UTI) oder gelegentlich auch auf etwas Schlimmeres hindeuten“, erklärt Dr. Deborah Lee von Dr. Fox Online Pharmacy gegenüber Yahoo UK. „Sowohl Blasen- als auch Prostatakrebs können eine Nykturie verursachen.“

Nykturie: Das können gesundheitliche Folgen sein

Selbst, wenn sie sich nur langsam entwickelt, kann eine Nykturie zu einem Schlafdefizit führen, das das Risiko für Bluthochdruck, Typ 2 Diabetes, Herzkrankheiten, Depressionen und Krebs erhöhen kann. „Es ist wichtig für die Gesundheit, dass man mindestens sieben Stunden guten Schlaf bekommt“, erklärt Dr. Lee und fügt hinzu, dass das häufige Aufwachen dabei zu einem Verlust von REM-Schlaf führen kann. „Während dieser Schlafphase verarbeiten wir Erinnerungen und neu erlernte Fähigkeiten verfestigen sich“, sagt sie.

„REM-Schlaf ist wichtig für das Lösen von Problemen. Man fühlt sich danach außerdem wacher. Aus diesem Grund beeinträchtigt ein Verlust an REM-Schlaf unsere kognitiven Funktionen und unser Gedächtnis. Wenn du zu wenig REM-Schlaf hattest, wachst du morgens müde auf und fühlst dich weniger aufmerksam, sodass du anfälliger für Stürze und Frakturen bist.“

Häufige Ursachen einer Nykturie

Die Ursache für eine Nykturie ist oft etwas so Einfaches wie das Trinken von zu viel Flüssigkeit kurz vor dem Schlafengehen, aber sie kann auch durch andere Grunderkrankungen verursacht werden:

• Diabetes: Typ 1, Typ 2 und Schwangerschaftsdiabetes

• Herzmuskelschwäche

• Ödeme (Schwellungen) an den unteren Gliedmaßen

• Schlafstörungen, einschließlich obstruktiver Schlafapnoe (OSA)

• Medikamente, z. B. Diuretika, Digoxin, Lithium, Phenytoin und hoch dosiertes Vitamin D

• Zu viel Kaffee oder Alkohol, besonders kurz vor dem Schlafengehen

• eine sehr salzhaltige Ernährung

• Blasenobstruktion, z. B. durch eine vergrößerte Prostata

• eine hyperaktive Blase/Reizblase

• eine Infektion der Blase oder der Harnwege

• Interstitielle Zystitis

• Blasenkrebs

• zu wenig Östrogen nach den Wechseljahren

• Prolaps

• nach einem gynäkologischen Eingriff

• Druck auf das Rückenmark aufgrund von Spinalkanalstenose oder neurologischen Erkrankungen, die die Blasenkontrolle beeinträchtigen

Wie du eine Nykturie lindern kannst

Das Wichtigste zuerst: Wenn du häufig nachts aufwachst und auf die Toilette musst, solltest du einen Termin mit deinem Arzt vereinbaren, und zwar vor allem, wenn dies erst seit Kurzem so ist.

„So werden häufige Erkrankungen wie Diabetes, eine Harnwegsinfektion oder Nierenkrankheiten ausgeschlossen und man wird dir sagen, wie du deine Symptome am besten lindern kannst“, erklärt Dr. Lee.

Diese Maßnahmen kannst du ergreifen, um die Symptome einer Nykturie zu lindern.

1. Führe ein Flüssigkeitstagebuch

„Führe über einen Zeitraum von sieben Tagen ein schriftliches Protokoll darüber, wann und wie viel du trinkst“, rät Dr. Lee. „Notiere dazu, wie oft du nachts aufstehen musst, um auf Toilette zu gehen. Vielleicht stellst du ein Muster fest, das dir einen Hinweis darauf gibt, was du ändern kannst.“

2. Schränke Flüssigkeiten ein

Dr. Lee empfiehlt, ab zwei Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr zu trinken, und zwar besonders nichts Koffeinhaltiges oder Alkohol.

„Koffein nach 18 Uhr ist nicht zu empfehlen“, fügt sie hinzu. „Beide sind Diuretika und werden bei dir nachts möglicherweise Harndrang auslösen.“

3. Treibe regelmäßig Sport

„Ausreichende körperliche Bewegung ist überaus wichtig“, sagt Dr. Lee. „Untersuchungen haben ergeben, dass Männer, die sich mindestens eine Stunde pro Woche körperlich betätigen, 13 % seltener unter Nykturie leiden und 34 % seltener eine schwere Nykturie haben.“

4. Ziehe Gewichtsreduktion in Erwägung

Laut Dr. Lee kann Übergewicht aus verschiedenen Gründen für die Nykturie verantwortlich sein.

„Die größere Menge an Bauchfett übt einen erhöhten physischen Druck auf die Blase aus“, erklärt sie. „Außerdem neigen einige Übergewichtige dazu, nachts zu naschen. Bei Männern wird Fettleibigkeit mit einer Vergrößerung der Prostata in Verbindung gebracht, die zu nächtlichem Harndrang führt. Eine Gewichtsabnahme kann die Nykturie jedoch lindern.“

5. Verzehre weniger Salz

„Die große Mehrheit der Menschen nimmt mehr als das Doppelte der empfohlenen Tagesmenge an Salz zu sich“, erklärt Dr. Lee. „Ein zu hoher Salzkonsum ist auch eine Ursache für Nykturie, denn zu viel Salz macht durstig, sodass man mehr trinkt. Du kannst die Nykturie lindern, indem du den Salzgehalt in deiner Ernährung reduzierst.“

6. Stärke deinen Beckenboden

Bei Frauen können Beckenboden- oder Kegelübungen die Symptome einer überaktiven Blase nachweislich verringern.

7. Ändere ggf. die Uhrzeit deiner Medikamenteneinnahme

„Nimm harntreibende Mittel (Wassertabletten) direkt morgens und nicht erst am Abend, damit der Bedarf, eine größere Menge Urin auszuscheiden, dann verschwunden ist, wenn es später am Abend an der Zeit ist, ins Bett zu gehen“, so Dr. Lee.

8. Leg die Beine hoch

„Wenn man sich ins Bett legt und flach liegt, wird die Flüssigkeit, die sich tagsüber in aufrechter Position in den Unterschenkeln und um die Knöchel herum angesammelt hat, in den Blutkreislauf zurückgedrängt“, erklärt Dr. Lee. „Diese überschüssige Flüssigkeit muss dann über den Urin ausgeschieden werden. Um zu vermeiden, dass du schon kurz nach dem Einschlafen wieder aufstehen musst, solltest du deine Beine am Nachmittag und am frühen Abend hochlegen.“

9. Hör auf zu rauchen

Diverse Studien haben eine Verbindung zwischen Nykturie und Rauchen festgestellt. Wenn du aufhörst zu rauchen, können Entzündungen und Reizungen der Blase reduziert werden.

Laura Hampson