Wann sollte ich mir wegen eines Katzenkratzers Sorgen machen?

Das sagen Experten

Katzen sind tolle Haustiere, haben aber scharfe Krallen - was bei einem Katzenkratzer zu beachten ist (Symbolbild: Getty Images)
Katzen sind tolle Haustiere, haben aber scharfe Krallen - was bei einem Katzenkratzer zu beachten ist (Symbolbild: Getty Images)

Katzen sind süße, liebevolle Haustiere und können Studien zufolge sogar Stress, Angststörungen und geistigen reduzieren. Allerdings haben sie auch scharfe Krallen, die, wie viele Katzenbesitzer bezeugen können, gelegentlich schmerzhafte Spuren auf der Haut hinterlassen.

Reicht bei diesen Katzenkratzern einfach ein Pflaster oder braucht es manchmal womöglich intensivere medizinische Fürsorge, um Infektionen vorzubeugen? Auf welche Symptome sollte man achten, wenn man von einer Katze gekratzt wurde, und kann man womöglich bereits verhindern, dass die Katzen bedenkliche Infektion überhaupt erst übertragen? Wir haben Experten zu dem Thema befragt.

Warum sollte man Katzenkratzer ernstnehmen?

Normalerweise gehören Katzenkratzer nicht zu den Verletzungen, um die man sich groß sorgen müsse, wie Hausärztin Dr. Barbara Bawer aus Ohio erklärt. Meistens seien sie harmlos, abgesehen von dem Kratzer selbst, der schmerzhaft sein kann, aber in der Regel von allein abheilt. Allerdings bergen Katzenkratzer auch das Risiko für Infektionen, da "Katzen bestimmte Viren und Bakterien übertragen können", wie die Ärztin weiter hinzufügt.

Die bekannteste dieser Infektionen ist die sogenannte Katzenkratzkrankheit (KKK), die von dem von Katzen übertragenen Bakterium Bartonella henselae verursacht wird - übrigens nicht ausschließlich über Kratzer, sondern auch über Katzenbisse oder das Lecken einer offenen Wunde.

"KKK tritt am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen auf", erklärt Notfallmediziner Dr. Tom Waters. "Erkennbar ist sie an Rötungen und Schwellungen rund um den Kratzer sowie Anschwellen der Lymphknoten in der Nähe des Kratzers." Auch Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit gehören zu den Symptomen.

Zwar sind Katzen nicht die einzigen Tiere, die diese Erkrankung übertragen können, sind sie die Hauptwirte für den Erreger, ohne selbst Symptome der Infektion zu zeigen. Von Katze zu Katze übertragen werden die Bakterien typischerweise durch Flöhe. Die beste Prävention ist daher, Flohbefall bei seiner Katze vorzubeugen und im Fall der Fälle schnell zu behandeln.

Vor allem junge Katzen verpassen einem schon mal einen Kratzer (Bild: Getty Images)
Vor allem junge Katzen verpassen einem schon mal einen Kratzer (Bild: Getty Images)

Jede Katze kann den Erreger übertragen, aber am häufigsten tragen ihn Streuner, wie Waters erklärt, da sie eher dazu neigen, Flöhe zu haben. "Deswegen kann man sich von einem Kratzer einer streunenden Katze eher die Katzenkratzkrankheit einfangen als von einer Hauskatze." Doch auch junge Katzen sind anfällig für den Erreger und neigen noch dazu eher dazu, im Spiel mit Menschen ihre Krallen und Zähne einzusetzen.

Können Katzenkratzer Tollwut übertragen?

In sehr seltenen Fällen kann ein Katzenkratzer auch etwas Ernsteres als KKK übertragen. Theoretisch gehört dazu die tödliche Viruserkrankung Tollwut, die in Deutschland dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge dank effektiver Bekämpfungsmaßnahmen sowohl bei Wild- als auch bei Haustieren nahezu ausgelöscht wurde. Der letzte Tollwutfall in Deutschland kam demnach 2006 bei einem Fuchs vor.

Darüber hinaus ist Deutschland nahezu vollständig von Ländern umgeben, in denen Tollwut ebenfalls keine Gefahr mehr darstellt, wie die Kleintierpraxis Wandsbek auf ihrer Website schreibt. Für Reisen in die meisten EU-Länder müssen Haustiere zudem gegen Tollwut geimpft sein.

Noch unwahrscheinlicher ist eine Infektion mit der Beulenpest, die zwar weltweit entgegen häufiger Annahme noch nicht ausgestorben ist, Europa dem RKI zufolge nicht mehr vorkommt. In den USA wurde vor wenigen Tagen allerdings ein Fall gemeldet, in denen ein Mann in Oregon sich höchstwahrscheinlich bei seiner Katze mit der Pest angesteckt hat - sowohl Mensch als auch Tier zeigen die gleichen Symptome der Krankheit. Es ist der erste Pestfall in dem US-Bundesstaat seit acht Jahren.

Die Erkrankung wird üblicherweise von Flöhen übertragen, die von dem Bakterium Yersinia pestis befallen sind. Theoretisch kann ein Haustier sich mit der Pest anstecken, wenn es von einem solchen Floh gestochen wird oder Kontakt mit einem infizierten Tier wie beispielsweise einer Ratte hat, doch selbst in Gebieten, in denen die Pest noch vorkommt, ist eine Übertragung von Katze auf Mensch extrem selten. Selbst wer auf Reisen in betroffenen Ländern Afrikas, Asiens oder Amerikas von einer Katze gekratzt wurde, muss sich in der Regel also keine Sorgen um Beulenpest machen.

Was tun bei einem Katzenkratzer?

Wird man von einer Katze gekratzt - sei es die eigene oder ein Streuner - ist es in aller Regel also nicht notwendig, in die Notaufnahme zu eilen, wie Waters erklärt. Stattdessen solle man vorgehen wie bei jeder kleinen Verletzung und den Kratzer gründlich desinfizieren und in den kommenden Tagen auf auf ungewöhnliche Symptome im Auge behalten. Entwickeln sich Rötungen und Schwellungen oder gar Eiter um die Kratzstelle, könnte sich die Wunde entzündet haben oder, bei zusätzlich geschwollenen Lymphknoten, gar die Katzenkratzkrankheit gebildet haben. Beides sollte ärztlich untersucht werden, da bei KKK unter Umständen Antibiotika notwendig sind.

Am besten ist es, Katzenkratzer möglichst zu vermeiden, indem man Streunern fernbleibt und seiner Katze auf Distanz bleibt, wenn sie nicht in der Stimmung für Spiel oder Kuscheln ist.