The Social Pulse: Social Media Post klärt auf - darum ist Erdbeermarmelade illegal

Worüber im Netz diskutiert wird und warum

Mit dem Brexit hat sich Großbritannien aus der Europäischen Union verabschiedet, um nicht mehr deren strengen Vorschriften zu unterliegen. Eine der kurioseren EU-Regeln haben wir jedoch den Briten zu verdanken: Das Land machte Erdbeermarmelade in der EU illegal.

Erdbeermarmelade, oder doch eher Konfitüre? Die EU erlaubt - zumindest im Einzelhandel - erstere Bezeichnung nicht (Symbolbild: Getty Images)
Erdbeermarmelade, oder doch eher Konfitüre? Die EU erlaubt - zumindest im Einzelhandel - erstere Bezeichnung nicht (Symbolbild: Getty Images)

Wer in den Supermarkt loszieht, um Erdbeermarmelade zu kaufen, steht vor einer unlösbaren Aufgabe. Denn man kann mehrere Variationen von beerigen Brotaufstrichen kaufen, von Konfitüre und Konfitüre Extra über Gelee bis hin zum Fruchtaufstrich. Nur Erdbeermarmelade sucht man vergebens - ebenso wie Himbeer-, Pfirsich-, oder Brombeermarmelade. Denn diese sind in EU-Ländern im Einzelhandel tatsächlich bis heute verboten.

Daran erinnerte funk, das Content-Netzwerk von ARD & ZDF, in einem viralen Instagram-Post und erklärte auch den Grund. In Großbritannien, das bis vor wenigen Jahren noch zur Europäischen Union gehörte, versteht man unter Marmelade die dort beliebte Orangenmarmelade. Akzeptiert werden unter dem Begriff höchstens noch andere Brotaufstriche aus Zitrusfrüchten, nicht jedoch Beeren oder anderem Obst. Und eben jede Begrifflichkeit setzte Großbritannien 2001 schließlich auch im Rest der EU durch.

Zitrusaufstriche dürfen sich demnach auch hierzulande Marmelade nennen, Erdbeere oder andere Sorten bekommt man höchstens als Konfitüre oder Fruchtaufstrich.

Ein Hoch auf die "echten Probleme" der EU

Knapp 50.000 Likes und mehr als 500 Kommentare hat der Social-Media-Post von funk angesammelt, und in den Reaktionen überwiegt neben Fassungslosigkeit über die bigotte Bürokratie der EU die Belustigung über eben diese. "Stellt euch vor ihr arbeitet in der Politik. Ihr habt euch dazu entschlossen, in der Hoffnung wirklich was zu bewegen. Und dann sitzt ihr Wochenlang in einem Konferenzraum und verhandelt darüber, was Marmelade genannt werden darf und was nicht", spottet ein Nutzer. "Und genau das sind die Probleme, um die sich die EU kümmern muss! Hoffentlich arbeiten daran so viele Abgeordneten so lange wie möglich daran. Danach ist Weltfrieden", schreibt ein weiterer mit triefendem Sarkasmus.

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"Zum Glück beschäftigen die Politiker mit wichtigen Dingen! Ich verlange augenblicklich Erdbeermarmelade! Wir leben in einer Diktatur!" scherzt eine andere Nutzerin. "Tom und sein Erdbeermarmeladen Brot mit Honig ist ja also noch viel mehr Ghetto als gedacht", heißt es in einem weiteren Kommentar in Bezug auf eine Animationsserie.

Darf Marmelade bald wieder Marmelade heißen?

Wie ein Fruchtaufstrich - abgesehen von Marmelade - letztlich genannt wird, bestimmen freilich weitere, strenge Regeln, die auf dem Frucht- und Zuckeranteil basieren. Der jeweilige Pflichtanteil variiert jedoch: Konfitüre Extra muss bei der Erdbeerversion 45 Prozent Fruchtanteil enthalten sein, bei klassischer Erdbeerkonfitüre reichen 35 Prozent, und Johannisbeerkonfitüre kommt mit 25 Prozent aus. Was unter den vorgeschriebenen Anteil kommt, darf sich lediglich Fruchtaufstrich nennen.

Wer Marmelade möchte, die auch so heißt, muss diese entweder selbst kochen oder auf Bauern- und Wochenmärkten kaufen - diese sind von der EU-Regelung ausgenommen.

Wie lange diese gilt, ist jedoch aktuell mal wieder in der Schwebe. Bereits zum Brexit im Jahr 2017 wurde überlegt, Marmelade, die nicht aus Zitrusfrüchten ist, in der EU wieder zuzulassen. Seit April diesen Jahres liegt der EU-Kommission ein Gesetzestext vor, der die gute alte Erdbeermarmelade wieder zurück in die Supermarktregale bringen soll.

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